Stefan Limberger-Andris

Herr Binninger, wie viele Betriebe, die Sie als Finanzinstitut betreuen, haben sich bei Ihnen gemeldet und um Unterstützung gebeten?

Wir führen für Geschäfts-, Firmen- und Unternehmenskunden knapp 3000 Konten. Bei natürlichen Personen haben wir rund 16.000 und bei Vereinen rund 800 Konten. Das bei 22.000 Menschen in unserem Geschäftsgebiet. In den ersten beiden Wochen des Lockdown haben wir 146 Beratungsgespräche und unzählige Telefonate geführt.

Wie sieht bei diesen Betrieben, die angefragt haben, die Unternehmensstruktur aus?

Es sind dies zwölf verschiedene Branchen mit einer ein- bis dreistelligen Mitarbeiteranzahl.

Werden es Ihrer Einschätzung nach noch mehr Betriebe aus der Region Bonndorf werden, die um Unterstützung nachfragen?

Es werden noch viele dazu kommen. Wir haben anfangs bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau KfW Darlehen in der Bandbreite von 50.000 bis 1 Millionen Euro beantragt. Wir sind im Gespräch über noch höhere Tranchen.

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Wie sieht Ihre klassische Unterstützung aus?

Wichtig ist, individuell die richtige Lösung zu finden. Gegebenenfalls mit Einbezug des Steuerberaters. Dann Förderdarlehen, Tilgungsaussetzung, Tilgungsstreckung, Zwischenfinanzierung, Betriebsmittelkrediterhöhung und eigene Darlehen.

Hält die Sparkasse noch weitere, besondere Instrumente in der Krise bereit?

Wir haben vor sechs Jahren bei unserer Bausparkasse LBS Bausparvorratsverträge in Höhe von 40 Millionen Euro abgeschlossen, damit wir auch dem Häuslebauer jetzt (wegen Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit) oder bei eventuell drastisch steigenden Zinsen helfen können.

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Wird die Sparkasse Bonndorf-Stühlingen selbst von der Krise tangiert?

Wir haben während des Beginns der Finanzkrise einen Notfallplan erarbeitet und immer wieder angepasst. Es gibt einen Krisenstab bestehend aus zwei Vorständen, einem stellvertretenden Vorstand und drei Abteilungsleitern. Wir kommunizieren mit unseren Mitarbeitern, dem Verwaltungsrat und dem Personalrat. Wir erhalten nahezu stündlich Informationen durch Landesbank, KfW, den Sparkassenverband, die L-Bank, die Bundesbank, die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht BaFin, die Europäische Zentralbank EZB, das Regierungspräsidium, die Bezirksarbeitsgemeinschaft, von Behörden und Bundestagsabgeordneten. Kunden beraten, umsetzen, finanzieren und verantworten, das liegt alleine bei unserer Sparkasse.

Unterstützen Sie die Vereinswelt, die möglicherweise bereits in anstehende Veranstaltungen investiert hat und diese nun absagen muss?

Unsere Marketing- und Werbeabteilung telefoniert seit Wochen täglich mit den verschiedensten Vereinsvorständen. Wir unterstützen unsere Vereine seit jeher und erst recht in diesen Zeiten. Stellen Sie sich mal vor, was wir für unsere Menschen, Vereine, Institutionen noch zusätzlich Gutes tun könnten, anstatt jährliche Ausgaben für Prüfungskosten in Höhe von 192.000 Euro, Umlagen mit 556.000 Euro und 326.000 Euro Negativzinsen zahlen zu müssen. Dazu kommt noch, dass rund ein Drittel der Arbeitszeit unserer Mitarbeiter anfällt, um nach vorgegebenen internationalen Regeln zu arbeiten. Das sind alles in allem pro Jahr 3,2 Millionen Euro an Kosten.

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Wie sieht diese Unterstützung für die Vereine aus?

Dazu haben wir ein fünfstelliges Budget kurzfristig eingestellt.

Wie viel Vereine haben Sie denn schon kontaktiert, wie viele werden Hilfe in Anspruch nehmen?

25 Vereine hatten wir in der Anfangsphase selbst angesprochen und erarbeiteten individuelle Hilfen. Wir sprechen auf jeden Fall noch weitere Vereine an.

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Wie schützt die Sparkasse ihre Mitarbeiter?

Wir arbeiten in datenunsensiblen Bereichen in einem Notfallkonzept im Homeoffice. Wir haben seit 20 Jahren Einzel- oder Zweierbüros – schon aus Diskretionsgründen. Das ist jetzt bei der Ansteckungsgefahr ein Vorteil. Service und Berater schützen wir durch Plexiglasabtrennungen, die unser Hausmeister Frank Blattert blitzschnell hergestellt hat. An jeder Ecke im Haus steht Desinfektionsmittel. Handschuhe für den Service sind selbstverständlich. Die kfd Bonndorf unter dem Vorsitz von Rita Schüle hat Masken genäht. In Arno Waldkircher haben wir einen mitarbeiter-, kunden- und betriebsorientierten Personalratsvorsitzenden.