Bei uns sind sie besonders in ländlichen Regionen noch immer geheimnisumwittert, in den USA eine Selbstverständlichkeit: Serviceclubs wie Rotary, Kiwanis, Lions und Zonta, um die bekanntesten zu nennen. Ihre sozialen Aktivitäten werden zwar vermehrt in der Presse publik gemacht, aber Herkunft und Organisation sind vielen nicht bekannt. Pauschalisierte Meinungen sind deshalb keine Seltenheit. Für die einen sind Serviceclubs vorrangig abgeschottete, elitäre Netzwerke zum gegenseitigen Nutzen der Mitglieder, für andere leisten sie einen wichtigen Beitrag für eine sozialere, bessere Welt.
Dem Selbstverständnis nach beruhen Serviceclubs auf zwei Grundpfeilern: Zum einen dem Austausch der Mitglieder bei regelmäßigen Treffen zum anderen dem sozialen Engagement. Das Motto „we serve – wir dienen“ gilt für alle Serviceclubs, daher auch ihr Name. „We serve“ wird verstanden als Dienst an der Gemeinschaft auf der Grundlage von Solidarität. Weitere Gemeinsamkeit ist der besonders geregelte Zugang: Nur Personen, die von einem Mitglied vorgeschlagen werden und Zustimmung bei den anderen Mitgliedern finden, können eintreten. Neben der Integrität des potentiellen Mitglieds und seiner Bereitschaft, sich persönlich und finanziell einzubringen, wird auf die Heterogenität der Mitglieder geachtet. Möglichst viele Berufsgruppen sollen vertreten sein, um Kontakte über das eigene berufliche Umfeld hinaus zu ermöglichen. Es gibt gemischte und reine Männer- und Frauenclubs. Jedes Jahr übernimmt in der Regel ein anderes Mitglied die Präsidentschaft.
Serviceclubs sind international organisiert. Das heißt über die jeweiligen europäischen und internationalen Clubs werden weltweit Projekte initiiert und unterstützt. Schwerpunkt der lokalen Serviceclubs ist aber die Hilfe vor Ort. „Auch in Deutschland, auch in unserer Region gibt es viele hilfsbedürftige Familien“, sagt Klaus Brand. Er ist Präsident des Rotary Club Waldshut-Säckingen, der wie auch der Lions Club Waldshut und der Kiwanis Club Waldshut-Tiengen im Landkreis Waldshut sehr aktiv ist. Alle drei Clubs haben bislang nur männliche Mitglieder, die Frauen der Mitglieder sind aber bei sehr vielen Treffen und Aktionen mit dabei. Rein in weiblicher Hand liegt der Zonta Club Bad Säckingen.
Diese Clubs setzen sich für die Region ein
-
Lions Club WaldshutDer Lions Club Waldshut wurde 1959 gegründet und hat 49 Mitglieder. Derzeitiger Präsident ist Jochen Seipp, Geschäftsinhaber (Möbelhaus) aus Tiengen. Die Mitglieder treffen sich zwei Mal im Monat im Clublokal in Höchenschwand. Mehr Informationen : www.lions-waldshut.de.
-
Rotary Club Waldshut-SäckingenDer Rotary Club Waldshut-Säckingen wurde 1968 gegründet und hat 61 Mitglieder. Derzeitiger Präsident ist Klaus Brand, Geschäftsinhaber (Modehaus) aus St. Blasien. Wöchentliche Treffen finden abwechselnd in Clublokalen in Laufenburg und Häusern statt. Mehr Informationen: waldshut-saeckingen.rotary.de.
-
Kiwanis Club Waldshut-TiengenDer Kiwanis Club Waldshut-Tiengen wurde 1989 gegründet und hat 39 Mitglieder. Derzeitiger Präsident ist Dieter Tritschler, Betriebsinhaber (Zimmerei) aus Kadelburg. Zwei Treffen im Monat finden im Clublokal in Tiengen statt. Mehr Informationen: waldshut-tiengen.kiwanis.de.
-
Zonta Club Bad SäckingenDer Zonta Club Bad Säckingen ist ein Zusammenschluss von 27 Frauen aus verschiedenen Berufen. Der Serviceclub verfolgt das Ziel, neben dem freundschaftlichen Austausch der Mitglieder vor Ort und weltweit die soziale, wirtschaftliche und rechtliche Stellung von Frauen zu fördern. Gegründet wurde der Zonta Club Bad Säckingen 1987, die Präsidentinnen werden für zwei Jahre gewählt, aktuell leitet Ute Stoll den Club. Interessierte werden von Zonta-Mitgliedern zu den monatlich in Bad Säckingen stattfindenden Clubtreffen eingeladen oder können per E-Mail (info@zonta-badsaeckingen.de) Kontakt mit der Vorsitzenden aufnehmen. Eines der fortlaufenden regionalen Projekte ist Power Girls. Seit 2004 fördert und finanziert der Club Selbstbehauptungs- und Selbstverteidigungskurse im Landkreis für Schülerinnen und junge Frauen. Überregional unterstützt der Club beispielsweise ein Projekt, das vor allem in Afrika Frauen mit Solarkochern versorgt. Zusammen mit anderen Zonta Clubs der Region, finanziert und vergibt Zonta aller zwei Jahre den Regio-Kunstpreis. Mehr Informationen: zonta-badsaeckingen.de.
Das Engagement der Serviceclubs sprengt klassische Vorstellungen von Hilfeleistungen. So ist zum Beispiel eines der regionalen Projekte der Rotarier ein Bewerbertraining. Rund 150 Schüler geben jedes Jahr ihre Bewerbungsmappe beim Rotary-Club Waldshut-Säckingen ab. Sie wird von fachkundigen Mitgliedern geprüft und dem Bewerber danach in einem persönlichen Gespräch mitgeteilt, was er besser machen könnte. International gehört zu den Vorzeigeprojekten von Rotary die Unterstützung des Kampfes gegen Kinderlähmung. Dass diese Krankheit mittlerweile fast ausgerottet ist, gilt allgemein als Mitverdienst der Rotarier.
Der Lions-Club Waldshut engagiert sich vor Ort unter anderem mit dem Fortbildungs-Seminar Lions-Quest, bei dem Lehrer Methoden lernen, um Kinder und Jugendliche auf ihrem Weg ins Erwachsenendasein zu stärken. Das Projekt genießt nach Aussage von Lions-Präsident Jochen Seipp nicht nur hohe Akzeptanz bei den Lehrern der Schulen des Landkreises, sondern mittlerweile auch bei den Verantwortlichen im Kultusministerium und wird landesweit propagiert. Eines der großen internationalen Projekte von Lions ist der Einsatz gegen vermeidbare Erblindungen, vor allem in Afrika. Hierfür wird mit der Hornhautbank in Freiburg zusammengearbeitet.
Der Kiwanis Club Waldshut-Tiengen stellt bei seinem sozialen Engagement Kinder in den Mittelpunkt. Ein bekanntes regionales Projekt ist seit neun Jahren eine Schulranzenaktion für Kinder aus sozial schwachen Familien in Zusammenarbeit mit dem Landratsamt Waldshut. „Wir haben in den vergangenen neun Jahren 180 Scout-Schulranzen mit Inhalt im Wert von rund 27 000 Euro übergeben“, so Kiwanis-Präsident Dieter Tritschler. Auf Europa-Ebene ist eines der neuen Kiwanis-Projekte „Happy Child“, das die Verbesserung der Situation von unbegleiteten Flüchtlingskindern zum Ziel hat.
Für alle drei Serviceclubs gilt, dass sie auch in Einzelfällen schnelle Hilfe leisten. Die Mittel für die Hilfeleistungen und Projekte der drei Serviceclubs stammen nicht wie oft angenommen, vorrangig aus den Mitgliedsbeiträgen, sondern werden fortlaufend erwirtschaftet: Durch interne Charityaktionen sowie durch Veranstaltungen und Projekte in der Öffentlichkeit wie zum Beispiel die Kinder für Kinder Konzerte des Kiwanis Club in der Tiengener Pfarrkirche. Auch sogenannte „Hands-on-Projekte“ sind üblich, bei denen sich die Mitglieder praktisch einbringen. Ein Architekt der Rotarier hat beispielsweise die Scheune des Lauchringer Abenteuerlandes geplant und Mitglieder haben bei den Bauarbeiten mit angepackt. In der Zeit vor Weihnachten zu werden Rotary, Kiwanis und Lions verstärkt in der Öffentlichkeit präsent sein, unter anderem mit Weihnachtswunschaktionen und Verkaufsständen auf Weihnachtsmärkten.

„Wir sind dem sozialen Gedanken verpflichtet, gehen nach außen und helfen vielen, das ist das Gegenteil von elitär“, bringt Rotary-Präsident Klaus Brand das Wirken der drei Serviceclubs auf den Punkt. Dass die Mitglieder auch selbst Nutzen aus der Mitgliedschaft ziehen, liegt für sie in der Natur der Sache. „Man tauscht sich aus, lernt voneinander, unternimmt was gemeinsam und pflegt Freundschaften, das ist unser Gewinn“, sagt Kiwanis-Präsident Dieter Tritschler. Besonders stolz sind die drei Präsidenten, dass zwischen ihren Clubs keine Konkurrenz besteht, sondern, was eher die Ausnahme ist, ein freundschaftliches Miteinander.
Ausdruck findet es unter dem Namen Kiroli, der aus den Anfangsbuchstaben der drei Clubs besteht. „Wir sind uns einig, dass wir keinen Wettbewerb brauchen, sondern freuen uns über unser Netzwerk und jede gelungene Aktion, gleichgültig von wem diese angeregt wird, wir leben den Kiroli-Gedanken“, bekräftigt Lions- Präsident Jochen Seipp. Der bekannte Kiroli-Ball findet derzeit nur deshalb nicht statt, weil die Waldshuter Stadthalle saniert wird. Die Mitglieder der drei Serviceclubs werden aber nächstes Jahr bei einem Sommerfest zusammenkommen, um den Charitygedanken weiter zu pflegen.
Die Entstehung
Die Serviceclubs entstanden Anfang des 20. Jahrhunderts in den USA. Der erste war der Rotary Club. Ein junger Rechtsanwalt hatte ihn 1905 in Chicago gegründet, um als Neuzugezogener Kontakte zu gewinnen. Die Förderung eigener Interessen rückte zunehmend zu Gunsten der Orientierung am Gemeinwohl in den Hintergrund. Kiwanis wurde 1915 in Detroit ins Leben gerufen, Lions 1917 in Chicago. Alle drei wurden als reine Männerclubs gegründet. Die Wurzeln des Frauenclubs Zonta liegen 1919 in Buffalo. Richtungsweisend für Serviceclubs sollen Frauenorganisationen gewesen sein, die sich Mitte des 19. Jahrhunderts öffentlich einbrachten.