Niederwihl – Die Trachtenkapelle Niederwihl hat ein intensives Jahr vor sich. Weil sie vor exakt 100 Jahren gegründet wurde, soll das runde Jubiläum mit mehreren Veranstaltungen während des Jahres gefeiert werden.

Los geht es diesen Samstag, 15. Februar, mit einem Gottesdienst zum Gründungsdatum in der Niederwihler Kirche. Beginn ist um 19 Uhr. Am 26. April folgt das Jubiläumskonzert in der Görwihler Hotzenwaldhalle, am 24. Mai ein Festbankett. Und vom 3. bis 5. Oktober richtet die Trachtenkapelle Niederwihl das Bezirksmusikfest aus. „Das Gründungsdatum ist der 15. Februar 1925“, berichtet Vorstandsmitglied Timo Schrieder.

Rückblick: Als um 1920 herum mehrere Musikvereine in der Umgebung gegründet wurden, war es nur noch eine Frage der Zeit, bis auch Niederwihl einen Verein hatte. Der Chronik der Niederwihler Musik ist zu entnehmen, dass im Frühjahr 1924 Karl Jehle, selbst ein guter Klarinettenspieler, das Dirigentenamt in Oberwihl annahm. Im November des gleichen Jahres beschlossen der „Rechnerkarli“ (Karl Jehle) und der „Maisesepp“ (Josef Maise) auf dem Heimweg von einem Musikfest, in Niederwihl auch einen Musikverein zu gründen. „Was die anderen können, können wir auch“, war ihre Meinung.

Im November 1924 wurden in der Wohnung von Karl Jehle drei Versammlungen abgehalten. Im Februar 1925 hatten sich 18 Männer entschlossen, aktiv mitzuwirken. Ersten Proben folgten bald erste Auftritte. Das Niederwihler Erntedankfest wurde 1936 durch die Dorfgemeinschaft ins Leben gerufen. Während des Zweiten Weltkrieges ruhte das Vereinsleben.

1945 wurde der Musikverein Niederwihl durch die französische Militärregierung aufgelöst. Die Neugründung erfolgte am 15. März 1947. Der erste Vorsitzende war Herrmann Eckert. Im Februar 1976 stellte Eckert in der Hauptversammlung den Antrag, den Verein in „Trachtenkapelle“ umzubenennen, da die damals getragene Einheitskleidung einer Tracht näher war als die vielerorts üblichen Uniformen. Nach gründlicher Diskussion wurde der Antrag mehrheitlich angenommen und der Vereinsname von Musikverein in Trachtenkapelle Niederwihl geändert.

Vorreiter in vielen Dingen

Die Geschichte der Trachtenkapelle ist auch eine Geschichte der Jugendarbeit und Emanzipation. 1972 wurde erstmals eine Gruppe Jugendlicher zur Instrumentalausbildung gesucht. Auf einem Vereinsfoto aus demselben Jahr sind ausschließlich Männer abgebildet. Das änderte sich bald: 1980 kaperte eine Jungmannschaft die Vorstandsposten: Franz Maise, Siegbert Schrieder, Egon Kowalenko und – als erste Frau – Renate Schrieder.

Der Anteil an Frauen in der Trachtenkapelle im Vorstand und im Orchester nahm seither stetig zu. 2012 markierte der Wechsel der Vorstandschaft einen Umbruch, als mit Jeanette Leisinger und Natalie Rünzi zum ersten Mal in 75 Jahren Vereinsgeschichte zwei Frauen an die Spitze gewählt wurden. Seither besteht der Vorstand aus drei Mitgliedern.

1996 entstand dann ein Förderverein, welcher die Trachtenkapelle bei der Ausbildung von jungen Musikern, der Beschaffung und Verwaltung von finanziellen Mitteln sowie bei der Organisation und Durchführung von Anlässen wie dem Erntedankfest unterstützt – eine Neuheit im Blasmusikverband und der zugehörigen Region. 1998 schlossen sich die fünf Görwihler Musikvereine inklusive der Trachtenkapelle Niederwihl und der Trachtenkapelle Dachsberg zur Gemeinschaft für Blasmusikausbildung Hotzenwald (GBH) zusammen. Auch dies war die erste Vereinigung ihrer Art im deutschen Blasmusikverband.