Der Bürgermeisterwahlkampf in Bonndorf ist entbrannt – stark geprägt durch die Corona-Pandemie. Knapp fünf Wochen vor dem ersten Wahlgang putzt die Mehrheit der bislang fünf Kandidaten bereits Klinken. Die Corona-Pandemie verschiebt den Wahlkampf allerdings auf bislang nicht gekannte Ebenen – teils hoch über die Köpfe der Wähler. In Annäherung an klassische Muster geschieht Wahlkampf bestenfalls im Freien und auf Abstand.
Zunehmend spielen Internetauftritte und – in der Gesamtstadt zumindest seit drei Jahrzehnten vor Bürgermeisterwahlen ungewohnt – Plakatierungen eine gewichtigere Rolle. Auf den digitalen Plattformen wird das Wahlvolk mit Kandidatensichtweisen zu Fragen der kommunalen Entwicklung und zu neuen Wegen gefüttert, auf der analogen Schiene „Wahlplakat“ lächeln drei Fünftel der Kandidaten den Passanten entgegen.
Beweggründe
Die Beweggründe, so intensiv aufs Analoge zu setzen, sind unterschiedlich. Hans Grabow: Plakatieren gehöre dazu, um den Menschen zu zeigen, dass man eine Sache wirklich will und – in seinem Fall – um das Manko der weiteren Anreise für Wahlkampfveranstaltungen auszugleichen. Oder Alexandra Ruf: Aufmerksamkeit auf die eigene Person richten, sei bedeutsam. Allerdings dergestalt, dass es niemanden erschlage.
Thomas Reich, der als erster mit einem Konterfei von einer privaten Hauswand prangte, möchte mit diesem einen Banner Wirkung erzielen. Weitere Plakatierung schließt er im Gespräch aus. Zumal die Plakatentsorgung nach der Wahl für ihn in keinem Verhältnis zur Dauer der Präsentation stehe – Stichwort Nachhaltigkeit.
Wichtig sei ihm das persönliche Gespräch, er wolle diejenigen erreichen, die sich von seinen Konzepten angesprochen fühlen und im Falle seiner Wahl diesen Weg gehen möchten. Marlon Jost, ein weiterer Kandidat, setzt auf Bürgernähe – das direkte Gespräch – als wichtigsten Baustein seiner Kandidatur. Diese Schiene fährt auch Jochen Schäuble, der Fünfte im Karussell. Er möchte gänzlich auf Plakatwerbung verzichten.
Großflächige Werbemöglichkeit
Im personell bislang überschaubaren Kandidatenfeld scheinen Plakatierungsmöglichkeiten im öffentlichen Raum mit näher rückendem Wahltermin umkämpfter zu werden. Zulässig für Plakatierungen sind nach Auskunft des Hauptamts der Stadt etwa Laternenpfähle und öffentliche Plakatwände. Es gebe keine Mengenbeschränkungen, Sicherheitsstandards seien einzuhalten. Dies sei bislang umfassend genutzt worden. Großflächige Werbemöglichkeit rücken nun ins Blickfeld der Kandidaten.
Neben der Grundschule hat sich Kandidatin Alexandra Ruf bereits im Dezember eine Fläche gesichert, eine allgemeine Anfrage für diesen Standort von Marlon Jost lief dieser Tage ins Leere. Jedem bleibe es freigestellt, beantwortet das Hauptamt eine Anfrage, großflächig auf Privatgelände zu werben – nach Zustimmung des Eigentümers. Zumindest einer der Kandidaten, Hans Grabow, kündigte im Gespräch bereits an, nun eben Plakatwände mieten zu wollen.