Der Klettgauer Mediziner Stefan Bastians muss der Gemeinde die Kaufpreisermäßigung für das Arztpraxisgrundstück zurückzahlen. Das gab Bürgermeister Ozan Topcuogullari in der jüngsten Gemeinderatssitzung bekannt.

Die Gemeinde verkaufte dem Arzt das Grundstück zum Bau einer Praxis zum vergünstigten Preis. Der Nachlass war allerdings mit der Bedingung verbunden, dass Bastians für die Dauer von zehn Jahren dort gesetzlich Versicherte behandeln muss. Da er diese Auflage nicht eingehalten hat, forderte der Gemeinderat die Kaufpreisermäßigung in voller Höhe zurück.

Bürgermeister hätte sich Weiterbetrieb gewünscht

Auf Nachfrage nimmt Topcuogullari Stellung: „Natürlich hätte ich mir gewünscht, dass Herr Stefan Bastians seine Praxis in Erzingen weiterbetreibt und die medizinische Versorgung aufrechterhält.“ Die Entscheidung des Gemeinderats finde der Bürgermeister aber nachvollziehbar, „da dies vertraglich zwischen den Parteien schon beim Kauf des Grundstückes so geregelt war.“

Klettgaus Bürgermeister Ozan Topcuogullari.
Klettgaus Bürgermeister Ozan Topcuogullari. | Bild: Pressebüro Sabine Hartmann-Müller

Eine andere Einigung sei nicht möglich gewesen. „Würde die Gemeinde die vertragliche Vereinbarung aufweichen und nur einen Teilbetrag zurückverlangen, hätte schnell der Eindruck der Vorteilnahme im Amt entstehen können“, erklärt Topcuogullari. Stefan Bastians ist Mitglied des Gemeinderats.

Der Arzt selbst ist enttäuscht. „Es ist ein legitimer Vertrag und, dass die Entscheidung, keine gesetzlich Versicherten mehr in meiner Praxis zu behandeln, zu meinem Nachteil ausfallen könnte, war bekannt.“ Dennoch habe sich Stefan Bastians einen Kompromiss gewünscht.

Fünfstelliger Betrag fließt in Gemeindehaushalt

Als Grund für die Entscheidung gegen Kassenpatienten nennt Bastians fehlende Mitarbeiter. „Es ist einfach unmöglich, heutzutage gutes Stammpersonal zu bekommen.“ Sieben Jahre lang habe der Arzt die medizinische Versorgung in Klettgau aufrecht gehalten und während der Corona-Pandemie viel zusätzliche Belastung auf sich genommen.

Hausarzt Stefan Bastians.
Hausarzt Stefan Bastians. | Bild: Nico Talenta

Stefan Bastians wird nach eigener Aussage in den sauren Apfel beißen und die Summe bezahlen. „Ich muss pro Quadratmeter 50 Euro zurückzahlen, da komme ich bei etwa 600 Quadratmetern auf rund 30.000 Euro“, rechnet er vor. Nach der für ihn bitteren Entscheidung des Gemeinderats sagt der Mediziner aber auch: „Einen Gemeindewechsel behalte ich mir offen.“

Und was passiert mit der beachtlichen fünfstelligen Summe? Bürgermeister Ozan Topcuogullari: „Das Geld fließt in den allgemeinen Haushalt und wird somit im Sinne der Allgemeinheit verwendet.“

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