Schon ihr Opa, ihr Taufpate und ihr Vater sind und waren Lastwagenfahrer. Kein Wunder, dass Céline Lynn Knecht bereits seit ihrer Kindheit weiß: „Lastwagen zu fahren ist mein Traumberuf. Es prägt einen einfach, wenn man schon als kleines Kind immer wieder mitfährt.“
Unbezahlbar seien für die 22-Jährige vor allem die Momente, wenn sie morgens in den Sonnenauf- oder abends in den Sonnenuntergang fahre. „Das gibt mir dann immer so ein spezielles Gefühl ...“ Nach einer kleinen Pause fügt sie an: „Ja, Lastwagenfahren bedeutet für mich Freiheit.“
Ein Bürojob wäre nichts
Im Büro zu arbeiten könnte sich Knecht hingegen überhaupt nicht vorstellen: „Klar hätte ich dann vielleicht geregeltere Arbeitszeiten, aber lange nicht so viel Freude am Beruf.“

Morgens um vier Uhr steht Knecht auf, um gegen halb fünf in den Lastwagen zu steigen und abzufahren. Wann sie zurückkommt, hängt maßgeblich vom Straßenverkehr und den Entladezeiten ab.
„Es kann sein, ich bin schon um 15.30 Uhr zurück oder eben erst um 19 Uhr“, sagt die 22-Jährige. Vor allem am Zoll staue sich der Verkehr je nach Jahreszeit extrem. In den Sommerferien beispielsweise gehe es eher ruhig und zügig voran, während vor Weihnachten die Hölle los sei.

„Es kommt schon vor, dass ich dann erst mal zwei Stunden im Stau stehe“, so Knecht. Das ist besonders ärgerlich, da die Bearbeitungszeit für ihre Grenzquerung weniger als fünf Minuten in Anspruch nehme: „Ich führe ja nur eine einzige Ware über den Zoll. Das geht schneller als eine Ladung mit vielen verschiedenen Artikeln.“
Das Gefühl, sich beweisen zu müssen
Am Zoll komme es außerdem immer wieder zu unangenehmen Situationen. „Als einzige Frau ziehe ich dort alle Blicke auf mich“, sagt die 22-Jährige. Das sei für sie jedes Mal von Neuem schwer. „Ich mache ja im Endeffekt auch nichts anderes als die anderen“, erklärt sie sich. „Ich habe dann immer das Gefühl, ich müsse mich erst bewähren.“

Für diejenigen Berufskollegen, die sie bereits kennen, sei eine Frau hinter dem Steuer nichts Besonderes mehr. „Denen habe ich schon bewiesen, dass ich fahren kann“, scherzt Knecht.
Sie liebe es, neue Menschen kennenzulernen „und dank meines Berufs begegnen mir immer wieder hilfsbereite und tolle Menschen. Die wissen dann meistens auch, was es bedeutet, Lastwagenfahrer zu sein.“ Auch in ihrem Freundeskreis würden viele ihren Beruf teilen.
Momente zum Verzweifeln
Manchmal, gibt Céline Lynn Knecht zu, gebe es aber auch Momente zum Verzweifeln. „Es kommt schon mal vor, dass ich mich frage, ‚was machst du da eigentlich?‘“ Der Grund: Das Leben neben dem Beruf komme oft zu kurz.
Auch wenn sie ihren Lastwagen über alles liebe, seien die langen Schichten unter der Woche und die Reparaturen und Waschtage am Wochenende sehr zeitraubend. Hobbies? Die 22-Jährige schüttelt den Kopf. „Mein Hobby ist mein Lastwagen“, lacht sie.
Einen großen Wunsch hat Céline Lynn Knecht. Sie wünscht sich mehr Verständnis gegenüber Lastwagenfahrern im Straßenverkehr: „Jeder ist auf uns angewiesen, aber keiner will uns. Wir sind den meisten zu groß, zu lang, zu schwer und zu langsam. Wir brauchen beim Abbiegen halt nun mal mehr Platz.“ Schon öfter sei sie von Autofahrern deswegen blöd angeschaut oder angehupt worden.
Immer mehr Frauen wollen Lastwagen fahren
Leider ist unklar, wie viele Lastwagenfahrerinnen es im Landkreis Waldshut gibt. Dem Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung liegen lediglich Zahlen auf Bundesebene vor. Martin Bulheller, Leiter Öffentlichkeitsarbeit und Wirtschaftsbeobachtung: „Die Straßengüterverkehrsbranche ist ein Wirtschaftszweig, in dem Frauen noch deutlich unterrepräsentiert sind.“
Dennoch erhöhe sich der Frauenanteil langsam, aber kontinuierlich – wenn auch auf niedrigem Niveau. Ende 2021 lag der Anteil bei etwa zwei Prozent. Aber: „Der Frauenanteil steigt bei den Azubis von Jahr zu Jahr wesentlich schneller an und hat 2021 an der 10 Prozent-Hürde gekratzt. In absoluten Zahlen waren es bundesweit zum 31. Dezember 2021 fast 12.000 sozialversicherungspflichtig beschäftigte Lastwagen-Fahrerinnen und 691 weibliche Azubis.“