Lottstetten Wer ein Blaskonzert im traditionellen Polka-Stil von bierzeltlicher Provenienz erwartet hatte, wurde enttäuscht. Doch offenbar wusste das Publikum in der voll besetzten Lottstetter Gemeindehalle, was es erwarten würde und so lag schon vor Konzertbeginn eine knisternde Spannung in der Luft. Die vier angekündigten Stücke im ausgelegten Programmheft von Komponisten wie Mark Camphouse oder Gustav Holst versprachen eine virtuose Vielschichtigkeit, die über das alltäglich Dargebotene eines Blasmusikorchesters hinausgeht.
Das Konzert bildete den Abschluss der einwöchigen Intensivprobe des Verbandsjugendorchesters Hochrhein in Buchberg (SH) und kann als Generalprobe für den Auftritt beim Deutschen Musikfest 2025 in Ulm gesehen werden. Fast pünktlich betraten die 70 jungen Musiker zwischen 14 und 27 Jahren die Bühne in der Lottstetter Halle, kurz darauf erschien ihr musikalischer Leiter, der 58-jährige Brite Julian Gibbons, der bereits seit fast 30 Jahren das Verbandsjugendorchester unter seinen Fittichen hat, unter riesigem Applaus am Dirigentenpult.
Auch ein Amboss erklingt
Mit der „Second Suite“ von Gustav Holst begann das Konzert, wobei die jungen Musiker meisterhaft das doch etwas sperrige Stück absolvierten. Dabei kam sogar ein echter Amboss zum Einsatz und wer viel Fantasie aufbrachte – oder das Stück kannte – spürte, wie die keltischen Sagengestalten durch die Luft schwirrten. „Manhattan“ von Philip Sparke führte in den gleichnamigen New Yorker Stadtteil und Solist Nils Rebholz (Trompete) erweckte die Lichter der großen Stadt zum Leben.
„Twin Parks Overture“ von Mark Camphouse plätscherte zunächst ruhig und gefühlvoll dahin, kristallklare Klänge legten sich über die Musiker und breiteten sich kaskadenartig im Hallenraum aus, schwollen zu donnerndem Grollen an und verklangen schließlich im harmonischen Finale.
Und dann folgte der Höhepunkt des Abends, „Saga Candida“ aus der Feder von Bert Appermont. Das Orchester brillierte bei den sieben Impressionen dieser Hexenjagd. Es war unglaublich, was der Dirigent aus den jungen Musikern herausgeholt hatte. Ein fulminantes Feuerwerk mit filmmusikalischen Flair. So macht Blasmusik richtig Spaß.
Der donnernde, minutenlange Applaus am Ende des Konzerts war der verdiente Lohn. Im Saal dürfte wohl niemand bereut haben, da gewesen zu sein. Schließlich folgte eine kurze Zugabe, die dabei half, die erlebten Eindrücke zu sortieren und sich setzen zu lassen. Das Orchester warb anschließend noch für die Unterstützung für das Projekt „Gemeinsam schlagkräftig für Orchesterschlagwerk“ und bittet um Spenden für die Beschaffung von Schlagzeugen.