Ralf Göhrig

Wildkatzen leben offenbar im Jestetter Wald. Im Spätwinter, zur Paarungszeit (Ranz), wurden von Mitarbeitern der Forstlichen Versuchsanstalt in Freiburg in unterschiedlichen Regionen Baden-Württembergs, mit Baldrian besprühte Lockstöcke ausgebracht – auch im „Zipfel“. Der Geruch des Baldrians lockt Katzen an, die sich dann an dem Stock reiben und Haare hinterlassen.

Marinus Huber und Henriette Tripke beim Aufstellen der Lockstöcke in Jestetten.
Marinus Huber und Henriette Tripke beim Aufstellen der Lockstöcke in Jestetten. | Bild: Ralf Göhrig

Insgesamt wurden im Jestetter Wald 24 Lockstöcke nach einem bestimmten Raster im Wald verteilt und während der folgenden Wochen regelmäßig kontrolliert. Dabei konnten zahlreiche Haarproben gesammelt werden, die es im Lauf des Jahres auszuwerten gab. Denn nicht nur Wildkatzen, auch Hauskatzen und Marder suchen solche Baldrian-Lockstöcke auf. Der Wildkatzennachweis lag rund 2,5 Kilometer vom Jestetter Siedlungsgebiet entfernt. Hauskatzen drangen lediglich gut einen Kilometer in den Wald ein.

Der positive Wildkatzennachweis auf der Gemarkung Jestetten befindet sich in einem Waldgebiet innerhalb des Regionalen Naturpark Schaffhausen.

Der Naturpark ist ein länderübergreifendes Naherholungsgebiet, das den Schutz von intakten Natur- und Kulturlandschaften gewährleistet (Naturpark-Schaffhausen 2019). Im nördlichen Teil des Natur- parks (Schweiz) konnte 2018 im Rahmen einer Bachelorarbeit der ZHAW Wädenswil die Wildkatze bereits nachgewiesen werden. Diese beiden Nachweise (2018 und 2019) sind die ersten Nachweise, die die weiter nördliche bereits bekannte Wildkatzenvorkommen bei Immendingen und Tuttlingen erklären könnten.

Dort wurden in den Jahren 2013 und 2015 mehrere Individuen nachgewiesen, dessen Herkunft ungeklärt blieb. Eine Ausbreitung von der Rheinebene sowie von Bayern war aufgrund der großen Entfernung und fehlen- der weiterer Hinweise sehr unwahrscheinlich. Damit ist es naheliegend, dass die Tiere vom Südranden nach Norden ausgebreitet haben.

Schüler pflegen Wildkatzenbiotop

„Ich freue mich, über den Nachweis dieser tollen Tierart„, stellte Helge von Gilsa, Leiter des Kreisforstamtes, fest als er die positive Nachricht erhielt. Bernhard Egli, Projektleiter Natur beim Naturpark sieht sich in seiner Arbeit bestätigt, hatte er doch Ende November, noch bevor die Genanalyse auf dem Tisch lag, das Wildkatzenbiotop im Jestetter Wald mit der Klasse 8b der Realschule entsprechend gepflegt.

Die Klasse 8b der Realschule pflegte im November das Wildkatzenbiotop.
Die Klasse 8b der Realschule pflegte im November das Wildkatzenbiotop. | Bild: Ralf Göhrig