Der Klimawandel kommt Privatwaldbesitzer, Gemeinden und den Landkreis teuer zu stehen. Nach Alarmrufen der Forstverwaltung genehmigte der Kreisrat Geld für eine „Sondereinheit“ im Kampf gegen den Borkenkäfer, der sich in den Fichtenwäldern derzeit durchfrisst. Millionenschäden drohen im Kreisgebiet, Landrat Martin Kistler appellierte, dem Problem wenigstens „die Spitze zu nehmen“. Waldbesitzern, die befallene Fichtenbestände nicht beseitigen, macht die Behörde Druck, falls benachbarter Wald vom Käfer bedroht ist.
Gestürzte Nadelbäume nach den Sturmtiefs, der Dürresommer 2018 und nun wieder ein milder Winter bedeuten für den Borkenkäfer gute Bedingungen. 90 Prozent der Schädlinge hätten diesen Winter überlebt, berichtete Helge von Gilsa, Leiter des Kreisforstamtes, den Kreispolitikern. Am Ende bewilligte der Kreistag mit Mehrheit und bei 17 Gegenstimmen 70 000 Euro für sechs zusätzliche Mitarbeiter in den kommenden drei Monaten.
Spezialeinheit gegen den Borkenkäfer
Der Amtsleiter hatte für die Käferbekämpfung acht zusätzliche Mitarbeiter für ein Monitoring (die engmaschige Überwachung des Schadholzes) während sechs Monaten, mit 185 000 Euro Kosten aus dem Kreishaushalt, beantragt. Zu viel, nach Meinung der CDU-Kreisräte Helmut Kaiser und Christian Mauch, die das Land Baden-Württemberg stärker in der Pflicht sehen.
CDU-Sprecher Rolf Schmidt plädierte wie Martin Benz dafür, hinter die Aktion den Druck einer „Allgemeinverfügung“ zu setzen. Mit dieser amtlichen Vorschrift im Rücken kann die Forstbehörde bei untätigen Waldbesitzern, deren Bestände eine Gefahr für den Nachbarwald bedeuten, die Beseitigung des befallenen Holzes auf Rechnung des Eigentümers veranlassen. Helge von Gilsa hofft allerdings auf die Einsicht der Betroffenen. Angesichts des enormen Vermehrungspotenzials des Käfers hält Gilsa ein schnelles Eingreifen für geboten.
Kreisräte zweifeln an Erfolg der Aktion
Kreisräte zweifelten am Erfolg der Aktion, weil sie nicht glauben, dass nach dem „Monitoring“ genügend Personal für das Fällen, die Abfuhr, das sachgerechte Lagern und Verarbeiten des Holzes vorhanden ist. Transporteure und Sägewerke seien im Moment „völlig zu“, berichtete Kreisrat Joachim Tröndle (CDU), selbst vom Fach. Sein Fraktionskollege Tobias Gantert beklagt, dass die Zahl der Waldbesitzer, die „sich nicht um ihren Wald kümmern“, zunehme.
Zusätzliche Arbeitskräfte für die Schadensbeobachtung hält Harald Würtenberger nicht für notwendig. Die Forstverwaltung solle ihre Kräfte bündeln und entbehrliches Personal aus Laubholzgebieten herholen. Aus dem beschriebenen Schadensbild schließt der Freie Wähler, selbst als Walddienstleister tätig, auf langjährige Versäumnisse der hiesigen Forstverwaltung. Ruth Cremer-Ricken (Grüne) erinnerte daran, dass neben dem wirtschaftlichen Aspekt auch die Schutzfunktion des Waldes für Luft und Wasser auf dem Spiel steht und forderte möglichst rasch Einschläge im kranken Bestand.
Millionenschaden droht
Für Gemeinden und für über 18 000 Privatwaldbesitzer im Kreis Waldshut rechnet der Forst mit 140 000 Festmetern Käferholz und mindestens fünf Millionen Euro Schaden – ohne Folgekosten. Die Erlöse decken oft die Kosten nicht, aus Stammholz werden Hackschnitzel, nur in Ausnahmefällen soll Chemie eingesetzt werden. Hauptbetroffen ist der Fichtenwald, der im Kreisgebiet auf 30 000 Hektar Fläche wächst.