Thomas Güntert

„Wir wollen keine Rangliste der möglichen Standortregionen erstellen“, sagte Philipp Senn bei einer Online-Medienkonferenz der schweizerischen Nationalen Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra). Der stellvertretende Bereichsleiter Öffentlichkeitsarbeit und Geologie informierte zusammen mit Tim Vietor, Bereichsleiter für Geologie und Sicherheit, über den aktuellen Sachstand bei der Suche nach einem geeigneten Standort für ein sicheres Atommüll-Tiefenlager.

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Im Jahr 2015 hatte die Nagra verschiedene eher ungeeignetere Standorte wie den Südranden im Kanton Schaffhausen ausgeschlossen. Eigentlich sollte auch die Standortregion Nördlich Lägern in unmittelbarer Nähe der Hochrheingemeinde Hohentengen zurückgezogen werden, weil der Opalinuston 900 Meter unter dem Terrain tiefer als in den anderen Regionen liegt und es sicherheits- und bautechnische Befürchtungen gab. Die „Expertengruppe Geologische Tiefenlager“ erreichte mit ihren Forderungen jedoch, dass der Standort weiterverfolgt wurde.

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In den vergangenen eineinhalb Jahren wurden Bohrungen in den verbliebenen Standortregionen Jura Ost (Böz­berg), Nördlich Lägern (Bülach) und Zürich Nordost (Marthalen) ausgeführt. Die ersten Auswertungen haben ergeben, dass es in allen drei Standortregionen eine rund 170 Millionen Jahre alte, mehr als 100 Meter dicke und wasserdichte Opalinustonschicht gibt, die den Ansprüchen an ein geologisches Tiefenlagers entspricht.

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In allen drei Regionen besteht genügend Platz sowohl für ein Einzellager für hochradioaktiven Atommüll, wie auch für ein Kombilager, in dem auch schwach- und mittelaktiver Atommüll entsorgt werden kann. In der Standortregion Nördlich Lägern gab es bei Bülach bereits eine Bohrung und Anfang des nächsten Jahres werden zwei weitere Bohrungen bei Stadel ausgeführt. Mit der früheren Bohrung in Weiach soll das Gebiet dann schlüssig beschrieben werden können. Sollte das nicht möglich sein, ist für Oktober 2021 noch eine weitere Bohrung bei der Gemeinde Bachs geplant.

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Tim Vietor erklärte, dass die Untersuchungen gezeigt haben, dass Nördlich Lägern ein geeignetes Standortgebiet ist und ein geologisches Tiefenlager aufnehmen kann. „Die bautechnischen Bedingungen sind besser als erwartet“, sagte Vietor. Beim Standort Zürich Nordost wurde in Trüllikon und in der Lottstetter Nachbargemeinde Marthalen gebohrt. Zusammen mit der früheren Bohrung in Benken hat sich das Bild vervollständigt. Weitere Bohrungen für die Standortsuche Zürich Nordost sind nicht geplant.

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Falls man noch Abklärungen über den Opalinuston treffen müsste, könnte es auf dem Gemeindegebiet Rheinau eine zusätzliche Bohrung geben. „Der Entscheid wird noch in diesem Jahr erwartet“, sagte Senn. In der Region Jura Ost laufen noch zwei Bohrungen.

In einer Lagerhalle in Döttingen sind die Gesteinsproben der Probebohrungen aufgebahrt.
In einer Lagerhalle in Döttingen sind die Gesteinsproben der Probebohrungen aufgebahrt. | Bild: Nagra

Am Standort Bözberg 1 ist man bei rund 900 Metern unter Terrain und bei Bözberg 2 in einer Tiefe von rund 615 Metern. Beide Bohrungen sollten in diesem Jahr abgeschlossen werden, damit sich das Bild mit einer Bohrung in den 1980er Jahren in Riniken vervollständigt. Auch in der Region Jura Ost sind keine weiteren Bohrungen geplant. 2022 will die Nagra bekannt geben, für welchen Standort sie das Rahmenbewilligungsverfahren für ein Tiefenlager einreichen will.