Die Klosterinsel Reichenau feiert ihr 1300-jähriges Bestehen. 724 soll der heilige Pirmin dorthin gekommen sein und das Kloster gegründet haben, das bis 1757 bestand und die Reichenau bekanntgemacht hat und bis heute prägt. Die große Landesausstellung zum Jubiläum zeigt auch einige Exponate mit Bezug zu Orten im heutigen Landkreis Waldshut, die mit der Reichenau in Verbindung standen.

Der heilige Pirmin war in guter Gesellschaft

Gleich zu Beginn der Ausstellung dient eine großzügig gestaltete Landkarte der räumlichen und zeitlichen Orientierung des Gründungsgeschehens der Reichenau. Dass der heilige Pirmin in guter Gesellschaft war, verdeutlichen die auf der Grafik neben anderen Missionaren dargestellten Heiligen vom Hochrhein, Verena in Zurzach und Fridolin in Säckingen. Direkt daneben sind aus dem Säckinger Münsterschatz vier Holzreliefs mit Szenen aus dem Leben des heiligen Fridolin zu sehen, gefertigt um das Jahr 1500 in Schwaben.

Die Kirche St. Georg auf der Insel Reichenau im Jahr 2024.
Die Kirche St. Georg auf der Insel Reichenau im Jahr 2024. | Bild: Oliver Hanser

Die Verehrung des heiligen Fridolin

Auch ein goldbeschlagener Buchkasten für ein Evangeliar stammt aus dem früheren Frauenkloster Säckingen, die eine Seite aus dem zehnten und die andere aus dem 14. Jahrhundert. Das Landesmuseum Württemberg lieh der Ausstellung eine geschnitzte Figurengruppe Fridolin und Urs aus dem 18. Jahrhundert. Der älteste Hinweis auf die Verehrung des heiligen Fridolin findet sich in unserer Region im Reichenauer Reginbert-Psalter von 825.

Auch mit dem Kloster St. Blasien verbunden

Mit der Reichenau als Benediktinerabtei verbunden war auch das Schwarzwaldkloster desselben Ordens in St. Blasien. Einen spätgotischen Kelch (1470/80) aus dem Kloster St. Blasien steuerte dessen Nachfolgekloster St. Paul im Kärtner Lavanttal bei, ebenso ein Messgewand aus dem zwölften Jahrhundert. Weitere das Landkreisgebiet betreffende Exponate, beispielsweise aus dem Bereich der Buchkunst, wollen vom Besucher selbst entdeckt werden und finden sich ebenfalls im Ausstellungskatalog.

Mit der Reichenau als Benediktinerabtei verbunden war das Kloster desselben Ordens in St. Blasien. Hier das untere Kanzleigebäude des ...
Mit der Reichenau als Benediktinerabtei verbunden war das Kloster desselben Ordens in St. Blasien. Hier das untere Kanzleigebäude des Klosters. | Bild: Alexander Jaser

Die Bezüge mit Orten im Landkreis Waldshut

Bezüge zwischen Orten im Landkreis Waldshut und dem Kloster Reichenau weist auch der Konstanzer Historiker Harald Derschka in seinem zum Jubiläum erschienen Buch „Geschichte des Klosters Reichenau“ auf: So kam unter anderem Kadelburg wegen seiner Zugehörigkeit zu Zurzach durch Karl III. (839 bis 888) an die Reichenau. 1448 erwarb die Abtei Reichenau mit dem Kloster St. Blasien die Herrschaft Blumegg mit Grimmelshofen, um ihren Anteil 1457 an St. Blasien abzutreten.

Der Adlige Diethelm von Krenkingen

Der Reichenauer Abt Eberhard von Brandis (Abt von 1342 bis 1379) hatte durch seine Schwester Agnes eine Beziehung zu Säckingen, wo sie Äbtissin war. Mehrmals erwähnt Derschka in seinem umfassenden Werk den Klettgau-Adligen Diethelm von Krenkingen, der seit 1171 Abt der Reichenau war und den er den letzten Reichenauer Abt nennt, „der Vorgänge auf Ebene des Reichs wirksam beeinflussen konnte“. Auch bei Derschka kommt das Kloster St. Blasien an vielen Stellen vor und auch die Literatur über St. Blasien berichtet viel von den Beziehungen zur Reichenau.

Der Eintrag des heiligen Pirmin in einem im Jahr 1683 von Hand geschriebener Kirchenkalender des Klosters St. Blasien befindet sich im ...
Der Eintrag des heiligen Pirmin in einem im Jahr 1683 von Hand geschriebener Kirchenkalender des Klosters St. Blasien befindet sich im Waldshuter Pfarrarchiv und erwähnt auch die Reichenau. | Bild: Dominik Rimmele

Die Verbindung zu Lauchringen ist gut dokumentiert

Doch lenken wir noch den Blick auf eine Gemeinde, in deren Ortschronik die wirtschaftliche Verflechtung mit dem Kloster Reichenau gut dokumentiert ist: Lauchringen. In Oberlauchringen hatten die Reichenauer ein Lehensgut, das durch eine Verleihung 1447 erstmals erwähnt wird. Während die jährlichen Abgaben an Roggen, Hafer, Hühnern und Eiern überliefert sind, fehlen Angaben über die zum Lehen gehörenden Grundstücke, weshalb eine Zuordnung nicht möglich ist.

Dennoch ist diese Verbindung ein Beispiel dafür, dass neben den früheren Klöstern im heutigen Kreisgebiet auch einzelne Orte mit der Reichenau vernetzt waren und dass nicht nur die näherliegenden Klöster wie Säckingen und St. Blasien sowie Rheinau und Schaffhausen hier Einfluss hatten, sondern eben auch die Reichenau. Wer die Ausstellung besucht, wird staunen, was für eine enorme Stahlkraft von den Mönchen auf der Bodenseeinsel ausging und wo überall auf der Welt noch heute Spuren von ihnen erhalten sind – Es ist ein Welterbe im wahrsten Sinne des Wortes.

Fridolin von Säckingen war einer der Heiligen des Hochrheins. Er war gemeinsam mit dem Heiligen Pirmin, dem Gründer des Klosters ...
Fridolin von Säckingen war einer der Heiligen des Hochrheins. Er war gemeinsam mit dem Heiligen Pirmin, dem Gründer des Klosters Reichenau, einer der Missionare, die zwischen dem sechsten und achten Jahrhundert entlang des Hochrheins wirkten | Bild: Alexander Jaser
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