Görwihl – Punktgenau zum 100-jährigen Bestehen hat die Trachtenkapelle Niederwihl am Samstagabend ihre Jubiläumsfeierlichkeiten mit einer Eucharistiefeier in der Niederwihler Kirche begonnen. Sie gestaltete diese selbst mit, sowohl in Form einiger feierlich getragener Instrumentalstücke und der Begleitung der Gottesloblieder als auch beim Sprechen der Fürbitten und der Segenswünsche für die Zukunft am Ende des Gottesdienstes. Mit dem Trommelwirbel des ersten Musikstücks eröffneten die rund 40 Musiker unter der Leitung von Katja Strittmatter den Gedenkgottesdienst.

Jessica Schmid erinnerte an die Anfänge der Kapelle und Timo Schrieder ergänzte die Ausführungen mit der Geschichte des Vereins nach dem Zweiten Weltkrieg. Ausgelöst durch ein Gespräch zwischen Karl Jehle und Josef Maise auf dem Heimweg von einem Musikfest, schlossen sich 18 Musiker am 15. Februar 1925 zum Musikverein Niederwihl zusammen. Die finanzielle Lage, so Jessica Schmid, war nach der Inflation der Vorjahre schwierig, und so begann die erste Probe lediglich mit einer großen Trommel und einem Bass. Aber die Spendenbereitschaft im Dorf war groß, und so konnte die Kapelle im Mai 1925 schon ihr erstes Ständchen spielen. Es galt dem damaligen Pfarrer, der ein Flügelhorn gestiftet hatte.

Die 18 Gründungsmitglieder waren Franz und Ludwig Gerspacher, Karl und Otto Huber, Albert, Hermann, Johann, Josef, Karl, Ludwig und Otto Jehle, August Joos, Johann Kunzelmann, Josef und Karl Maise, Johann Schäuble sowie Emil und Hermann Scheuble. Nach dem Krieg lebten von ihnen nur noch vier. Doch der Wille, den Musikverein als Symbol der Hoffnung und des Wiederaufbaus wieder aufleben zu lassen, war unerschütterlich. So gründete Hermann Eckert ihn 1947 neu, wie Timo Schrieder ausführte.

Pfarrer Bernhard Stahlberger sprach in seiner Predigt in Anlehnung an den Text des Evangeliums „wenn ihr Hunger habt, seid ihr selig“ und ausgehend von dem auf der Vereinsfahne verewigten Motto „In Freud und Leid zum Spiel bereit“ vom Hunger nach Musik und gemeinsamem Musizieren. Dieser habe die Trachtenkapelle stets angetrieben. Er sprach von dem Hunger und der Begeisterung, die es immer wieder brauche, um der Gefahr zu entgehen, sich einzurichten und zu verstauben.

Mit einem Applaus, in den die Gottesdienstbesucher freudig einstimmten, bedankte sich Pfarrer Bernhard Stahlberger am Ende der Predigt für das unermüdliche Engagement der Trachtenkapelle Niederwihl. Nach dem schmissigen Abschlussstück erklatschten sich die Anwesenden mit Applaus im Stehen noch eine Zugabe, bevor alle gemeinsam diesen Jubiläumsauftakt mit einem Apéro beschlossen.