In der Mitte des großen Waldgebiets zwischen Hochsal, Niederwihl und Schachen vereinigen sich die beiden Wasserläufe Riebach und Haubach. Sie umfließen dabei ein langgezogenes Hochplateau auf Gemarkung Hochsal, Gersich genannt. Unweit davon zeugen aufgelassene Kohlplätze von der harten Arbeit der einstigen Kohlbrenner, und der Name des benachbarten Gewanns „Beim Hofmättle“ mitten im dunklen Tann gelegen, lässt aufhorchen.
Gutshof Gersegg
Noch im vorigen Jahrhundert erinnerten dort Waldmatten an eine andere Nutzung des Geländes. Hier lag vor 700 Jahren der dem Kloster Säckingen gehörende große Gutshof Gersegg. Ob dieser Grundbesitz durch Rodungsaktionen des Gotteshauses in dessen Besitz gelangte, ist fraglich, da noch andere Personen ihr Recht an diesen großen Gütern geltend machten. So der Laufenburger Graf Johann von Habsburg und seine Gattin Agnes, die aber am Tag vor Heiligabend 1328 urkundlich auf alle Ansprüche auf die Güter „ze Gersegga und ze Oberwiler“ verzichteten, so dass diese mit allen Rechten „eigen sind des goteshus sant Fridlins ze Seckingen“. Am 20. Mai 1329 verzichtet auch Ritter Rudolph von Wieladingen auf „unser Recht, das wir von unserem Vater selig geerbt hatten.... an dem Hof ze Gersegga, davon man uns jährlich gab vier Roßeisen... “
Es erscheint, dass das Kloster mit Nachdruck (wieder) in den alleinigen Besitz des Hofgutes kommen wollte. Ein teilweiser Verkauf der Grundstücke sollte vermutlich die durch Kriegsschäden zerrütteten Finanzen der Abtei wieder aufbessem. Zuletzt hatten das Gut Gersegg als Erblehen inne „Ulrich Sigrist, den man nennet Meiger, Ulrich Leiman, Heinrich Leiman und Johans Gössiker von Hochsol, unser eigen Lüte, um zehn Schilling Pfennig iärlichen Geltes.“
Generallandesarchiv Karlsruhe
Mitten in diese Überlegungen hinein traf das Stift im Jahr 1334 ein schwerer Schlag, als das Münster, das nach dem Brand 1272 erst aufgebaut worden war, erneut ein Raub der Flammen wurde. Dabei verbrannte auch ein Teil des Klosters. Umgehend traf die Äbtissin Agnes von Brandis die notwendigen Maßnahmen zum Wiederaufbau. Mithelfen sollte der Erlös aus dem Verkauf der Hälfte des Hofgutes Gersegg bei Hochsal. Dieses wurde bereits anno 1335 um 20 Pfund an acht Freibauern aus Hochsal veräußert. „An dem nechsten mitwochen nach sant Ulrichs tage“ (5. Juli) 1335 wurde der Verkauf perfekt gemacht und auf einer Pergamenturkunde festgehalten, die heute im Generallandesarchiv Karlsruhe aufbewahrt wird.
Danach verkauften Äbtissin und Konvent einhellig „zu nutz und besserung unsers gotzhuses recht und redlich“ den halben Berg Gersegg um zwanzig Pfund Pfennige gewöhnlicher Währung an acht freie Leute aus Hochsal. Diese sind namentlich aufgeführt als „Cuonraten Schimpfen, Counraten Rowen, Hansen Schimpfen – Counraten Rudolfs seligen Schimpfen Sohn, Cuonraten Colman, Counraten Büntzker, Cuonraten Durfder, Heinrichen Gaertisen und Cuonraten Gertisen“. Im Kauf waren eingeschlossen alle Nutzen und Rechte „an holtze und velde, an aggeren und matten, mit stäge und wäge, mit wasserfurte und weide“. Ob bei dieser Wasserfurte der mit Wagen befahrbare Wege über einen Bach gemeint war oder das in der Nähe vorbeifließende Hochsaler Wuhr, geht nicht eindeutig aus dem Schreiben hervor. Bischof Nikolaus von Konstanz bestätigte wenig später im selben Jahr den Verkauf mit Datum vom Tag des heiligen Apostels Matthäus (21. September).
Bekannte Namensträger der Region
Auffallend bei der Nennung der acht Bauern ist die Häufung des Rufnamen Konrad; weiter aber auch, dass bereits alle einen Familiennamen aufweisen, für 1335 nicht selbstverständlich. Die Raw waren ein bekanntes Geschlecht um Laufenburg. Einem Hans Raw gehörte 1494 ein Schmelz- und Hammerwerk dort. Jahrhundertelang waren auch die Schimpf eine begüterte Sippe. Ihnen gehört ein Hammerwerk in Murg, später in Laufenburg. Der genannte Konrad Büntzker hatte seinen Namen vom benachbarten Herkunftsort Bünzgen/Binzgen. Heinrich und Konrad Gaertisen/Gertisen aus Hochsal sind die ersten bekannten Namensträger dieses Geschlechtes in der Region. Die Gerteis, die heute noch besonders in den Orten um Laufenburg mehrfach vertreten sind, datierten bisher ihren Urahn auf das Jahr 1589 zurück. Allgemein nahm man bisher an, die Namensträger seien aus der Schweiz gekommen. Mit dem Kaufvertrag über das Gut Gersegg bei Hochsal liegt nun der urkundliche Beleg vor, dass das Geschlecht der Gerteisen/Gerteis schon 1335 hier zu Hause war, also familiengeschichtlich zum Urgestein des Hotzenwaldes zählt.
Typische Hotzenwälder Familiennamen
- Eckert: Benennung nach Rufname Eckhardt.
- Huber: Benennung nach Beruf zu mittelhochdeutsch huober, huobener, huobner „Besitzer eines Bauerngutes, einer Hufe, Erblehenbauer“. Mit Hufe wird ein Flächenmaß im Ackerbau bezeichnet, das ein einzelner Bauer mit einem Pflug bewirtschaften kann.
- Kaiser: Benennung nach Übername zu mittelhochdeutsch keiser „Kaiser“ für eine stolze oder angeberische Person oder Benennung nach Wohnstätte zum Häusernamen (Zum) Kaiser.
- Stoll: Benennung nach Beruf zu mittelhochdeutsch, mittelniederdeutsch stolle „Stütze, Pfosten, Gestell, Fuß an Möbeln“. Es handelt sich um einen indirekten Berufsnamen für einen Zimmermann oder Tischler.
- Strittmatter: Benennung nach Herkunft zum Siedlungsnamen Strittmatt, Ortsteil der Gemeinde Görwihl.
- Vogt: Benennung nach Beruf zu mittelhochdeutsch voget, vogt, voit „Rechtsbeistand, Verteidiger, Fürsprecher“, das aus lateinisch advocatus „Rechtsvertreter, hoher Verwaltungsbeamter“ entlehnt wurde. Ursprünglich bezog sich die Bezeichnung auf hohe Verwaltungsbeamte, später wurde sie auch auf niedere Ämter erweitert.
Alle Angaben aus dem Internet:
http://www.namenforschung.net