Friedbert Zapf

Die Roggenbacher Schlösser im Steinatal werden im Auftrag der Bauverwaltung des Landes (VBA) standsicher gemacht. Nach einer langen Winterpause hatten die Mitarbeiter des Unternehmens SJR Spezialtiefbau aus Polenz in Sachsen im April ihre Arbeit wieder aufgenommen. Es wurde die Mauerkrone des Nordturms der Ruine Roggenbach mit einem Spezialmörtel abgedichtet. In der Ruine Steinegg durfte zunächst aus Artenschutzgründen noch nicht gearbeitet werden. Wie ist der derzeitige Stand?

Verzögerung durch Wanderfalken

Ein Wanderfalkenpaar hat auch 2020 im Turm der nördlich gelegenen Ruine Steinegg gebrütet. Der streng geschützte Vogel durfte im Frühjahr nicht durch Bauarbeiten gestört werden. Nachdem die jungen Wanderfalken Mitte Juli ausgeflogen und nicht mehr an den Horstplatz gebunden waren, konnte der Turm komplett eingerüstet werden und die Sanierungsarbeiten konnten beginnen.

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Im Nordturm der Ruine Roggenbach indes wohnt eine andere geschützte Artengruppe. In den Spalten und Rissen des Turms hatten bislang verschiedene Fledermausarten ihr Sommerquartier. Sicher nachgewiesen ist dabei die seltene und streng geschützte Zwergfledermaus, sehr wahrscheinlich verschlafen auch die Mopsfledermaus, die Fransenfledermaus und das Große Mausohr hier den Tag. Deren Quartiere dürfen nach dem Bundesnaturschutzgesetz nicht zerstört werden.

Lösung für ein Dilemma

Andererseits verlangte Bauleiter Erwin Schwing, dass die Spalten aus statischen Gründen verschlossen werden. Die klaffenden Risse waren der Grund für die Sanierung. Für dieses Dilemma hat der Ökologische Baubegleiter und Fachgutachter für Fledermäuse, Luis Ramos, aus Ravensburg die Lösung: Es sollen „Ersatzspaltenquartiere“ in die Turmfassade eingebaut werden.

In die Fassade des Nordturms der Ruine Roggenbach werden 16 künstliche Fledermausquartiere eingebaut.
In die Fassade des Nordturms der Ruine Roggenbach werden 16 künstliche Fledermausquartiere eingebaut. | Bild: Friedbert Zapf

Biologe Luis Ramos hat festgelegt, wo die 16 künstlichen Fledermauswohnungen platziert werden. Die Mitarbeiter von SJR Spezialtiefbau haben dort bereits in die mächtigen Sandsteinquader der Außenwand 50 Zentimeter breite und 40 Zentimeter tiefe Nischen gehauen. Und in diese Nischen werden gewöhnliche Hohlblocksteine mit Aussparungen eingesetzt, die als Ersatzspaltenquartiere dienen. Danach wird die Fassade wieder mit Sandsteinmauerwerk verschlossen. Bis auf einen zwei Zentimeter breiten Spalt am Boden der Nische.

Fledermausexperte Luis Ramos zeigt ein Ersatzquartier für die Fledermäuse, einen normalen Hohlblockstein.
Fledermausexperte Luis Ramos zeigt ein Ersatzquartier für die Fledermäuse, einen normalen Hohlblockstein. | Bild: Friedbert Zapf

Durch diesen Spalt gelangen die Fledermäuse unter den Hohlblockstein und klettern dann hoch in dessen Aussparungen. „Ich bin mir sicher, dass die Tiere die Ersatzquartiere rasch annehmen“, zeigt sich Luis Ramos überzeugt. Bereits Ende September wolle er eine erste Erfolgskontrolle vornehmen. Ramos geht davon aus, dass die Quartiere von kleinen Fledermausgruppen bezogen werden, übrigens streng nach Geschlecht getrennt.

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Im nächsten Sommer sei mit sogenannten Wochenstuben zu rechnen, dann bewohnten 30 bis 40 erwachsene und junge Fledermäuse einen Hohlblockstein. Polier Philipp Michael Rost überwacht den Einbau der Ersatzspaltenquartiere. Es seien außerdem noch einige Restarbeiten am Turm zu erledigen. „In 14 Tagen spätestens ist der Turm der Ruine Roggenbach saniert“, zeigt er sich zuversichtlich.