Als Susanna Heim als junge Studentin Ende der 80er Jahre von ihrem Vater erfuhr, dass der Landkreis Waldshut einen neuen Kulturreferenten suche, meinte sie begeistert: „Das wäre mein Traumjob!“ Ihr Vater war der damalige Kreisrat und Bürgermeister Bertold Schmidt aus Lauchringen. Der empfahl ihr: „Jetzt mach erst mal dein Studium und geh raus in die Welt.“ Das tat sie dann auch, studierte in Tübingen und Madrid und war lange Jahre Redakteurin in der Schweiz. Zufällig erfuhr sie dann von der Verabschiedung ihres Vorgängers Jürgen Glocker und bewarb sich für die Stelle.
Jetzt ist sie inzwischen selbst Pressesprecherin und Kreiskulturreferentin für das Landratsamt. Seit rund eineinhalb Jahren ist sie im Amt, jetzt neigt sich die erste Kultursaison in Schloss Bonndorf, die unter ihrer Verantwortung stand, dem Ende entgegen. Anlass genug, sie um ein Gespräch zu bitten. Was hat sie übernommen? Was zeigt ihre eigene Handschrift? Was gab es Neues? Für jeden sichtbar ist die Neugestaltung der Räume. Zwei neue Räume im zweiten Stockwerk konnten auf der Ausstellungsebene hinzu gewonnen werden. Und auch für den geselligen Teil wurden im ersten Stock zwei weitere Räume frei, die bisher vermietet waren.

„Ich habe die bisherigen Sparten beibehalten – Ausstellungen, Konzerte, Literatur und Vorträge“, antwortet sie lebhaft. „Vor allem bei den Klassikkonzerten haben wir ein sehr treues Dauerpublikum. Das möchte ich weiter bedienen, auch mit regionalen Künstlern. Aber ich suche auch neue Formate: So haben wir zwar auf Wunsch der Ulrich-Eipper-Stiftung mit der jetzigen Ausstellung einen regionalen Künstler gewürdigt, den jeder kennt. Aber der Berliner Künstler Christoph Niemann brachte mit seinen „Bewegten Bildern“ und seiner Videokunst einen ganz neuen Stil. Und lockte damit ein neues Publikum ins Haus.“
Dieses neue Publikum ist ein Ziel von Susanna Heim: „Die Menschen sollen die Scheu vor Museen und Kultur insgesamt verlieren. Da sehe ich mich als Vermittlerin.“ So wird Bonndorf jetzt auch bei Facebook und Instagram beworben: „Ich möchte einfach das Publikum auf vielerlei Wegen erreichen“, erklärt sie. „Und dabei Bewährtes mit Neuem verknüpfen.“
Neuerungen bei den Lesungen
Auch bei den Lesungen und der Literatur suchte sie neue Formate: „Wir suchen danach das Gespräch mit den Autoren, zunächst mit meiner Moderation, dann mit dem Publikum. Außerdem haben wir die Anfangszeiten geändert oder sonntags auf den Vormittag gelegt. Da kann man die Veranstaltungen mit einem Schwarzwaldbesuch verbinden und muss nicht nachts noch Autofahren. Das kommt gut an.“ Und auch die Reihe „Bücher meines Lebens“ – angefangen mit Hartmut Rosa – will Susanna Heim weiter ausbauen. „Ich werde da immer etwas Neues ausprobieren. So wie etwa mit dem allseits bekannten Literaturkritiker Denis Scheck. Dessen Literaturgespräch war restlos ausverkauft. Und er signalisierte, dass er, ebenso wie Niemann, gerne wiederkommen würde.“
Susanna Heim sprudelt vor Ideen. Und sie ist mit der noch nicht abgeschlossenen Saison zufrieden: „Alle Veranstaltungen waren so gut wie ausverkauft.“ Im Juli hatte sie alle Kulturschaffenden der Region zu einem Workshop eingeladen: „Ich möchte uns miteinander vernetzen.“ Ihr Kultur-Budget verrät sie nicht: „Aber ich bin sehr dankbar für die Unterstützung des Kreistags.“ Verrät sie schon etwas über das neue Programm? Susanne Heim lacht: „Nein. Oder höchstens, dass wir einen Cartoon-Wettbewerb mit deutschen und Schweizer Zeichnern planen. Und einen Event rund um das Thema „Schöner Schein“. Mehr erfahren Sie dann im neuen Programm im Februar 2020.“
Zur Person
Susanna Heim ist in Lauchringen geboren und machte 1985 Ihr Abitur in Waldshut. Sie studierte in Tübingen und Madrid Germanistik, Politik und Spanisch. Nach Lehrjahren bei der „Aargauer Zeitung“ war sie sieben Jahre Redakteurin und stellvertretende Ressortleiterin bei der „Neuen Zürcher Zeitung“ und der „NZZ am Sonntag“. Bis 2017 war sie in der Migros-Kommunikation tätig. Sie entwickelte und leitete dort Zeitschriften und Webseiten.