In der September-Sitzung stimmte der Gemeinderat der vom Regionalverband Hochrhein-Bodensee ausgewiesenen Vorrangflächen für Windkraftanlagen auf Görwihler Gemarkung zu. Jedoch mit der von Gemeinderat Norbert Lüttin (CDU) geforderten Einschränkung, dass der Mindestabstand von Windkraftanlagen zur nächsten Wohnbebauung 1000 Meter nicht unterschreiten darf. Nun hakte Lüttin in der Sitzung diesen Montag noch einmal nach, indem er die Überlegung ins Spiel brachte, die Waldfläche nördlich von Hartschwand in Richtung Schwarze Säge zu berücksichtigen.
Lüttin sieht „Plan B“ in Hartschwand
Dort würde es noch genügend Flächen außerhalb von Schutzgebieten geben, so Lüttin, anstatt, wie vom Regionalverband geplant, das Gewann „Hoheneck“ bei Oberwihl herbeizuziehen. Die Waldfläche nördlich von Hartschwand könnte seiner Meinung nach der Plan B sein, bevor Windkraftanlagen zwischen den drei Dörfern Oberwihl, Hogschür und Hottingen errichtet würden, sagte er. Lüttin weiter: „Ich habe nie verstanden, dass Hartschwand nicht berücksichtigt worden ist.“

Schutzgebiet für den Auerhahn
Bürgermeister Mike Biehler verwies auf bei Hartschwand vorhandene Naturschutzgebiete – so genannte FFH-Kartierungen, die unter anderem dem Schutz des Auerhahns dienen sollen. Diese würden dem Bau von Windkraftanlagen entgegenstehen. Worauf Norbert Lüttin argumentierte: „Wir haben schon Funkmasten in FFH-Gebieten.“ Lüttin hinterfragte die Praxis, „wegen dem Auerhahn auf Flächenkulissen für Windkraftanlagen zu verzichten“.
Tausende Stellungnahmen beim Regionalverband
Laut Bürgermeister Biehler seien insgesamt 6000 Stellungnahmen beim Regionalverband Hochrhein-Bodensee eingegangen. Daran würde nun gearbeitet. „Ich bin gespannt, wie der Regionalverband das bewertet“, so Biehler. Auf Anfrage bezeichnete Sebastian Wilske, Verbandsdirektor des Regionalverbandes Hochrhein-Bodensee, die Angabe von Mike Biehler als „in dieser Größenordnung korrekt“.

Es seien eher 7000 bis 8000 Stellungnahmen, berichtete er. Sebastian Wilske: „Damit liegt der Rücklauf durchaus in einem üblichen und erwartbaren Rahmen.“ Zum jetzigen Zeitpunkt könne er noch keine Einschätzung geben, wie lange die Sichtung und Aufarbeitung in den beiden Planungsverfahren (Windkraft und Fotovoltaik) jeweils dauern wird. „Bis jetzt bewegen wir uns im kommunizierten Zeitplan“, erklärte Wilske. Heißt: Abschluss der Verfahren bis September 2025.
Neue Vorschläge werden geprüft
Aus der Befassung in den Gemeinden hätten sich durchaus Alternativvorschläge ergeben, „das wäre also nicht nur in Görwihl der Fall“. Sebastian Wilske: „Dafür ist das Anhörungsverfahren gedacht und der richtige Zeitpunkt. Wir werden die Alternativflächen dann im Hinblick auf die Planungskriterien prüfen.“ Dieser Prüfung werde er jedoch nicht mit einer Einschätzung vorgreifen, teilte er mit. Zuerst müsste der Vorschlag dem Regionalverband vorliegen und die Verbandsversammlung nach der Prüfung zum Umgang mit dem Alternativvorschlag entscheiden, so der Verbandsdirektor.
Gebiet Hoheneck genießt bei Windkraft Priorität
Das Gebiet „Hoheneck“ bei Oberwihl, Gemeinde Görwihl, wird vom Regionalverband Hochrhein-Bodensee als „Vorranggebiet für regionalbedeutsame Windenergieanlagen“ eingestuft. Bedeutet: Auf dem „Hoheneck“ soll die Gewinnung von Strom aus Windkraft künftig Vorrang vor anderen raumbedeutsamen Nutzungen haben. Damit soll auch der Wildwuchs von Windkraftanlagen verhindert werden. Das „Hoheneck“ erstreckt sich über die Gemarkungen der Gemeinden Görwihl, Herrischried und Rickenbach auf rund 820 Meter Höhe und umfasst eine Fläche von 104 Hektar.