Der Kostenrahmen des neuen Zentralklinikums steht. Der in Regie der Kreiskliniken entstehende Teil soll gut 314 Millionen Euro kosten. Auf der Basis wird im Herbst die Förderung beim Land beantragt – vorausgesetzt der Kreistag stimmt der Vorlage zu. Angesichts der einstimmigen Empfehlung des vorberatenden Bau- und Planungsausschusses scheint das aber klar. Im September 2020 soll dann der Bau des im Vergleich zum Start um rund 1000 Quadratmeter Nutzfläche verkleinerten, parallel aber um 25 auf 677 Betten erweiterten Projektes beginnen.
Rund 100 Architekten, Ingenieure und Techniker haben die im Sommer 2018 vorgestellten Pläne die vergangenen Monate verfeinert, schilderte der stellvertretende Projektleiter Carsten Meiners vom Generalplaner, dem Ludwigshafener Büro a|sh Architekten. Hinter diesem Großaufgebot steht nicht zuletzt der ehrgeizige Zeitplan. Inzwischen hat die Entwurfsplanung aber einen Reifegrad erreicht, der ihre Freigabe und damit die nächsten formalen Schritte ermöglicht.
Förderungen beantragen
Da geht es vor allem um den Förderantrag beim Land. Es mache keinen Sinn, noch länger an Details zu feilen, befand etwa Rheinfeldens OB Klaus Eberhardt (SPD) – zumal die Entwurfsplanung für diese HU-Bau bis hin zum Energiekonzept aus Sicht der Fraktionen überzeugt. „Wir sind zufrieden“, sagte etwa Paul Renz für die CDU.

Eine Konsequenz dieser Optimierungsprozesse ist die Anhebung des Gebäudekorpus um zwei Meter über das Grundstücksniveau. Das hat im Wesentlichen mit dem Hochwasserschutz zu tun, eröffnet aber auch weitere Optionen: So könnte auf der Grundlage die Technikzentrale im Hauptbau integriert werden, was etwas billiger käme. Hier plädierte der Ausschuss indes einstimmig dafür, diese wie ursprünglich geplant in einem am westlichen Rand des künftigen Campus gelegenen separaten Bau unterzubringen. Auch bei der Dachform entschied sich der Ausschuss einstimmig für die ursprüngliche Variante eines Flachdaches und gegen die zeitweise diskutierte prismatische Anordnung, das heißt einen Ansatz von Giebeldach, unter dem die technischen Aufbauten hätten verpackt werden können.
Das hat praktische, aber auch finanzielle Gründe. Wäre die prismatische Lösung unter dem Strich doch bis zu 1,5 Millionen Euro teurer geworden und hätte die Installation der angestrebten Photovoltaikanlage verkompliziert. Nach wie vor offen bleibt dagegen die Fassadenfrage. Vor allem für den Sockel, also den zweigeschossigen Breitfuß, auf dem die Pflegetrakte in Hufeisenform aufliegen, soll sie hochwertig werden. Dafür werden im weiteren Verfahren noch Varianten geprüft.
60 Prozent Co2-Einsparpotenzial
Auf der Höhe der Zeit ist auch das Energiekonzept und „überzeugt“, betonte Margarete Kurfeß für die Grünen. Das beginnt mit der auf dem Dach angestrebten Photovoltaikanlage und endet mit der Heizungs- und Klimatechnik. Die basiert auf Wärmepumpen, der Nutzung von Temperaturunterschieden im Grundwasser und Betonkerntemperierung, eine Art Fußbodenheizung, wie es Ulrich May von den Freien Wähler anschaulich umschrieb. Die Photovoltaik wird mit der Nennleistung von 550 Kilowattpeak konzipiert, produziert also etwa 555 000 Kilowattstunden Strom, die direkt in die Versorgung des Klinikums fließen. Das Heizsystem hat im Vergleich zu Blockheizkraftwerken Vorteile beim Kohlendioxidausstoß. Laut den Architekten ergibt sich ein Einsparpotenzial bis zu 60 Prozent.
Zudem ermöglicht diese im Klinikbau heutzutage laut den Generalplanern übliche Technik den Verzicht auf eine herkömmliche Klimaanlage, kann die Raumtemperatur so doch um bis zu acht Grad Celsius gesenkt werden. Bei hohen Außentemperaturen von mehr als 35 Grad wird es im Haus so zwar auch noch warm. Das sei aus medizinischer Sicht aber noch vertretbar, erläuterte der Projektleiter der Kliniken, Thorsten Stolpe – zumal einzelne Bereiche punktuell mit konventioneller Klimatechnik nachgerüstet werden könnten.
Viel Lob von allen Fraktionen
„Ökologisch ist das Projekt wegweisend“, begeisterte sich denn auch Jörg Lutz (SPD). Aber nicht nur da. Auch in puncto Größenordnung und Bettenzahl sei die Planung „vorbildlich“, attestierte der Lörracher Oberbürgermeister. Um so dringender sei es angesichts der nationalen Randlage des Kreises darauf zu insistieren in puncto Förderung nicht auch an den Rand gedrängt zu werden.
„Wir sind auf Kurs“, konstatierte auch Ulrich May für die Freien Wähler. So sollte es weiter gehen. Im Juli 2020 jedenfalls will der Kreistag den Baubeschluss fassen, derweil die Kliniken parallel erste Ausschreibungen forcieren, wie deren Geschäftsführer Armin Müller erläuterte. Ein Fragezeichen setzen die Fraktionen einzig bei den Kosten, auch wenn die begleitende Kontrolle diese für relativ solide kalkuliert hält. Angesichts der Bauzeit von vier bis fünf Jahren blieben Risiken, befanden Wolfgang Roth-Greiner (FDP) und Paul Renz. Noch einen Schritt weiter gehen an der Stelle die Grünen.
Zwar liege der Kostenrahmen von gut 314 Millionen Euro – eine Summe, die übrigens auch zustande kommt, da das Grundstück für die Kliniken günstiger wird, da das Zentrum für Psychiatrie seinen Teil kauft – um 4,2 Prozent unter der letzten Schätzung von 2018. Das aber sei nur die halbe Wahrheit. Denn Bezugspunkt müssten auch die 261 Millionen Euro sein, mit denen das Projekt 2016 in den Kreistag eingebracht wurde, befand Bernd Martin. Die so entstehende hohe Differenz aber sei anders als behauptet keineswegs nur mit Baupreissteigerungen zu erklären. So schlage die komplexe Gebäudekonstruktion entgegen erster Zusicherungen auch mit Mehrkosten von gut 20 Millionen Euro zu Buche, merkte Martin nach der Sitzung an. Um so dringender sei die begleitende Kontrolle.
Straße „Am Klinikum“
Das Teilstück der L 138, das wegen des Zentralklinikums verlegt wird, soll „Am Klinikum“ heißen. Der Ortschaftsrat Hauingen stimmte der Namensgebung genauso zu wie der Ortschaftsrat Brombach. Es geht um das Teilstück zwischen Hauingen und Steinen ab der Einmündung zum Entenbad bis hin zum geplanten Kreisverkehr östlich des Klinikums. Eine Benennung sei nötig, damit das Klinikum eine konkrete Anschrift erhält, wie Thomas Welz, Fachbereichsleiter Vermessung, den Ortschaftsräten erläuterte. Er räumte ein, der Name sei nicht der „Kracher“ und normalerweise würde die Verwaltung die Teilorte früher bei der Namensfindung einbeziehen. Doch einzureichende Anträge erfordern eine genaue Lagebezeichnung. Deshalb brauche die Landstraße in Fortführung von Hauingens Steinenstraße nach dem Entenbad einen neuen Namen. Dieser große Bogen soll „Am Klinikum“ heißen.