Klassisch gesehen, ist eine Mühle ein reiner Produktionsstandort – Getreide wird zu Mehl gemahlen. Die Blattert-Mühle in Wellendingen geht durch den Mühlenladen bereits seit langem einen erweiterten Weg. Müllermeister Daniel Blattert, seine Frau Christiane sowie Luisa Kleiser wollen als Projektteam diese betriebswirtschaftliche Ausrichtung durch den Gebäudeumbau auf dem Lehner-Haus-Areal konkretisieren. Der Servicegedanke wird nun auf die komplette Lieferkette gedacht.
Der Umbau des ehemaligen Produktionsgebäudes für Holzhäuser durch die Familie Blattert ist weit gediehen. Noch in der ersten Jahreshälfte 2021 ist die Inbetriebnahme des neuen Mühlenladens samt Schauproduktion (rund 600 Quadratmeter) sowie des Logistikbereichs (rund 800 Quadratmeter inklusive einer kleinen Produktionseinheit) auf dem rund 12.260 Quadratmeter großen Gelände geplant. Die künftigen Strukturen des Verkaufsraums sind beim Gang durch die Halle bereits zu erkennen – die Lagerfläche für Groß- und Einzelhandel, die Backmanufaktur, ein Informations- und der Kassenbereich.
Im schlichten Industriestil
Um dem Charakter der ehemaligen Produktionshalle Rechnung zu tragen, wurden die neuen Einbauten und Ausstattungen im schlichten Industriestil gehalten. Die größte Herausforderung sei nicht die Ideenentwicklung gewesen, so Christiane Blattert, sondern sich in den Ideen zu beschränken. Die vorhandene Fläche solle nämlich nicht einem Sammelsurium an Produkten dienen, sondern ausschließlich eine schlichte Präsentationsfläche für das bisherige Sortiment mit wenigen, passenden Erweiterungen sein. Größtmögliche Klarheit sei ein vielschichtiger Anspruch der Unternehmerfamilie.

Der Bruch vom 60 Quadratmeter Mühlenladen zur 600 Quadratmeter Erlebnisfläche könne größer nicht sein, man freue sich aber jetzt schon auf die Reaktionen der Kunden. Um die neue Ära zu unterstreichen, sind auch der Firmenname und das Logo in seiner Aussage überarbeitet worden.
Der Kauf des dem jetzigen Mühlenbetrieb benachbarten Lehner-Haus-Areals im Jahr 2018 habe zunächst dazu gedient, dem Unternehmen betriebliches Entwicklungspotential offen zu halten, erinnert sich Daniel Blattert – damals noch, ohne konkrete Ideen mit dem Objekt zu verfolgen.
Auf Endkunden ausgerichtet
Das Projektteam habe die geltende Unternehmensphilosophie der Mehlproduktion und Platzierung erster Veredelungsstufen dann erweitert – erweitert im Bereich der Veredelung, der Lagerhaltung, der Information und des Kundenservices, erläuterte Daniel Blattert. Geplante Erweiterungen der Produktpalette beinhalten immer die Bereiche Kochen und Backen. Dieser erweiterte Gedanke einer serviceorientierten Lieferkette sei auf den Endkunden ausgerichtet. Endkunde sei nicht nur im Sinne von Großkunden, sondern auch von Privatkunden zu verstehen, erläuterte Daniel Blattert.
Großkunden stehe künftig ein Logistikbereich in Form eines Palettenlagers zur Verfügung, Privatkunden profitieren von einer größeren Mühlenladenfläche, durch eine Backmanufaktur werde der Erlebniswert und der Informationsgehalt rund ums Mehl und dessen Folgeprodukte gesteigert. Dieser Gedankenkomplex sei in den bisherigen räumlichen Strukturen der Mühle schwieriger umsetzbar gewesen, als es künftig möglich sein wird. Der Familienbetrieb habe mit diesem Konzept eine Antwort auf die Herausforderungen am Markt gefunden, ist sich Daniel Blattert sicher.