Herr Schäuble, was entdecken Sie bei Ihren Tauchgängen?
Egal wo ich zwischen Herdern und Lienheim tauche, ich weiß auch unter Wasser, wo die jungen Leute ihre Feste feiern oder wo die Campingplätze sind. Die jungen Leute hinterlassen Bierflaschen und Dosen, bei den Campingplätzen liegen Möbel, abgeschnittene Kabel oder Handsägen im Wasser. Auch von Booten wird Müll in den Rhein geworfen. Da frage ich manchmal schon, warum die Leute das tun?
Sie machen mit dem Angelsportverein und der Feuerwehr Rhyputzete, was kam da alles zum Vorschein?
Da finden wir Gartenschläuche, Fahrräder, Mofa-Motoren, Gartenmöbel auch Bauschutt liegt im Rhein. Den wollen wir im Herbst bergen. Etlicher Schrott liegt noch nicht so lange da unten. Manche Leute denken wohl: aus den Augen, aus dem Sinn.
Welche Erfahrungen haben Sie noch gemacht?
Stefan Burger, Vorsitzender des Angelsportvereins, hat mir erzählt, dass er einen Wels gefangen hat, der im Magen einen Beutel mit Hundekot hatte. Der Wels muss große Qualen erlitten haben. Ich selbst habe schon eine abgesägte Schrotflinte gefunden und bei der Polizei abgegeben. Davon habe ich nie wieder etwas gehört. Bei Rheinau haben wir auf deutscher Seite einen Sprengstoffkoffer aus Schweizer Armeebeständen gefunden.
Was macht das mit Ihnen, wenn Sie so viel Müll im Rhein finden?
Mich regt das auf. Wenn ich mit meinen Tauchschülern unterwegs bin, nehme ich selbst den Müll mit, den ich sehe. Wir leben dieses Bewusstsein in unserer Tauchschule vor. Ich finde ja die Proteste der Schüler zum Klimaschutz gut. Aber einige sollten sich selbst an der Nase fassen, bewusster mit dem Thema Müll umgehen und nicht alles liegen lassen.
Welche Auswirkungen hat das auf den Rhein und sein Ökosystem aus ihrer Sicht?
Wir leben hier an einem der saubersten Abschnitte des Rheins. Er ist aus meinem Gefühl heraus und was ich optisch wahrnehme, sauberer geworden. Es gibt wieder mehr Fische. Ob das an den Fischtreppen oder am Einsetzen junger Fische liegt, weiß ich aber nicht. Bei Starkregen stelle ich aber fest, dass die Glatt Oberflächenwasser vom Flughafen mitbringt. Dann gehe ich lieber nicht Tauchen.
Was ist heute anders im Rhein als vor 20 Jahren?
Früher war es einfach cool für mich, hier zu tauchen. Heute schaue ich anders hin und sehe Dinge, die andere nicht sehen – Abwasserrohre oder Gartenschläuche.