Das Wohnzimmer duftet nach Tanne. Lametta, Kugeln, manchmal sogar Süßigkeiten hängen an den Zweigen. Kerzen sind aufgesteckt. Der liebevoll geschmückte Weihnachtsbaum bietet eine besondere Atmosphäre, er beruhigt irgendwie. Sein Anblick verzückt die Menschen. Er ist der Star in der Weihnachtszeit.

In einem Monat ist Weihnachten. Nicht nur der Kauf der Geschenke steht auf der Liste. Auch ein Weihnachtsbaum muss her. Allmählich wird‘s Zeit. Weihnachtsbäume gibt es an vielen Orten in der Region, in Baumärkten, Gartencentern, Gärtnereien, vor Discountern, direkt beim Weihnachtsbaum-Anbauer. Mittlerweile können sie auch im Internet bestellt werden.

Laut Medienberichten werden in Deutschland jährlich zwischen 24 und 28 Millionen Weihnachtsbäume verkauft. Aber woher kommen die Bäume und was steckt hinter dem riesigen Markt?

Woher kommen die Weihnachtsbäume?

Der größte Teil stammt aus landwirtschaftlich bewirtschafteten Weihnachtsbaumkulturen. Nur etwa 15 Prozent werden noch von Waldbetrieben verkauft. Und die wachsen hauptsächlich noch auf Sondernutzungsflächen. Zehn Prozent stammen aus Nachbarländern wie Dänemark, Österreich, Polen oder Tschechien.

Bernd Grießer steht neben einem etwas kleineren Exemplar in seiner Baumkultur.
Bernd Grießer steht neben einem etwas kleineren Exemplar in seiner Baumkultur. | Bild: Michael Neubert

Landwirt Bernd Grießer vom gleichnamigen Tannenhof in Klettgau-Geißlingen kauft etwa vier Jahre alte Setzlinge, die aus einer Baumschule in Dänemark kommen, die Samen werden in Georgien gekauft. Grießer bewirtschaftet eine fünf Hektar große Fläche, auf der rund 25.000 Bäume stehen. Baumärkte wie Obi beziehen die Bäume aus dem Sauerland (eines der größten Anbaugebiete) oder Bayern.

Wo können Weihnachtsbäume gekauft werden?

Am Hochrhein bieten einige Weihnachtsbaum-Anbauer ihre Exemplare an. Bernd Grießer ist einer davon. Auf der Liste des Christbaumverbands Baden-Württemberg sind auch Günter Bühler (Schwörstadt), Rolf Diesslin (Murg-Hänner), Hans G. Scheuble (Hohentengen-Lienheim), Hermann Sutter (Schopfheim) oder der Bühlergof in Lörrach-Haagen zu finden. Bekannt sind auch Uli Obrist aus dem Ortsteil Eschbach der Stadt Waldshut-Tiengen und Reinhold Bächle aus Rippolingen. Er steht mit seinen Bäumen jedes Jahr im Wallgraben in Waldshut.

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Die Weihnachtsbäume können direkt vom Hof oder aus den Kulturen gekauft werden. Die Landwirte sind zudem an verschiedenen Orten präsent, um ihre Tannen zu verkaufen. Grießer etwa bietet seine Bäume auch an seinem Stand bei der Tankstelle in Horheim oder bei Edeka in Erzingen an. Auf seinem Tannenhof in Geißlingen ist der Baumkauf schon ein Ereignis. „Wir bewirten, die Leute suchen sich ihre Bäume aus, sie haben Spaß dabei“, sagt Grießer, „damit wollen wir uns von anderen abheben.“ An zwei Wochenende vor Weihnachten (Samstag und Sonntag) gibt es den Baumverkauf mit Bewirtung und einem Gratisglühwein.

Der Tannenbaum kommt ins Netz Video: Michael Neubert

In Grießers Kultur können sich die Menschen früh einen Baum aussuchen. Er wird markiert und später abgeholt. „Die ersten kommen schon Ende September, um sich einen Baum auszusuchen“, erzählt Grießer.

Vom großen Weihnachtsbaum . . .
Vom großen Weihnachtsbaum . . . | Bild: Michael Neubert
. . . bis zum kleinsten Exemplar.
. . . bis zum kleinsten Exemplar. | Bild: Michael Neubert

Sind Weihnachtsbäume mit Giftstoffen belastet?

Dazu hat die Umweltorganisation BUND vor zwei Jahren die Nadeln von 17 Weihnachtsbäumen von einem unabhängigen Labor auf Rückstände von knapp 140 Pestiziden untersuchen lassen. Bei 13 analysierten Bäumen wurde das Labor fündig. „Insgesamt wurden bei dem Test neun verschiedene Pestizide gefunden, von welchen fünf zu den gefährlichsten zählen, die derzeit in der EU eingesetzt werden“, schreibt BUND auf seiner Internetseite. „Man kann davon ausgehen, dass das auch heute noch ähnliche Belastungen zu finden sind“, sagt Corinna Hölzel, BUND-Pestizidexpertin, auf Nachfrage. Die gesetzlichen Vorschriften würden noch gelten. Hölzel: „Vor allem die großen Plantagen sind anfällig für Pilzerkrankungen und Schädlinge.“

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In Weihnachtsbaumplantagen werden Herbizide, Insektizide und Fungizide eingesetzt. Auffällig und beunruhigend ist die hohe Mehrfachbelastung, so das Ergebnis der Studie. Mehr als die Hälfte der getesteten Bäume sei mit mindestens zwei Wirkstoffen belastet gewesen. Ein Baum habe sogar Rückstände von vier Pestiziden enthalten. Nicht zu vernachlässigen seien mögliche gesundheitliche Auswirkungen auf Menschen. „Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass Pestizide in geschlossenen und beheizten Räumen in die Raumluft ausdünsten“, sagte Hölzel vor zwei Jahren.

Bäume können ausgesucht und reserviert werden. Bernd Grießer bringt eine Etikette mit Namen an.
Bäume können ausgesucht und reserviert werden. Bernd Grießer bringt eine Etikette mit Namen an. | Bild: Michael Neubert

Der BUND rät Verbrauchern dazu, zertifizierte Bio-Weihnachtsbäume zu kaufen, die garantiert frei von Schadstoffen sind, oder einen Baum aus heimischen FSC-zertifizierten Wäldern, die nicht mit Pestiziden behandelt werden. Bio-Bäume erkennen Verbraucher am Siegel der Öko-Anbauverbände Bioland, Naturland oder Demeter.

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Bernd Grießer verzichtet auf Spritzmittel: „Das gibt es bei uns nicht. Allerdings müssen wir düngen, wenn man nix macht, blieben die Bäume gelb, die kauft keiner.“ Um ohne Spritzmittel auszukommen, nimmt Grießer mehr Arbeit in Kauf, um etwa das Unkraut zwischen den Bäumen zu entfernen. Und: Mit einer speziellen Schere praktiziert er die sogenannte Triebregulierung, um zu große Wachstumsschübe der Tannen zu verhindern. Grießer: „Wer spritzt, hat diese Arbeit nicht.“ Er gibt zu, dass er in Sachen Schädlinge bisher Glück gehabt habe. Nur, wenn der Bestand gefährdet sei, müsse man etwas tun.

Informationen gibt es im Internet:
www.bvwe.de