Es ist ein drängendes Problem nicht nur in Görwihl: Der Breitbandausbau für die Internetanschlüsse entwickelt sich immer mehr zu einer schier endlosen Geschichte. Das sagt nicht irgendwer, sondern Günther Ebner – 40 Jahre war er bei der Deutschen Telekom beschäftigt, die letzten 30 Jahre als Disponent und Bauleiter – heute ist der Pensionär Breitbandbeauftragter der Gemeinde Görwihl.
Der Frust beim Breitbandbeauftragten wird immer größer
„Meine Aufgabe war es eigentlich, die Bürger von Görwihl beim Vertragsabschluss für die Hausanschlüsse zu beraten“, erklärt Ebner. Doch die Erfahrungen, die er habe machen müssen, ließen seinen Frust immer größer werden. Schnell habe sich gezeigt, dass noch andere Aufgaben auf ihn warteten. „Schon die erste Abrechnung war fehlerhaft, auch bei einer weiteren habe ich fachliche und sachliche Mängel festgestellt. Seither kontrolliere ich in Abstimmung mit Bürgermeister Mike Biehler und dem Rechnungsamt der Gemeinde die anfallenden Rechnungen und habe mich auch in die Bauarbeiten extrem eingemischt“, erläutert er.
„Die Bauausführung ist schwierig – die Längskabel in der Straße werden gefräst, aber die Hausanschlüsse sind sehr kostenintensiv, denn bei den Abzweigungen bis zu den Häusern muss mit dem Bagger gearbeitet werden“, sagt Ebner. Hier habe der Hausbesitzer zwei Möglichkeiten: Er könne die Arbeiten auf seinem Grundstück selbst ausführen, oder die Gemeinde damit beauftragen, dann müsse er die entstehenden Kosten aber selbst tragen.

„Beim Tiefbau im Straßenbereich hatten wir in Görwihl insgesamt wenig Probleme, aber das Einblasen und Montieren der Leitungen bei den Häusern liegt im Argen. Hier wurde seit 2021 viel zu wenig gearbeitet“, erklärt Ebner. Jährlich sei bei einer internen Besprechung der Fortgang der Arbeiten festgelegt worden, doch der jeweilige Bauzeitenplan sei in diesem Bereich nie eingehalten worden.
„Das war wieder die jährliche Selbstdarstellung der Bauleitung“
Hardy Gutmann, dessen Unternehmen mit der Bauplanung und Überwachung des Breitbandausbaus beauftragt wurde, ist nach schriftlicher Auskunft nicht berechtigt, Presseauskünfte zu geben. Er verweist auf Bürgermeister Mike Biehler, der „detailliert und erschöpfend Auskunft“ geben könne. In der jüngsten Sitzung des Görwihler Gemeinderates musste sich Gutmann der Kritik der Gemeinderäte stellen. Für Günther Ebner waren seine Antworten jedoch nicht zufriedenstellend. „Das war wieder die jährliche Selbstdarstellung der Bauleitung, ohne den Gemeinderat über die wahren Probleme zu informieren. Die Erfahrungen der letzten fünf Jahre zeigen mir, dass sich in der Praxis auf der Baustelle wenig ändern wird“, meint er.
Die Darstellung der Firma Gutmann vor dem Gemeinderat zu fehlenden Hauszuführungen weist er in einer Stellungnahme nach dieser Sitzung zurück: „Die Hauseigentümer der Gemeinde Görwihl haben in vorbildlicher Weise gehandelt und gearbeitet. Leider verpufft diese Leistung, wenn das Einblasen und Montieren auf Jahre verzögert wird“, entgegnet er.
Weil die Monteure nicht vor Ort sind, verliert die Gemeinde Geld
Auch Gutmanns Erklärung, Hauseigentümer hätten vereinbarte Termine für die Anschlussarbeiten nicht eingehalten, kann er sich nicht erklären: „Weder die Firma Gutmann noch die mit diesen Arbeiten beauftragte Firma STW Spleißarbeiten West GmbH aus Tirol haben mir bisher eine Adresse mitgeteilt, bei welcher der Termin nicht eingehalten wurde.“ Es sei vielmehr so, dass durch die fehlenden Montagearbeiten oft keine Kundenaufträge geschaltet werden könnten und die Gemeinde hierdurch Pachteinnahmen verlöre.

Für die Zukunft wünscht sich Ebner mehr Transparenz, auch der Gemeinderat müsse das Gespräch mit den Bürgern suchen, vor allem jedoch: „Das mit dem Einblasen und der Montage beauftragte Unternehmen muss nun sofort mit den Arbeiten beginnen und auch die noch ausstehenden Arbeiten ausführen.“
Selbst das Rathaus erhält manchmal wochenlang keine Auskunft
Für Görwihls Bürgermeister Mike Biehler ist die gegenwärtige Lage nicht befriedigend: „Es ist für uns eine schwierige Situation, vor allem, wenn das Rathaus manchmal wochen- oder monatelang über die Anschlussarbeiten keine Auskunft erhält. Hierdurch werden wir unglaubwürdig, obwohl wir selbst hilflos sind“, erklärt er. Schuldzuweisungen hält er jedoch nicht für sinnvoll: „Wir müssen die Arbeiten gemeinsam zum Ende bringen, etwaige Maßnahmen von Seiten des Rathauses müssen über den Vergabeverbund IKZ Dachsberg erfolgen, doch so weit sind wir noch nicht“, ergänzt Biehler. Allerdings erwarte er, dass die für September mündlich zugesagte Fehlerbehebung erfolge.
Bereits 2022 gab es eine Insolvenz
Bereits im Januar 2022 meldete das mit den Tiefbauarbeiten beauftragte Unternehmen Stark Engergies aus Ludwigsburg Insolvenz an. Durch die Neuausschreibung von Aufträgen entstandene Mehrkosten beliefen sich laut Ebner auf etwa eine Million Euro. „Da kann man sich über den Betrag aus einer Ausfallbürgschaft nicht freuen, denn dieser wird nicht die gesamten Mehrkosten abdecken“, fügt er hinzu. Bürgermeister Biehler wertet es als einen Erfolg, dass die Insolvenzbürgschaft gezahlt worden sei und die Gemeinde zumindest mit diesem Betrag arbeiten könne. Die genauen Mehrkosten seien noch nicht zu beziffern.
Unsere Zeitung bat STW um eine Stellungnahme. Bis Redaktionsschluss reagierte die Firma nicht auf unsere Anfrage.