Hitze und Trockenheit – was für die Landwirte ein großes Problem ist, freut den Winzer. Die Weinerzeuger in der Region dürfen sich wohl auf einen ganz besonderen Jahrgang freuen.
„Das Jahr 2022 verspricht ein ganz besonderes zu werden“, zeigt sich Winzer Berthold Clauß vom gleichnamigen Weingut in Lottstetten-Nack im Gespräch mit dem SÜDKURIER auf jeden Fall überzeugt, „wenn nichts Außergewöhnliches mehr geschieht.“
Tolle Blüte und optimale Bedingungen fürs Wachstum
Während die Landwirtschaft mit der Trockenheit zu kämpfen hat, war das Jahr 2022 für den Weinbau bislang perfekt. Clauß berichtet von einer tollen Blüte und optimalen Bedingungen für das Wachstum der Reben. Die Trockenheit wirke sich auch positiv auf den Gesundheitszustand der Weinstöcke aus. In diesem Jahr hatten demnach Pilze kaum eine Chance, was wiederum bedeutete, dass die Weinbauern den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln deutlich reduzieren konnten.
So bleiben die Weinstöcke langfristig gesünder
„Die Reben hatten in diesem Jahr sehr gutes Laub“, erzählt Clauß weiter, „und die Reserven waren groß genug, um gut über den Sommer zu kommen.“ Der gebürtige Schwabe ist überzeugt, dass die Weinstöcke langfristig gesünder bleiben, wenn man ihnen nicht den höchsten Ertrag abverlangt.

Der Regen im August kommt zur richtigen Zeit
Der Regen im August kam zur richtigen Zeit. Im Jestetter Zipfel fielen, trotz der vielen Sonnenstunden, rund 150 Liter Niederschlag und damit deutlich mehr als das langjährige Mittel. Und dieser Regen verteilte sich einigermaßen gleichmäßig über die vergangenen vier Wochen.
„Wenn jetzt noch ein paar sonnige Tage im September kommen“, so Clauß, „können wir in zwei Wochen mit der Lese beginnen.“ Er erklärte, dass die Trauben am Hochrhein etwa zwei Wochen später reif sind, als beispielsweise im Markgräflerland, wo die Lese teilweise schon begonnen hat.
Hoffnung auch auf einen guten Eiswein im Winter
Zunächst sind die Sorten Müller-Thurgau, Frühburgunder und die Sektgrundweine an der Reihe, im Oktober ist der Spätburgunder an der Reihe. Ganz zum Schluss sind es die Trauben in den Spitzenlagen, die eine Spitzenqualität erhoffen lassen. „In diesem Jahr dürfte das Mostgewicht so hoch sein, dass wir sogar Auslesequalität erreichen“, freut sich der Winzer. Außerdem bleiben einige Trauben hängen, in der Hoffnung auf einen kalten Winter und damit die Lese von Eiswein.
Obwohl es heute die Möglichkeit einer maschinellen Lese gibt, bleibt das Weingut Clauß bei der traditionellen Lese von Hand. So können die Reben zwei mal durchgegangen werden, und die Trauben je nach Reifegrad geerntet werden. Während in den Anfangsjahren hauptsächlich Einheimische bei der Lese geholfen haben, sind es heute hauptsächlich Erntehelfer aus Schlesien und Rumänien.