Helmut Hornung spielt Fußball. Das wäre nichts Besonderes, wenn da nicht ein paar Zahlen wären: Helmut Hornung ist 81 Jahre alt und schon seit 1949, also mehr als 65 Jahren, kickt er aktiv im Verein. Auch heute noch geht er auf Torejagd. Begonnen hat er seine Karriere in Grenzach-Wyhlen, seit 1963 spielt er in Basel. Da es kein Ü-80-Team bei seinem Klub, dem FC Nordstern, gibt, spielt er in der Klasse Ü-50 – mit lauter Jungspunden, die seine Söhne sein könnten.
Der FC Nordstern ist seine sportliche Heimat. Dennoch, begonnen hatte Hornung seinen sportlichen Weg beim 1. FC Grenzach, sogar in der seinerzeit höchsten Amateurspielklasse. Schon damals war er Stürmer. Dann kam das Angebot vom FC Nordstern, der seine Spielstätte unweit der Grenze im Rankstadion hat. In Deutschland können Fußballer in der Regel ab 30 Jahren bei den „Alten Herren“ spielen, in der Schweiz auch – da werden aber alle Spieler über 50 Jahren in einer weiteren Klasse zusammengefasst. Jeden Dienstag kommt der Grenzacher zum Training, natürlich als Ältester.
Wer mit Hornung ein Gespräch über Fußball beginnt, spürt, dass er schnell ins Schwärmen kommt. Tore, die er erzielte, zählt er schon lange nicht mehr, es sind auf jeden Fall viele. Im Laufe der Jahre spielte er mit dem FC Nordstern in der Nationalliga B und auch in der 1. Amateurliga. Sturm und Mittelfeld waren meistens seine Positionen, gelegentlich wurde er auch mal hinten zum „Dichtmachen“ eingesetzt, nur Torhüter war er nie. Bei den Ü50ern spielt eigentlich keiner mehr 90 Minuten lang durch. Pro Spiel wird mehrmals ausgewechselt, eben angepasst ans Leistungsvermögen der Senioren, die inzwischen zwei Mannschaften für den Spielbetrieb gemeldet haben: FC Nordstern a (wie ambitioniert) und FC Nordstern b (wie Bewegung).
Hornung fühlt sich immer noch topfit, er gibt sich alle Mühe, gesund zu leben, kleine Unpässlichkeiten steckt er schnell weg. Dass er mit über 80 noch so gut in Form ist, führt er darauf zurück, dass er als Jugendlicher zunächst in die Leichtathletik eingestiegen war, 5000 Meter lief er einst in 16 Minuten und 25 Sekunden. „Ich bin immer gerne gelaufen und das ist bis heute meine Stärke, aber diese Zeit würde ich nicht mehr schaffen“, meint er schmunzelnd.
Auf jeden Fall ist auch unter den älteren Spielern die Schnelligkeit heute noch seine Stärke. Aber das aktive Spiel ist für ihn nicht der einzige Grund, zweimal wöchentlich in den Rankhof zu gehen, denn schon seit vielen Jahren trainiert Hornung den Nachwuchs. Derzeit bringt er Jungen der F-Jugend die Grundlagen des Fußballs bei.
Etliche namhafte Spieler begannen ihren Weg bei ihm in den Kindermannschaften, zum Beispiel der gerade zum FC Schalke 04 gewechselte Schweizer Nationalspieler Breel Embolo. Und weil der Trainer immer Vorbild sein sollte, übernimmt er gelegentlich auch die Rolle des Schiedsrichters, dann kann er am besten Fairness und Sportlichkeit durchsetzen. Helmut Hornung fühlt sich wohl in seinem Verein und bei anderen Fußballfreunden.
Mit seiner Frau kam er schon vor vielen Jahren überein, sie nicht mit Fußball zu strapazieren, weil sie sich gar nicht dafür interessiert. Also geht er dann, wenn er im Fernsehen ein Spiel anschauen möchte, dorthin, wo er Gleichgesinnte trifft und mit ihnen kräftig jubeln und diskutieren kann, entweder in eine Kneipe oder ins Vereinsheim des SV Herten. Dies ist für ihn deshalb günstig, weil er gleich nebenan seinen Garten hat, der ihm ebenfalls hilft, sich fit zu halten. Wehmut überkommt den Fußballersenior, wenn er an seinen Heimatort denkt. „Der Altherrenfußball ging in Grenzach-Wyhlen völlig den Bach runter“, bedauert er. „Das ist sehr schade, früher gab es hier doch eine Vielzahl aktiver Spieler, die meisten wohnen noch hier, warum nur wurde dieser Altersklasse sowohl in den bisherigen Vereinen als auch bei der neuen Sportgemeinschaft keine neue Möglichkeit für regelmäßiges Spiel geschaffen? Ich würde mich freuen, wenn der Seniorenfußball wieder aufleben könnte.“
Bis heute bereitet Hornung Fußball enormen Spaß. Der Sport helfe ihm, gesund und fit durchs Leben zu gehen. Einmal hatte er einen Unfall: Vor vielen Jahren schoss er gegen Offenburg den Ausgleich zum 2:2, da versetzte ihm der Torwart aus Versehen einen Schlag mit dem Arm und brach ihm das Jochbein. Aber das ist eigentlich schon fast vergessen.