Görwihl – Ein faszinierendes Beispiel spontaner Improvisationskunst haben die rund 30 Zuhörer im Görwihler Pfarrsaal miterlebt. Der in Großherrischwand ansässige Kontrabassist Alexander Frangenheim und die Laufenburger Pianistin Claudia Ulla Binder hatten die Sängerin und Klarinettistin Isabelle Duthoit zu Gast. Es zeigte sich, dass das Ad-hoc-Trio sich ausgezeichnet aufeinander einstimmte.
Beeindruckend war der Vokalstil von Isabelle Duthoit, mit dem sie vom Klarinettenspiel nahtlos in Stimme hinübergleitet. Sie wechselt von glasklaren Hochtönen zu an Vogelschreie erinnerndem Krächzen und Gurren oder in Hauchen. Claudia Ulla Binder entlockte dem Flügel neben perkussiven Elementen, erzeugt durch Holzplättchen, Gummis oder eine Metallkugel, auch virtuose Akkordissonanzreihungen. Alexander Frangenheim ließ auf dem Kontrabass Laufkaskaden erklingen im Wechsel mit geräuschhaften Bogenstrichen auf dem Holz, am Steg oder Hochtönen auf den Saiten unterhalb des Wirbelkastens. Dank des Aufeinanderhörens und Einschwingens der drei Improvisationskenner kam ein mitreißender Wechsel von eher geräuschgeprägten und stark klanglich orientierten Passagen zustande, die das gut 45-minütige Set beinahe in der Art von Sätzen eines Orchesterwerks strukturierten. Am Beginn standen Geräusche im Vordergrund, die die Assoziation von Wind erweckten. Mit einem Crescendo gingen diese in Tremoli und ostinate Floskeln über, um auf dem höchsten Intensitätspunkt plötzlich abzubrechen.
Eine andere Klangcharakteristik und eine andere Atmosphäre folgte mit einer klanglich geprägten und doch sehr kraftvollen Passage, die unmerklich in ruhige, an Naturlaute erinnernde Rufgesten überging und zu einem filmreifen Urwaldspektakel mit gellenden, kurzen Rufen und schrillem Krächzen zu vibrierenden und klopfenden Hintergrundgeräuschen endete.
Der nächste Anhub begann wie ein atonales Klavierkonzert, begleitet von Kontrabassläufen und langgezogenen Klarinettentönen, die in ein melodisches Zwiegespräch mit dem Klavier führten und nach Verebben als zartes Andante der Klarinette wieder aufgenommen wurde und in ein Zwiegespräch mit dem Kontrabass mündete. Das begeisterte Publikum bekam eine Zugabe, in der sich aus einer zarten Klarinettenkantilene eine rege Diskussion entwickelte, die in der gemeinsamen Synthese leise verklang.