In diesem Jahr zeigte das Thermometer besonders lange warme Temperaturen an, man konnte ihre Abende gemütlich bei schönem Wetter ausklingen lassen – manch einer auch mit einem Gläschen Wein.
Aber auch für die Mitarbeiter des Weinguts Lorenz und Corina Keller in Erzingen/Klettgau sind die sommerlichen Temperaturen ein Grund zur Freude. „Die letzten drei Wochen waren vom Wetter her ideal für die Reife der Trauben. Nachts war es schon kalt, tagsüber aber noch warm. So konnten letzte Aromaeinlagerungen stattfinden.“

Ganz so entspannt offenbart sich die Weinlese allerdings trotzdem nicht. Von Mitte September bis Mitte Oktober werden die Reben abgeerntet.
Von Hand wird selektiert
Neben einem zehn Hektar großen Weinbaugebiet in Gailingen am Hochrhein bewirtschaftet das Winzer-Ehepaar zusätzlich das 16 Hektar große Gebiet in Erzingen im Klettgau.
Ausgerüstet mit festem Schuhwerk, Rebschere, Handschuhen und einem Eimer begibt sich das Team des Weinguts im Klettgau in die Reben des Erzinger Kapellenbergs. Lorenz und Corina Keller legen Wert darauf, dass die Weinbeeren ausschließlich von Hand verlesen werden. Das sichert die Qualität, bedeutet aber auch viel Arbeit.

Ununterbrochen schneiden die Erntehelfer die Weinbeeren von den Reben. Trauben abzwacken, auslesen, ab in den Eimer – die Arbeit klingt monoton, doch sie offenbart sich als sehr harmonisch. Das Team arbeitet gut zusammen, man hilft sich untereinander. Die Auslese wird nur gelegentlich durch das Ausleeren der Eimer oder den Abtransport durch einen ferngesteuerten Rebtraktoren unterbrochen.
Jeder frisch abgezwackte Traubenbund wird auf vertrocknete oder unbrauchbare Beeren untersucht. Kleine Makel werden mit der Rebschere entfernt und die brauchbaren Weinbeeren landen in den bereitstehenden Eimern. Sollte ein ganzer Bund untauglich sein, so landet er kurzerhand auf dem Boden.
„Das ist dann natürlicher Dünger für unsere Rebböden“, sagt Corina Keller. Manchmal würden sich auch die Vögel darüber freuen. Aus der Entfernung hört man allerdings von Zeit zu Zeit den lauten Knall einer Schreckschusspistole, um den Diebstahl der Trauben durch die Vögel zu verhindern.
Witterung als Risikofaktor
Doch nicht immer ist die Stimmung so ausgelassen wie in diesem Jahr. Auch in Erzingen hat man hin und wieder mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Lorenz Keller erklärt, man könne so gut wie nie gewährleisten oder beeinflussen, wie die Weinlese abläuft und wie viele Beeren man schlussendlich abernten könne.

„Wir bereiten uns grundsätzlich immer ausgiebig auf die jährliche Weinlese vor. Spielt die Natur aber nicht mit, dann hat man es selbst einfach nicht in der Hand“, so der Winzer.
Gerade bei der Herstellung von Eiswein, die zu den speziellen Weinsorten gehört, setzt ein Weingut alles auf eine Karte. Es kann nie gewährleistet werden, ob dieser in den Wintermonaten geerntet und hergestellt werden kann. Das hängt immer von den Wetterbedingungen ab.
Von der Rebe in die Flasche
Für eine Flasche Wein benötigt man rund 1,3 Kilogramm Trauben. Die abgeernteten Weinbeeren würden zunächst über Nacht in luftdurchlässigen Kisten gekühlt, um mikrobiologische Prozesse für die Gärung in Gang zu setzen, erklärt Lorenz Keller. Anschließend kommen sie zum Maischen in die Abbeermaschine. Hier werden die Trauben von ihrem Stielgerüst getrennt.
Nach dem Fermentieren werden sie dann gepresst – der süße Traubensaft wird vom Rest getrennt und kann abtropfen. Im hinteren Herstellungsbereich des Weinguts werden die verschiedenen Weinsorten in Holzfässern gelagert, sodass die Hauptgärung und Reife stattfinden kann.
Nun muss das Team allerdings noch einmal ran und die letzten Weinbeeren abernten. Aber auch sonst wird ihnen die Arbeit nicht ausgehen. „Nach der Weinlese ist vor der Weinlese“, sagt Corina Keller mit einem Zwinkern. „Im GroßenHauptgärung und Ganzen können wir mit diesem Jahr aber sehr zufrieden sein.“