Traditionell schwärmen die Bonndorfer Pflumeschlucker am Sonntag vor dem Beginn der Fastnacht in sechs unterschiedlichen Touren zur Propagandafahrt aus. Mit großen und kleineren Bussen, vollbepackt mit Süßigkeiten, Früchten, Handzetteln und Plakaten, mit Musikinstrumenten und Narrenzeitungen fahren sie in die Orte rund um Bonndorf und verkünden die einheimischen Fastnachtsveranstaltungen.
Ganz „Propaganda!“ steht hinter dem Unterfangen die Absicht, möglichst viele Narren, Zuschauer, Gäste, Jung und Alt, für die Pflumeschluckerfasnacht zu begeistern und nach Bonndorf zu locken. Nebenbei kommen dabei die Kinder beim Aufsagen von Narrenversen als Belohnung in den Genuss von Süßigkeiten. Die Stationen in Gasthäusern, Gemeindehallen oder zentrale Plätzen sind grundsätzlich seit jeher dieselben und nur gelegentlich kommen neue hinzu, wie beispielsweise das Gasthaus „Napoleon“ in Stühlingen.
Närrischer Frohsinn
Trotz neuerer Werbemöglichkeiten und Informationskanälen zelebrierten die Pflumeschlucker ihren Propagandasonntag auch in diesem Jahr wie eh und je und frönten ihrem närrischen Frohsinn bei prächtigem Sonnenschein. Was am Nachmittag am Latschariplatz in Bonndorf um 13 Uhr begann, endete lauthals am späten Abend mit Einzug aller Heimkehrenden im „Di Lisi“, die einen früher, die anderen später, einige traditionell besonders spät.
Die Narrenräte Paul Müller und Karl-Egbert Jost und ihre Truppe waren die ersten zurück, nachdem sie ihre Narren in Boll, Münchingen, Ewattingen, Blumegg und Lausheim besucht und erfreut hatten. Von ihren Erlebnissen in Dillendorf, Wellendingen, Wittlekofen, Wangen und den Alpgasthäusern erzählte die Gruppe mit den Narrenräten Norbert Rheiner und Michael Goldberg. Die Wangener Narren im Gemeindesaal in Oberwangen, so die einhellige Meinung der beiden, hatten sich mit Herzlichkeit, vielen Kindern und Hochstimmung wieder einmal Bestnoten verdient. Die Narrennester in Gündelwangen, Holzschlag, Lenzkirch und Glashütte – eine weitere Tour – waren von Narrenrat Harald Meier, Narrenvater Clemens und Ehrennarrenvater Klaus Podeswa und der dazu gehörenden Gruppe „beglückt“ worden.
Die „Räte“ Dirk Amann und Lothar Ketterer hatten in Münchingen, Lembach, Weizen, Schwaningen und Wellendingen „propagandiert“, Steffen Vesenmayer und Marco Johner in Bettmaringen, Birkendorf und Grafenhausen und Vizenarrenvater Alexander Matt und Säckelmeister Markus Pfendler Faulenfürst und Schluchsee. Und alle waren sich einig – die vergleichsweise hohen Temperaturen hatten den Tag auch für die Hästräger zu einer schweißtreibenden Angelegenheit werden lassen.
Am Ende beim großen Finale im Bonndorfer „Di Lisi“ waren trotzdem alle überglücklich, den Propagandasonntag als Auftakt für die am Schmutzigen Donnerstag beginnenden sechs Fastnachtstage bestens gemeistert zu haben.
Die Propaganda
In mehreren Gruppen schwärmen die Pflumeschlucker in die Region aus. Jede dieser Gruppen setzt sich aus erwachsenen Pflumeschluckern im Häs, Fahrzeugen mit Fahrern, einer Musikformation und den für den Ablauf verantwortlichen ehemaligen und amtierenden Narrenräten zusammen. Mit dem Pflumeschluckermarsch und dem -lied ziehen die Hansele in die Lokalitäten ein und versuchen dort mit Kindern, Wirtsleuten, Narren oder Zaungästen ins Gespräch zu kommen. Das bunte Treiben enthält alles, was alemannische Narretei ausmacht und lebt von dem spontanen Spiel zwischen dem Narr und seinem Gegenüber. Lieder, wie sie Fastnacht kennt, garnieren die Zeremonie, bis das Ende mit Narri-Narro eingeläutet wird.