Herr Kohler, wie ist das Wetter am Hochrhein in diesem Frühjahr aus meteorologischer Sicht zu beurteilen?
Auch wenn die Temperaturen aktuell niedrig sind, so wird der Frühling – also die Monate März, April und Mai – insgesamt zu warm ausfallen. Insgesamt war es zu sonnig und zu trocken. Der April war bei uns und bundesweit zum 13. Mal in Folge zu warm. Das hat es seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881 noch nicht gegeben. Der Klimawandel wird sichtbar.
In den vergangenen Tagen war es ziemlich kalt. Ist das normal für den Mai?
Nein. Die erste Maihälfte war um durchschnittlich 4,6 Grad kälter als üblich. Referenzwerte sind dabei die durchschnittlichen Temperaturen in einem Zeitraum von 30 Jahren. Metereologen nutzen derzeit dafür die Temperaturaufzeichnungen der Jahre 1981 bis 2010. Es ist übrigens auch die kälteste erste Monatshälfte, die ich selbst aufgezeichnet habe. Wenn man das Klima über die Jahre betrachtet, zeigt sich ganz klar: Die Zahl der Hitzetage mit mehr als 30 Grad und die Sommertage mit Temperaturen über 25 Grad nehmen zu, dafür gibt es viel seltener Frost und Eis. Es gibt auch weniger Schneefall. Niederschläge im Winter sind in den meisten Fällen Regen. Am Hochrhein konnte ich seit 1997 einen Temperaturanstieg von durchschnittlich 1,1 Grad beobachten.
Wurden wir in den vergangenen Jahren von warmen Temperaturen im Frühjahr und im Frühsommer verwöhnt?
Davon ist auf jeden Fall auszugehen. Im Jahr 2000 war der absolut wärmste Frühling seit 1881, 2011 der zweit-wärmste und zugleich trockenste. Einen Ausreißer stellt das Jahr 2013 dar. Damals war es um 1,4 Grad zu kalt und es gab nur wenig Sonnenschein. Davon abgesehen war es eigentlich immer mild und sonnig, zum Teil im Mai sogar schon sommerlich.
Die Schwalben haben bei ihrer Reise zu uns an den Hochrhein Probleme mit dem Wetter in den Mittelmeerländern...
In Griechenland und Spanien gab es viele Niederschläge, Unwetter und auffallend niedrige Temperaturen. Noch im März in den höheren Lagen 20 bis 30 Zentimeter Schnee. Bei uns an der Hochrheinschiene wurden dagegen im Winter nicht einmal die fünf Zentimeter erreicht. Mittlerweile hat sich die Situation dort glücklicherweise wieder beruhigt.
Wann können wir am Hochrhein denn mit dem Start des Sommers rechnen? Ist das absehbar?
Wettervorhersagen, die weiter als fünf Tage in die Zukunft blicken, sind wirklich sehr schwierig zu treffen und kaum zuverlässig. Klar ist, dass wir uns bei der Erwartung des richtigen Sommerwetters mit Temperaturen von mehr als 25 Grad etwas gedulden müssen. Es wird in den nächsten Tagen wärmer und es wird auch keinen Nachtfrost mehr geben. Aber es bleibt regnerisch. Das ist das beste Wetter für die Natur, denn trotz vergleichsweise vieler Niederschläge in der jüngsten Zeit, ist das Feuchtigskeitsdefizit des vergangenen Jahres noch deutlich spürbar.
Zur Person
Helmut Kohler, Hobbymeteorologe aus Schwörstadt, zeichnet seit 1997 die Wetterdaten am Hochrhein auf. Dazu hat er zwei eigene Wetterstationen. Zusätzlich betreut er auch die Wetterstation im Bad Säckinger Kurgebiet.