Herrischried – „Requiescas¦– Du mögest ruhen“ war das Konzert zum Ewigkeitssonntag betitelt, das Bariton Uli Bützer und Pianist Max Langer in der Herrischrieder Kirche gaben. Ausgewählt hatten sie dafür Kompositionen von Brahms, Dvorák und dem Ehepaar Schumann, die sich mit dem Thema Abschied beschäftigen. Der ein paar Jahre ältere Brahms war Mentor und Freund Dvoráks, Brahms wiederum durfte Robert Schumann als seinen Mentor betrachten, wurde zum besten Freund des Ehepaars Schumann, war der Patenonkel von deren Sohn Felix und blieb auch nach Robert Schumanns Tod der engste Vertraute Claras. Ins Programm hatte das Duo das erste Lied aus dem kleinen „Regenliederzyklus“ von Brahms aufgenommen, ein Lied, das die Tage unschuldiger Kindheit heraufbeschwört und das Brahms im zweiten Satz seiner „Violinsonate Nr. 1“ verwendete, in dem er Abschied nimmt von seinem Patensohn Felix, der mit 25 Jahren an Tuberkulose starb. Auch Schumann nahm musikalisch Abschied. Sein op. 90, sechs Lieder nach Gedichten von Nikolaus Lenau und Requiem sind quasi die Totenfeier des Komponisten auf den von ihm geliebten Dichter. Klingen die ersten beiden eher wie einfühlsame Erinnerungen, so wird der Charakter von Lied zu Lied dramatischer, das sechste, „Der schwere Abend“ schließt in einem pathetischen Aufschwung mit dem Wunsch des eigenen Todes. Im „Requiem“ schließlich steigert sich der weich romantische Duktus zu affektgeladener Monumentalität.
Im lebendigen Vortrag von drei der zehn „Biblischen Lieder“ Dvoráks nach Psalmentexten brachte Uli Bützer seinen warmen und dennoch kraftvollen Bariton eindrucksvoll zur Geltung. Entstanden ist der Zyklus während Dvoráks Aufenthalt in New York, wo Heimweh und die Nachricht vom schlechten Gesundheitszustand des Vaters Dvorák möglicherweise zur Wahl dieses innig religiösen Sujets veranlasst haben könnten. Brahms‘ „Vier ernste Gesänge“ sind die Trauerarbeit des Komponisten angesichts des Todes von Clara Schumann. Die Texte für die ersten drei Lieder stammen aus dem Alten Testament und thematisieren die Vergänglichkeit, der des vierten aus dem Neuen Testament stellt Glaube, Hoffnung und Liebe in den Mittelpunkt. Clara Schumann selbst war beim Konzert als Komponistin der von Max Langer vorgetragenen „Variationen op. 20“ auf ein Thema von Robert Schumann präsent. Die Variationen, mal munter und frisch, mal ganz in Gedanken versunken und mit einem Hauch von Schwermut behaftet, mal sich in virtuosen Laufkaskaden auslebend, dann offensiv zupackend und schließlich ganz innig, verlebendigte er mit leichtem perlendem Anschlag. Den anhaltenden Beifall der Zuhörer beantwortete das Duo mit einem romantisch angehauchten Mozartlied als Zugabe.