Mit dem Auto braucht Christina Schwander zur Arbeit ungefähr eine halbe Stunde. Von ihrem Heimatort, dem Laufenburger Ortsteil Rotzel, sind es rund 23 Kilometer bis zu ihrer Arbeitsstätte, der Klinik für Schlafmedizin in Bad Zurzach. Obwohl Schwander nicht gerne Auto fährt und Autofahren als verlorene Zeit ansieht, ist für sie eine Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln keine Option. Denn: Mit Bus und Bahn würde sie rund zwei Stunden benötigen. Viermal so lang wie mit dem Auto. „Das ist Zeit, die ich dann nicht mit meiner Familie verbringen kann“, so die Mutter eines zweijährigen Sohnes.

Auch für ihren Zweitjob als Traurednerin kommt eine Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht in Frage. „Die Trauorte sind oft sehr weit außerhalb und ich muss wirklich pünktlich sein“, so die 31-Jährige. Auf öffentliche Verkehrsmittel verlassen kann sie sich dafür also nicht.

Ist das Fahrrad eine Option?

Das Fahrrad für den Arbeitsweg zu nehmen, habe sie sich auch schon überlegt. Eine kurze Google-Eingabe ergibt: Mit dem Fahrrad wäre sie sogar etwas schneller als mit Zug und Bus. Der Hinweg nach Bad Zurzach dauere mit dem Fahrrad rund eine Stunde und zehn Minuten, der Rückweg eine Stunde und 40 Minuten.

„Einmal im Jahr gibt es in der Schweiz die sogenannte Bike-to-work-Aktion, da kommen meine Kollegen über mehrere Wochen mit dem Fahrrad zur Arbeit. Ich habe jedes Jahr überlegt mitzumachen, mich aber bisher immer dagegen entschieden. Dieses Jahr will ich es doch einmal versuchen“, sagt Schwander.

Das Problem: Rotzel liegt rund 750 Meter über dem Meeresspiegel, Laufenburg liegt bei rund 340 Metern. Um also zurück nach Rotzel zu kommen, muss Schwander eine Höhendifferenz von etwa 400 Metern überwinden. Davor schreckte sie bisher zurück.

Was sich ändern müsste

Auch wenn der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) bisher keine Option war, würde sie sofort vom Auto auf Bus und Bahn umsteigen, wenn die Verbindungen besser wären. Denn nicht nur die Verbindungen nach Laufenburg lassen zu Wünschen übrig, sondern auch die von Laufenburg nach Bad Zurzach. „Es gibt keine Verbindung rheinaufwärts in die Schweiz„, bemängelt sie. Will sie den ÖPNV nutzen, muss sie viele Strecken zu Fuß zurücklegen und das braucht seine Zeit. Abends würde sie beispielsweise die Schlafenszeit ihres Sohnes verpassen, wenn sie öffentliche Verkehrsmittel nutzen würde. Früher sei das noch kein Problem gewesen. Doch seit sie eine Familie hat, könne sie sich das nicht mehr leisten.

„Früher war es einfacher“

Als sie beispielsweise noch in Basel gearbeitet habe, sei das Pendeln noch einfacher gewesen. Mit dem Auto sei sie nach Laufenburg gefahren, um von dort mit dem Zug weiterzufahren. „Ich fand es toll, Zug zu fahren. Dann konnte ich morgens meine Zeitung lesen oder andere Dinge machen. Autofahren ist verlorene Zeit“, so die 31-Jährige.

Nicht nur für die Arbeit auf das Auto angewiesen

Doch nicht nur für die Arbeit ist sie auf das Auto angewiesen, auch einkaufen ist ohne Auto schwierig. Obwohl Schwander gerne in einem nahegelegenen Hofladen einkaufen geht, nimmt sie meist auch dafür das Auto. Der Grund: Ihr Sohn, den sie mitnehmen muss, könnte auf dem Weg streiken. Größere Einkäufe müssten ohnehin in Laufenburg, Murg oder Bad Säckingen getätigt werden – und das natürlich mit dem Auto. Über den Kauf eines E-Autos hätte die Familie auch schon nachgedacht, noch seien die emmissionsfreien Varianten bislang aber zu teuer.

Das könnte Sie auch interessieren