Nach dem CDU-Bundestagsabgeordneten Felix Schreiner machte sich am Montag dessen Parteikollegin, Landtagsabgeordnete Sabine Hartmann-Müller ein Bild vom Hoheneck bei Oberwihl. Dieses hat der Regionalverband Hochrhein-Bodensee als Vorranggebiet für regionalbedeutsame Windenergieanlagen eingestuft. Dagegen wehrt sich die „Bürgergruppe Oberwihl zur Verhinderung von Windrädern in 450 Meter Abstand“.
Die Bürgergruppe hat zwei Forderungen: Mehr Abstand und weniger Fläche
Deren Forderung ist, dass die Fläche für das Vorranggebiet auf Gemarkung Oberwihl entfernt wird, weil sonst, so brachte es Gerhard Krug von der Bürgergruppe auf den Punkt, „das Windrad ganz an die Bebauung kommt mit all den Folgen wie Schlagschatten, Lärm, Bedrängung“. Zweite Forderung: Die Vorrangfläche Regesbrunnen südwestlich von Oberwihl auf Gemarkung Laufenburg soll komplett gestrichen werden.
Rund 40 Personen begleiteten Hartmann-Müller bei der Besichtigung, unter ihnen auch der Görwihler Bürgermeister Mike Biehler. Er informierte, dass auf dem Hoheneck ein Wasserschutzgebiet der Zone 2, eine engere Schutzzone, bestehe. Weshalb es einen neuen Zuschnitt vor der zweiten Anhörungsrunde geben könnte, denn, so Biehler: „Der Regionalverband wird sich diese Wasserschutzgebiete im ganzen Verbandsgebiet genauer anschauen.“
Hartmann-Müller stellte den „besonderen Schutz für Wasser“ in den Fokus. „Die Wasserversorgung ist eminent wichtig“, sagte sie. Und, bezogen auf das Wasserschutzgebiet auf dem Hoheneck: „Das hat eine große Aussagekraft, die man einbringen kann.“
Die Abgeordnete ließ sich von der Bürgergruppe die Ortslage von Oberwihl erklären. Demnach würden die Gebäude im Außerdorf Nord inklusive eines Hochbehälters für Trinkwasser rund 450 Meter von einer auf der Freifläche Hoheneck möglichen Windkraftanlage entfernt sein. Diese Häuser befinden sich nicht im Innen-, sondern im Außenbereich, weshalb der im Windenergieerlass festgehaltenen Abstand von Windrädern zu Wohngebieten von 700 Meter nicht greifen würde.
Bürgermeister Mike Biehler: „Das stellt eine massive Beeinträchtigung der Bevölkerung dar“
„Das Land Baden-Württemberg hat sich keinen Gefallen getan, als es die Abstandsflächen gestrichen hat“, bemerkte Bürgermeister Biehler, „das stellt eine massive Beeinträchtigung der Bevölkerung dar“. Auch, so Biehler, „weil der Schattenwurf in die Siedlungsfläche hinein reicht“. „Infraschall geht viel weiter“, behauptete die Herrischrieder Aktivistin und Windkraftgegnerin Barbara Dohmen.
Da auf der Gemarkung Rickenbach ebenfalls auf dem Gewann Hoheneck ein Bürgerwindrad errichtet werden könnte, wäre laut Krug ein Abstand von rund 540 Meter zum nächsten Windrad auf Görwihler Gemarkung erforderlich. Dies würde eine Platzierung des Windrades auf Görwihler Gemarkung an den Ortsrand von Oberwihl erzwingen.
Die Abgeordnete will die Sache an ihre Fachkollegen im Landtag weitergeben
Hartmann-Müller erklärte, sie wolle die Situation an ihre Fraktionskollegen, die stärker mit der Thematik befasst seien, weitertragen. Ein Teilnehmer der Begehung sagte: „Wir sind keine militanten Windkraftgegner. Mit 1000 Meter Abstand würden wir uns arrangieren, aber wenn 270 Meter hohe Anlage in einem Abstand von 450 Meter zu den Häusern stehen sollen, sind wir dagegen.“
Kurz angesprochen wurde das Urteil des Verwaltungsgerichtshofes (VGH) Baden-Württemberg von 2003, wonach der Bau mehrerer Windräder auf dem Hoheneck „das Landschaftsbild erheblich verunstaltet“. Dazu sagte Bürgermeister Biehler: „Vor 20 Jahren hatte der Landschaftsschutz noch eine höhere Bedeutung. Das gleiche Urteil würde vermutlich nicht mehr so gefällt werden, da mittlerweile die Interessen der erneuerbaren Energien überwiegen und der Landschaftsschutz in der gerichtlichen Abwägung das Nachsehen hat.“