Brigitte Chymo

Wie lassen sich die Menschen in unserer Region beerdigen? Nach alter Tradition bei einer Erdbestattung im Sarg oder lieber eingeäschert in einer Urne? Ziehen sie den klassischen Friedhof vor oder eher ein Plätzchen in der freien Natur eines Friedwaldes? Vielleicht spielt aber auch die Nachbarschaft zur Schweiz mit ihrem liberaleren Bestattungsgesetz eine Rolle? Und gibt auch ganz ausgefallene Bestattungswünsche?

Sicher ist jedenfalls, noch nie hat sich die Bestattungskultur so sehr verändert, wie in den letzten 30 Jahren. Während früher christliche Bestattungskultur ausschließlich innerhalb der Friedhofsmauern und in Form von Erdbestattungen im Sarg stattfand, haben Feuerbestattungen der traditionellen Erdbestattung inzwischen den Rang abgelaufen. Auch der Friedhof ist oft nicht mehr der Ort der letzten Ruhestätte.

Noch im Mittelalter waren Feuerbestattungen verboten, galten als Sünde. Erste Krematorien fanden sich in Europa erst im späten 19. Jahrhundert. Feuer- und Erdbestattungen wurden schließlich, 1934 gleichgestellt, die Feuerbestattung als solches von der Katholischen Kirche aber erst 1963 anerkannt.

Rund 70 Prozent Urnenbestattungen

Das ist Geschichte. Inzwischen werden von über 800.000 deutschlandweit Verstorbenen pro Jahr die meisten in Urnen bestattet. Der bundesweite Trend entspricht dabei jenem am Hochrhein. „Wir haben inzwischen etwa 70 Prozent Urnenbestattungen“, sagt Gregor Döbele vom Bestattungsinstitut Kohlbrenner in Bad Säckingen. Als Gründe nennt Döbele die Pflege und die Kosten: „Oft wollen und können Familienangehörige die viel größeren Erdgräber nicht mehr pflegen. Meistens die Kinder ja auch nicht mehr vor Ort.“

Zu den Kosten meint Döbele: „Eine Erdbestattung ist im Schnitt 30 bis 40 Prozent teurer als eine Urnenbestattung.“ Wobei je nach Höhe der Friedhofsgebühren und Wünschen der Hinterbliebenen die Kosten erheblich variieren können.

Ein noch relativ junger Trend ist, einen Teil der Asche eines Verstorbenen zu einem Diamanten verarbeiten zu lassen, der dann als ...
Ein noch relativ junger Trend ist, einen Teil der Asche eines Verstorbenen zu einem Diamanten verarbeiten zu lassen, der dann als Schmuckstück getragen werden kann. | Bild: Daniel Reinhardt

„Die Kosten sind explodiert“, sagt auch Winfried Fröhle von Bestattungen Fröhle in Wehr: „Vor 30 Jahren hat ein Doppelgrab zwischen 400 und 600 Euro gekostet, heute sind es 2.500 Euro.“ Da müssen viele Hinterbliebenen rechnen. Dass die Krankenkassen seit 2004 kein Sterbegeld mehr bezahlen, wiegt in solchen Fällen umso schwerer: „Das war damals eine große Hilfe“, weiß Fröhle.

Die Kostenfrage ist auch mit ein Grund, dass Urnenbestattungen im anonymen oder halbanonymen Grabfeld zunehmen. Oft ist aber auch der Grund, das Angehörige nicht mit der Pflege belastet werden sollen. Oder es sind Alleinstehende, die keine Angehörigen mehr haben. „Wir hatten in den letzten sechs Jahren über 150 Beerdigungen im halbanonymen Grabfeld“, erzählt Fröhle.

Mögliche Bestattungsarten in Deutschland

Mit dem generellen Trend zur Individualisierung in unserer Gesellschaft geht auch der Trend einher, seine Urne außerhalb der Friedhofsmauern an einem Wunschort bestatten zu lassen. In der Natur etwa. Ein Baum in einem Bestattungswald zum Beispiel ist ein solcher Ort.

Im Schnitt habe er zwei Prozent Bestattungen im Friedwald, erzählt Winfried Fröhle. Auch bei Gregor Döbele in Bad Säckingen ist die Nachfrage steigend, und er ist sich sicher: „Wenn wir in der näheren Umgebung einen gemeindlichen Bestattungswald hätten, wären es noch mehr.“ Viele verzichteten aber, weil der Weg der Hinterbliebenen zu den nächstgelegenen Bestattungswäldern in Schliengen, Oberried, Lenzkirch oder an den Bodensee zu weit sei.

Immer mehr Menschen wünschen sich eine Waldbestattung.
Immer mehr Menschen wünschen sich eine Waldbestattung. | Bild: Fricker, Ulrich

Der Wunsch nach einer Seebestattung kommt auch fern der See am Hochrhein vor. Dann organisieren die Bestattungsunternehmen eine Bestattung auf See, bei dem die zersetzbare Urne mit einem Schiff an bestimmte Stellen vor der Küste gebracht wird. Eine relativ neuer Trend in der Bestattungskultur ist die Diamantbestattung, die im Bestattungsunternehmen Fröhle mit drei Prozent sogar noch um ein Prozent vor dem Bestattungswald liegt.

All diese Bestattungsarten sind laut deutschem Bestattungsgesetz kein Problem. Viele andere Bestattungsarten schon. Die Urne darf weder mit nach Hause, die Asche weder auf Flüssen oder Wiesen verstreut oder an andere Lieblingsorte des Verstorbenen gebracht werden.

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Dass der Hochrhein in Grenznähe zu Ländern liegt, in denen das Bestattungsgesetz liberaler gehandhabt wird, macht sich daher bei den Bestattungsinstituten am Hochrhein bemerkbar. Gefragt sind vor allem Naturbestattungen in der Schweiz.

Die Asche kann zum Beispiel auf einer schönen Almwiese in ein Blumenmeer eingebracht werden oder die Asche an einem Berghang in alle Himmelsrichtungen verstreut werden. „Das wird ganz gut angenommen“, erklärt Dorothee Binninger von Isele-Boll-Bestattungen in Waldshut-Tiengen.

Bestattung zu Lebzeiten regeln

Seit Jahren geht der Trend inzwischen auch dahin, dass sich immer mehr Menschen Gedanken darüber machen, wie und wo sie bestattet werden wollen. „Viele sorgen schon in jungen Jahren vor. Auch Alleinstehende. Und vielen geht es darum, dass die Kinder damit nichts zu tun haben. Oft ist alles schon komplett geregelt“, erzählt Binninger.

So wie ein normales Erdgrab im voraus gekauft werden kann, kann auch im Bestattungswald jeder schon seinen Baum aussuchen.

Bestattung per Rakete: In die Erdumlaufbahn, ins Weltall oder sogar auf den Mond.
Bestattung per Rakete: In die Erdumlaufbahn, ins Weltall oder sogar auf den Mond. | Bild: Kyodo/dpa

Die ganz ausgefallenen Bestattungswünsche begegnen den Bestattern am Hochrhein selten: „Baden-Württemberg und Bayern sind da noch traditioneller. Außerdem sind wir hier im ländlichen Raum“, so Fröhle.

Einen anderen Trend sehen die Bestatter kritisch. So wie es voll im Trend ist, die zum Leben notwendigen Dinge im Discounter zu beziehen, werden verschiedentlich auch schon Discounter-Bestattungen angeboten. Dem hält Winfried Fröhle die Würde der Verstorbenen entgegen: „Der Verstorbene darf nicht zur Ware werden.“