„Letztes Jahr, am 30. Oktober, wurde mir ein neues Leben geschenkt“, sagt Herbert Ganzmann aus Häusern. Seither lebt der 68-Jährige mit der Niere eines Organspenders, die ihm ein Stück Normalität zurückgab. Die Familie saß am Frühstückstisch, als am Samstag, 30. Oktober, der erlösende Anruf des Transplantationszentrums in Freiburg kam. Man habe die passende Niere für ihn. Danach ging alles ganz schnell.

„Um die Qualität des Organs hochzuhalten, musste jetzt alles schnell gehen und ich innerhalb von fünf Stunden in der Uniklinik in Freiburg sein“, erzählt Ganzmann. Trotzdem dauerte es noch, bis er auf dem Operationstisch lag. Als er in der Klinik eintraf, war das Spenderorgan noch nicht da. Außerdem benötigte er nach der notwendigen Untersuchung das Okay des Transplantationsmediziners für den Eingriff.

Um 21 Uhr hat die Operation dann begonnen. Nach nicht ganz fünf Stunden wachte Ganzmann wieder auf – ohne eine seiner Nieren zu entfernen, war die neue Niere im Bauchraum platziert worden, sagt er.

Von wem das Organ stamme, wisse er nicht, sagt er nachdenklich. Dem Spender und dessen Familie sowie dem Ärzte- und Krankenpflegeteam sei er aber unendlich dankbar. Wäre die Transplantation nicht möglich gewesen, etwa wegen eines entzündlichen Prozesses in seinem Körper, hätte er wieder bei Stunde null anfangen müssen. Und das war der Zeitpunkt der Diagnose: irreversibel geschädigte Nieren. Die Nachricht hat ihn damals aus der Bahn geworfen, erinnert sich Ganzmann.

Es folgten sieben Jahre mit einem lebensrettenden Rhythmus – dreimal pro Woche musste er zur Dialyse nach Waldshut oder während der Urlaube in andere Dialysezentren fahren. „Hätte ich nur zehn Tage ausgesetzt, hätte sich mein Körper vergiftet“, sagt Ganzmann. Die Apparate übernahmen für ihn die Entgiftung.

Vor etwa einem Jahr setzten ihn seine Ärzte auf die Liste von Eurotransplant. Weil er damit einverstanden war, dass er ein Organ eines über 60-jährigen Spenders vermittelt bekommt, wurde er in das „European Senior Program“ auch „Old-for-Old Programm“ genannt, aufgenommen. Über das Programm werden Organe von über 60-jährigen Spendern an Patienten vermittelt, die ebenfalls über 60 Jahre alt sind. Im Gegensatz zu der üblichen Organspende wird bei der Verteilung hauptsächlich auf die Blutgruppenübereinstimmung geachtet, andere Merkmale des Immunsystems (HLA-Antigene) werden weitestgehend vernachlässigt.

Der Vorteil des Programms sei eine deutliche Verkürzung der Wartezeit auf circa zwei Jahre, erklärt Ganzmann. Der Nachteil liege in einer möglichen kürzeren Überlebenszeit der transplantierten Niere im Vergleich zu einem HLA-passenden oder einem jüngeren Organ. Mit dem Wissen, dass Organknappheit herrscht, wartete er. Dann kam die entscheidende Nachricht. Er machte sich auf den Weg nach Freiburg und währenddessen wurde die Niere nach Freiburg geflogen.

26 Tabletten, unter ihnen Immunsuppressiva, muss Herbert Ganzmann momentan täglich einnehmen.
26 Tabletten, unter ihnen Immunsuppressiva, muss Herbert Ganzmann momentan täglich einnehmen. | Bild: Cornelia Liebwein

Die Abhängigkeit von der Dialysemaschine fällt durch die Transplantation weg, das Band aber zu seinen Ärzten in Freiburg und Waldshut bleibt, denn bis auf Weiteres muss Ganzmann engmaschig untersucht werden. „Das Hauptproblem ist jetzt ein mögliches Abstoßen des fremden Organs“, berichtet er. 26 Tabletten muss er täglich einnehmen. Dazu gehören auch Immunsuppressiva, da das Immunsystem durch Medikamente künstlich heruntergefahren werden muss, um die natürliche Abstoßreaktion des Fremdorgans zu verhindern. Andererseits müssen mögliche Infektionen unbedingt vermieden werden, weil diese das transplantierte Organ ebenso dazu bringen könnten, sich abzustoßen.

Was zu beachten ist

Neben der genauen Medikation ist auch die richtige Ernährung – viel Hülsenfrüchte oder gekochtes Gemüse – und der ständige Blick auf die Kreatininwerte (Laborwert zur Beurteilung der Nierenfunktion) für Ganzmann nun besonders wichtig. Auch seine Trinkmenge muss er protokollieren. Durften es vor der Transplantation nur 250 Milliliter Flüssigkeit sein, inklusive Suppen und der Flüssigkeit in Obst und Nahrung, brauchen seine Nieren jetzt täglich zwei Liter. Die Nebenwirkungen der Arzneien seien zwar enorm, sagt Herbert Ganzmann, aber die Lebensqualität sei erheblich gestiegen und die Familie freue sich über jeden gemeinsamen Tag, den sie durch die Organübertragung gewonnen haben.

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