Die Frage: Herr M., Sie sind selbst Opfer häuslicher Gewalt geworden. Was raten Sie betroffenen Männern?
Antwort Markus M.: "Es kommt sehr schnell der Moment, an dem man sich die Frage stellt, was kann ich tun, um nicht wieder Opfer zu werden. Nach vielen Versprechungen, es würde nicht mehr vorkommen, habe ich aufgehört zu hoffen, es würde ohne externe Hilfe, ohne räumliche Trennung gehen.
Anfängliche Versuche mit vereinbarten 'Signalwörtern', mit denen man den Partner nachdrücklich auf sein Verhalten aufmerksam machen wollte, schlugen fehl. Probleme frühzeitig anzusprechen, führte nur dazu, dass eine Eskalation vorprogrammiert war. Das Weite suchen, und der Situation bis zur Beruhigung aus dem Weg zu gehen, wurde von Außenstehenden als Schuldeingeständnis gewertet, auch von den oftmals einschreitenden Polizeibeamten, weshalb dies auch nicht der Weg ist, den ich empfehlen könnte.
Besonders belastend waren die Vorwürfe von dritter Seite, sei es von Polizei, Jugendamt oder Verwandten, wenn man sich verteidigt hatte, aber alle darin nur den ausschlaggebenden Angriff sehen wollten. Somit kann ich die passive Verteidigung als Ratschlag für Betroffene leider als fortdauernde alleinige Lösung auch nur ausscheiden. Auch der Vorschlag von Hilfsangeboten gegenüber dem Partner ist ein Weg, den es zu gehen gilt. Immer mit Vorwürfen verbunden, sollte man trotzdem den Mut haben, seine Ideen zu unterbreiten.
Ein gemeinsames Anti-Aggressionstraining sehe ich als gute Möglichkeit, vor allem im Hinblick auf Deeskalation von Sitautionen, dem Problemfeld zu begegnen. Wenn beide Partner dazu bereit sind, teilzunehmen.
Letztendlich, wenn alle Bemühungen um ein geordnetes Zusammenleben scheitern, bleibt, so schmerzlich die Begleitumstände auch sein können, nur noch die Trennung.
Es ist kein Zeichen von Schwäche
Jedem von Gewalt betroffenen Mann kann ich nur nahe legen, füge dich nicht in dein Schicksal, werde nicht immer wieder und wieder Opfer. Mach auf deine Situation aufmerksam, auch wenn es innerlich schmerzt und schwerfällt.
Es ist kein Zeichen von Schwäche, Hilfe zu suchen und anzunehmen. Es ist ein Zeichen von Stärke, die Stirn zu bieten und sich nicht seinem Schicksal zu ergeben. Niemand sollte überhaupt, und keinesfalls fortdauernd, Opfer von physischer und psychischer Gewalt werden. Und auch der gewaltbereite Mensch leidet unweigerlich unter seinem Verhalten, hat es verdient, Hilfe zu erhalten.
Man muss immer bedenken, auch der Täter ist Opfer. Opfer der Folgen seines Handelns, sei es einmal die Maßregelung durch die Rechtssprechung, oder die Trennung, mit Aufgabe von Lebenskapital in finanzieller und sozialer Form."