Die Projektgruppe „Görwihl sucht Doc“, eine Initiative des Ortsseniorenrates Hotzenwald, hat sich am Montag in einer nicht öffentlichen Sitzung im Görwihler Pfarrhaus erste konkrete Aufgaben gestellt. Ziel der Initiative ist es, die Zukunft der medizinischen Versorgung in der Gemeinde Görwihl zu verbessern und zu sichern. Nach zwei vorherigen Sitzungen, die der Sondierung dienten, bildeten sich am Montag drei Arbeitsgruppen. Dies berichtete Alfred Laffter, Vorsitzender des Ortsseniorenrates Hotzenwald, auf Anfrage dieser Zeitung. Die Arbeitsgruppen setzen sich aus 18 namentlich nicht genannt werden wollenden Personen, die unter anderem in der Politik und Medizin tätig sind, zusammen.
"Eine konstruktive Sitzung"
„Das war eine sehr konstruktive Sitzung“, betonte Laffter. Zu den Aufgaben der drei Arbeitsgruppen gehört das Herstellen von Kontakten mit Medizinern, die Schaffung eines Arbeitspapieres mit professioneller Hilfe sowie die Recherche, wie es anderen Gemeinden in gleicher Situation ergeht. „Wir müssen, wenn wir erfolgreich sein wollen, unsere Plus im Hotzenwald in die Waagschale werfen“, erklärte Alfred Laffter. Das heißt: Das Positive herauskehren, wozu die Vorteile, die eine ländliche Region gegenüber einer Stadt haben kann, gehören. Was die medizinische Versorgung in der Gemeinde Görwihl betrifft, umriss Laffter so: „Es ist jetzt fünf nach zwölf.“ Ihm schwebe eine „konkrete Zusammenarbeit in der Gemeinde vor“, sagte er. Das heißt: „Wir brauchen jetzt keine Streitdiskussionen, in denen nach Schuldigen gesucht wird, sondern alle sollen an einem Strang ziehen“, so Laffter.
Ein Lichtblick
Einen Lichtblick gibt es nach der ersten „effektiven“ Arbeitssitzung am Montag: Gerhard Geis-Tyroller (74) hat signalisiert, dass ein neuer Mediziner sofort in seine Praxis in Görwihl einziehen könnte. „Das ist ein super Angebot“, fand Alfred Laffter. Die nächste Sitzung der Arbeitsgruppen wird in vier Wochen anfangs Mai stattfinden. „Hier wird profimäßig gearbeitet“, erklärte Laffter.
Einwohner wünschen Versorgungsplanung
Wie es mit der Ärzteversorgung in Görwihl weitergeht, beschäftigt seit einiger Zeit auch den Gemeinderat. Dieser hatte in der Februarsitzung von Helmut Jeserich einen in kurzer Zeit von 280 Personen unterzeichneten „Einwohnerantrag an die Exekutive Görwihl über die sofortige Aufnahme einer medizinischen Versorgungsplanung“ bekommen. Jeserich sagte zu der Thematik: „Wir vermissen eine Rückstellung im Haushalt für die medizinische Versorgungsplanung.“ In der März-Sitzung des Gemeinderates hatte Gemeinderat Matthias Eschbach gefordert, „dem Arbeitskreis Unterstützung zu signalisieren.“ Eschbach weiter: „Im Gemeinderat sollten wir uns detailliert damit befassen.“ Bürgermeister Carsten Quednow berichtete damals: „Wir sind im Gespräch mit einzelnen Hauseigentümern.“ Aber: „Wir können kein Ärztehaus bauen, das nachher niemand will.“ Zuerst müsse man Ärzte nach Görwihl kriegen, „dann können wir auf ihre Bedürfnisse eingehen“, so Quednow.
Die Ärztesituation
In Görwihl praktizieren derzeit nur zwei Ärzte für Allgemeinmedizin. Neben Johannes Romacker ist dies Gerhard Geis-Tyroller, bei dem jedoch aufgrund seines Alters (74) unsicher ist, wie lange er noch weitermacht. Lothar Birth, Allgemeinmediziner mit Schwerpunkt Naturheilverfahren, hat im Frühjahr 2017 seine Kassenzulassung zurückgegeben und nimmt seither nur noch wenige Privatpatienten. In der Gemeinde Görwihl praktizieren außerdem die Zahnärzte Tobias Kleber (Görwihl) und Manfred Jehle (Tiefenstein). Kleber hatte auf Initiative von Roland Lauber dessen Praxis übernommen.