Grenzach-Wyhlen – Nun äußert sich auch die Staatsanwaltschaft zum mutmaßlichen Untreue-Fall bei der Arbeiterwohlfahrt (Awo) Grenzach-Wyhlen. Es wird deutlich, dass dieser nur ein Puzzlestück der Ermittlungen ist. Oberstaatsanwältin Karin Sattler-Bartusch, Pressesprecherin der Behörde, teilt mit, dass gegen vier Personen ein Ermittlungsverfahren laufe. Sie stehen laut der Behörde im Verdacht, mehrere Geschädigte, die überwiegend in der Schweiz wohnen, betrogen zu haben. Es gehe um eine mögliche Schadenssumme von mehreren Millionen Euro. Zwei der Verdächtigen wohnen laut Sattler-Bartusch im Zuständigkeitsbereich der Lörracher Staatsanwaltschaft.

Die Geschädigten seien wiederholt dazu veranlasst worden, Darlehen zu gewähren. Die mutmaßlichen Betrüger hätten angegeben, dass zwei von ihnen geerbt hätten. Die Staatsanwaltschaft bezeichnet dies als „wahrheitswidrige Vorspiegelung“. Den möglichen Geschädigten sei dabei folgendes vorgespielt worden: Zur Auszahlung des angeblichen Erbes müssten zunächst Kosten und Gebühren entrichtet werden. Die Darlehen würden nach Auszahlung des Erbes zurückgezahlt. „Im Vertrauen auf die Richtigkeit dieser Angaben seien die Darlehen von den möglichen Geschädigten gewährt worden.“ Das Verfahren läuft bei der Staatsanwaltschaft seit Februar 2023. Zwei Privatpersonen hätten beim Polizeirevier Anzeige erstattet. Gegen einen der Tatverdächtigen habe das Amtsgericht Lörrach im Februar 2023 einen Haftbefehl erlassen, dieser sei zunächst gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt worden. Nach Bekanntwerden weiterer Tatvorwürfe sei er im November 2023 wieder in Vollzug gesetzt worden. „Seitdem befindet sich dieser Tatverdächtige in Untersuchungshaft“, so die Sprecherin.

Bei diesem Mann soll es sich um den ehemaligen Kassierer des Awo-Ortsvereins handeln. Die Staatsanwaltschaft bestätigt aber ausdrücklich keine Personalien und auch nicht, dass es sich um den Awo-Ortsverein in Grenzach-Wyhlen handelt. Sattler-Bartusch schreibt, dass gegen diesen Mann ein weiterer Tatvorwurf hinzugekommen sei. Es gehe um den Vorwurf der Untreue. Die Pressesprecherin bestätigt eine Anzeige des betroffenen Vereins. Klar ist damit auch, dass durch die Anzeige der Awo der Verdächtige nicht in Untersuchungshaft sitzt. Der Untreue-Verdacht sei später aufgekommen, als der Mann schon in Haft saß.

Die Kreisvorsitzende der Awo, Hannelore Nuß, hat am Dienstagabend bestätigt, dass es beim Ortsverein Grenzach-Wyhlen einen möglichen Fall der Veruntreuung gab. Bei der Awo fiel der Fall bei der Hauptversammlung auf: Laut Nuß meldete sich der Kassierer im November krank. Deshalb habe keine Kassenprüfung stattfinden können. Es seien kurz danach aber Gerüchte im Umlauf gewesen, dass der damalige Kassierer in Untersuchungshaft sitze.