Jestetten Eine solche Exkursion hat die evangelische Markusgemeinde zum ersten Mal angeboten: In der Karwoche hat sich Petra Jàvor mit 20 Teilnehmern zu einer Studienreise aufgemacht. Sie führte in die sächsische Landeshauptstadt Dresden und wurde für die Gruppe zu einem beeindruckenden Erlebnis. Die Teilnehmer waren im Hofgärtnerhaus, dem Gästehaus der lutherischen Gemeinde Dresdens, untergebracht.
Große Betroffenheit hinterließ der Besuch der Gedenkstätte Bautzner Straße, wo die Stasi bis zur Wende ein Untersuchungsgefängnis betrieben hatte. Lutz Kandler, Jahrgang 1944, saß dort als 17-Jähriger für einige Monate ein, nachdem er mit zwei Freunden den Versuch unternommen hatte, die Parole „Nieder mit Ulbricht“ an eine Wand zu pinseln. Regen verhinderte die erfolgreiche Umsetzung des Plans, was die Staatssicherheit allerdings nicht hinderte, die drei Jugendlichen unter menschenunwürdigen Umständen einzusperren. Schlafentzug und limitierter Zugang zu Toiletten waren dabei nicht die schlimmsten Misshandlungen. Das Wesen der DDR als Unrechtsstaat war an dieser Stelle mit Händen zu greifen. „Es ist mir unverständlich, wie heute Politiker, vor allem der Linken, hin stehen und von positiven Errungenschaften der DDR schwadronieren können“, sagte der Reiseteilnehmer Peter Jehle im Gespräch mit dieser Zeitung.
Unvergesslich bleibt für die Reisenden sicherlich die Stadtführung mit und in einem H6, einem alten Stadtbus der Dresdner Verkehrsbetriebe, Baujahr 1957, in original restauriertem Zustand. Drei Stunden lang fuhr der Bus quer durch die Stadt, vorbei an Semperoper, Zwinger, Schloss, dem Dynamo-Stadion, über das Blaue Wunder bis zum Fernsehturm und wieder zurück, mit einem Halt beim Schloss Albrechtsberg und der Pfunds-Molkerei. Thomas Schlodder von der brandenburgischen Partnergemeinde, der allerdings in Dresden aufgewachsen ist, hat dieses einmalige Erlebnis organisiert.
Das wunderbare Frühlingswetter mit viel Sonne und blauem Himmel trug zum Gelingen der Reise bei, die mit einem Besuch der Festung Königstein, einer Führung beim Staatsweingut Wackerbarth, einer Dampfschifffahrt auf der Elbe und dem Besuch des Deutschen Hygienemuseums weitere Höhepunkte zu bieten hatte. Selbstverständlich stand auch die Semperoper auf dem Programm, die Tschaikowskys Musik zu einer Neuinterpretation des Schwanensees auf die Bühne brachte. Die Reisegruppe hatte den alten Stadtkern rund um die Frauenkirche rasch ins Herz geschlossen, aber da die Stadt natürlich noch vieles mehr zu bieten hat, sagte Barbara Rapp: „Hierher kehre ich gerne wieder zurück.“