Grenzach-Wyhlen – Seit mehreren Tagen kursieren die Gerüchte im Ort: Der ehemalige Kassierer der Arbeiterwohlfahrt (Awo) soll die Kasse des Ortsvereins geplündert haben. Hannelore Nuß, Kreisvorsitzende der Awo, bestätigt, dass eine Straftat im Raum stehe. Der Mann habe sich am Vereinskonto bedient. Der Verdächtige soll zudem in Untersuchungshaft sitzen. Die Staatsanwaltschaft teilte auf Anfrage mit, dass sie sich noch nicht äußern könne. Die Fragen an die Staatsanwaltschaft beziehen sich nicht nur auf die mutmaßliche Veruntreuung bei der Awo. Der Verdächtige soll zudem andere Menschen betrogen oder deren Gelder veruntreut haben. Dies wurde unabhängig von zwei Quellen bestätigt. Unklar ist, wie er dabei genau gehandelt haben soll.
Bei der Awo in Grenzach-Wyhlen wurde der Verdächtige 2022 zum Kassierer gewählt. Durch seine früheren ehrenamtlichen Tätigkeiten im Ort sei er bekannt gewesen. Zudem kenne er sich im Vereinsrecht aus, schreibt die Kreisvorsitzende. Er wurde einstimmig in das Gremium gewählt. „Wir sind entsetzt, erschüttert, wahnsinnig enttäuscht und wütend“, so Hannelore Nuß. Der nun Tatverdächtige erhielt als Kassierer die Kontoberichtigungen, alle Rechnungen seien pünktlich gezahlt worden, teilt die Awo-Kreisvorsitzende mit. Es habe keine Beschwerden gegeben. „Ausgaben wurden sofort beglichen, es kamen keine Mahnungen.“
Ende November 2023 fand die nächste Jahreshauptversammlung statt. Jedes Jahr wird in Vereinen die Kasse geprüft. Laut Nuß teilte der damalige Kassierer dem Vorsitzenden mit, dass er krank sei und kurzfristig in die Reha müsse. Aus diesem Grund, so Nuß, konnte die Kassenprüfung nicht stattfinden. Der Vorstand sei deshalb bei der Versammlung auch nicht entlastet worden. Anfang Dezember, schreibt Nuß, habe das Vorstandsteam nochmals bei dem nun Verdächtigen wegen der Prüfung nachgefragt. Aber: „Der Kassierer konnte nicht mehr erreicht werden.“ Kurze Zeit später hätte es Gerüchte gegeben, wonach der Mann in Untersuchungshaft sitzen soll. Bei einer Prüfung der Konten hatte die Awo laut Nuß Unstimmigkeiten entdeckt und die Konten für den damaligen Kassierer sperren lassen. Dann wurde vonseiten der Awo Anzeige erstattet. Laut Nuß fehlt auf dem Konto des Ortsvereins eine fünfstellige Summe. „Es ist besonders schäbig, Vereinsgelder, welche mühsam durch ehrenamtliche Tätigkeiten, durch großherzige Spenden, durch soziale Veranstaltungen eingenommen wurden, zu veruntreuen“, schreibt Nuß in ihrer Stellungnahme. Der Ortsverein ist laut Nuß aber noch handlungsfähig: „Wir können noch bezahlen.“ Die Kreisvorsitzende verweist darauf, dass die Awo mit der Staatsanwaltschaft und der Polizei kooperiere. Für die Awo sei noch unklar, wie der ehemalige Kassierer die Gelder habe abzweigen können.