Der Besuch im Hotel oder Restaurant wird teurer. Dessen ist sich Hermann Pfau, Vorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) der Kreisstelle Waldshut, sicher. Doch wie hoch die Preise im kommenden Jahr steigen, sei schwer zu prognostizieren. „Ich kann ein Schnitzel für zehn Euro anbieten oder für 50. Nur kommt dann niemand mehr“, sagt Pfau.

Ab Januar zahlt der Lauchringer, der selbst Gastronom ist, 40 Cent pro Kilowattstunde Strom. „Das dürfte einer Steigerung von 120 Prozent entsprechen“, überschlägt er und betont: „Das kann ich kurzfristig nicht komplett auf meine Gäste umlegen.“ Immerhin habe Pfau einen günstigen Gasvertrag bis Ende 2023, sodass nicht auf einen Schlag noch mehr Energiekosten anfallen.

Personal- und Warenkosten fallen mehr ins Gewicht

Aktuell prüfe er mit seinen Kollegen die Preise für das Restaurant sowie für die Übernachtungen neu. Theoretisch könnte er die Preise nach eigenem Ermessen und ohne Grenze nach oben anpassen. Doch so einfach ist das nicht: „Der Preisdeckel ist immer der Gast. Sind wir zu teuer, kommt niemand mehr.“

Hermann Pfau schätzt, dass etwa acht bis zehn Prozent seines Umsatzes zukünftig auf Stromkosten zurückzuführen seien. „Die Zahl ist etwas aus der Luft gegriffen. Genau weiß ich es noch nicht.“

Die Gastronomie-Branche durchlebe aktuell eine schwierige Zeit. „Immer wieder bekommen wir eine auf den Deckel“, sagt der Lauchringer. Vor allem für Gastronomen in einem Pacht-Verhältnis sei die Situation bitter. „Wir arbeiten hier im Feldeck in einem Familienbetrieb, da geht das noch einigermaßen. Vor allem weil sich die Geschäfte nach der Pandemie wieder gut entwickelt haben.“

Die größten Kosten für ein Hotel oder Restaurant seien aber nicht die Energiepreise. Am meisten Geld fließe an die Mitarbeiter: „Jeder Tarifabschluss bringt höhere Löhne, die hier an der Schweizer Grenze ohnehin schon hoch sind. Sonst wechselt das wenige Personal auf die andere Seite des Rheins.“

Steigt die Mehrwertsteuer wieder wird es eng

Lebensmittelpreise seien durch die Bank um zehn bis 15 Prozent angestiegen, manchmal sogar noch weiter. „Das geht mit der Zeit auf die Ertragslage“, weiß Hermann Pfau. Wovon Gastronomen bisher noch profitieren sei die Senkung der Mehrwertsteuern auf Lebensmittel.

„Statt den üblichen 19 Prozent zahlen wir bis Ende 2023 lediglich sieben Prozent. Steigt sie danach wieder um 12 Prozent wird es mit Sicherheit für einige Betriebe eng“, sagt Pfau. „Das ist gerade das Damoklesschwert, das über uns schwebt.“ Er fordert die Entfristung für eine bessere Planungssicherheit.

Noch teurer wird es für das Hotel Bercher

Auch im Genuss- und Wellnesshotel Bercher in Tiengen rechnen die Betreiber in den kommenden Monaten mit saftigen Stromrechnungen. „Alleine für Strom dürften wir ab Januar etwa 8000 Euro mehr bezahlen müssen“, schätzt Matthias Maier. Der Strompreis schnelle damit um fast 200 Prozent nach oben.

Matthias und Philipp Maier rechnen im kommenden Jahr mit Mehrkosten für Strom in Höhe von 8000 Euro pro Monat.
Matthias und Philipp Maier rechnen im kommenden Jahr mit Mehrkosten für Strom in Höhe von 8000 Euro pro Monat. | Bild: Nico Talenta

Vor drei Jahren habe er einen Vertrag abgeschlossen, der 15 Cent pro Kilowattstunde Strom vorsah. Im Dezember laufe dieser aus. Auf die Gäste umlegen können und wollen aber auch die Betreiber des Hotel Bercher die steigenden Preise nicht komplett. Zumindest nicht kurzfristig: „Mehr als fünf Prozent können wir unsere Zimmerpreise nicht anziehen. Den Hauptbrocken müssen wir selbst tragen. Es gibt genug Konkurrenz hier.“

Energiesparmaßnahmen müssen her

Gas koste das Tiengener Hotel bereits jetzt jeden Monat etwa 1000 Euro mehr. Ein weiterer Grund, sich über Energiesparmaßnahmen Gedanken zu machen. „Wir schauen gerade, dass wir Kühlräume zusammenlegen oder Lampen und Geräte komplett ausschalten, wenn wir sie nicht brauchen“, so Maier. Auch die Anpassung der Öffnungszeiten für die Sauna stehe zur Debatte.

Für die kommenden Monate plant Familie Maier, das Geld aus den Reserven zu nehmen. „Auf längere Zeit geht das aber nicht. Am Ende vom Monat müssen die Kosten gedeckt sein.“ Eine langfristige Lösung muss her – und das sei früher oder später die Umlegung auf die Gäste, auch wenn das nicht von heute auf morgen funktioniere.

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