Jestetten Dem aufmerksamen Zeitungsleser wird es aufgefallen sein, dass noch nicht über die Abschlussfeier der Schule an der Rheinschleife in Jestetten berichtet worden ist. Dies wird jedoch auch in der näheren Zukunft nicht geschehen, weil es in diesem Jahr keine Abschlussfeier an der Jestetter Grund- und Werkrealschule gegeben hat.
„Die Abschlussfeier wurde abgesagt, beziehungsweise in eine Abschlusszeugnis-Übergabe umgewandelt, wegen mangelnden Interesses und Mitarbeit vonseiten etlicher Schüler und Schülerinnen bei der Vorbereitung der Abschlussfeier. Diejenigen, die sich engagiert hatten, wurden teilweise ausgelacht und torpediert. So wurde in der Notenkonferenz die Reißleine gezogen“, berichtet Schulsekretärin Marion Rehm dieser Zeitung.
Offenbar falle es vielen jungen Menschen schwer, sich an Regeln zu halten und Traditionen fortzuführen. „Es waren nicht nur Migranten, sondern auch Einheimische, die keinerlei Ambitionen zeigten, eine Abschlussfeier mit entsprechendem Programm mitzugestalten“, sagt Rehm. Ein buntes Vielerlei, eine würdige Zeremonie und eine Party in der Gemeindehalle waren so undenkbar. Ein großes Problem stellen offenbar Teile der Eltern dar, die sämtlichen Respekt vor der Einrichtung Schule vermissen ließen. „Es gibt Eltern, die bringen es fertig, ihre Kinder grundsätzlich während der Unterrichtsstunden anzurufen“, beklagt die Sekretärin.
Einige der Kinder hatten sich aber auf die Abschlussfeier gefreut – immerhin stellt diese eine Zäsur im Leben dar, die Schwelle vom Schüler zum Auszubildenden. Diese Schüler hatten sich bereits mit festlichen Kleidern ausgestattet. Denn eine Abschlussfeier ist auch eine Gelegenheit, die Alltagskleidung abzulegen und sich in stilvoller Garderobe zu präsentieren. Für die Schüler, die sich einen würdigen Schulabschluss gewünscht hatten, standen die Klassenlehrerinnen Funda Schneble und Jana Oldörp parat. Sie gingen mit den Engagierten in Jestettens bestes Lokal zum Essen. Dabei konnten die für die Feier angeschafften Sachen getragen werden.
Das Jestetter Schulhaus wurde von 1908 bis 1910 an der Schaffhauser Straße als Rathaus, Lehrerwohnhaus und Schule gebaut, nachdem sich 1905 eine Bürgerausschusssitzung mit 21 zu 18 Stimmen gegen den Standort Vreneleswies entschieden hatte. Nach einer mehr als 100-jährigen Geschichte ist dort heute die Grund- und Werkrealschule. Rektor ist Robert Poljak.