„So einen positiven Abschlussbericht gab es noch nie“, kommentierte Bürgermeister Alexander Guhl den Jahresbericht der Rehaklinik Bad Säckingen. In der Tat: Klinikgeschäftsführer Peter Kaiser legte dem Gemeinderat jetzt eine Jahresrechnung mit einem Gewinn von knapp zwei Millionen vor. Eine erstaunliche Nachricht für den ständigen Wackelkandidaten Rehaklinik.

Die Nachricht hat nur einen Haken, besser gesagt zwei: Zum einen handelt es sich nicht um den aktuellen, sondern um den Jahresbericht 2023, und zum anderen ist der Überschuss auf Sondereffekte zurückzuführen. Gleichwohl prognostizieren die Wirtschaftsprüfer in ihrem Prüfbericht trotz vieler Risiken in der Zukunft durchaus Chancen für die Klinik.

„So einen positiven Abschlussbericht gab es noch nie“ – Bürgermeister Alexander Guhl zum Jahresbericht der Rehaklinik
„So einen positiven Abschlussbericht gab es noch nie“ – Bürgermeister Alexander Guhl zum Jahresbericht der Rehaklinik | Bild: Alexander Jaser

Unerwartete Rückzahlung der Rentenversicherung brachte ein dickes Plus

Das Jahr 2023 brachte einen fetten Geldregen für die Klinik. Grund war eine unerwartete Zahlung der deutschen Rentenversicherung (DRV). Zunächst hatte die DRV von der Rehaklinik die Rückzahlung von Corona-Geldern verlangt. 1,6 Millionen Euro forderte die Rentenversicherung zurück. Die Klinik klagte dagegen. Mit Erfolg. Pech für die DRV, das Sozialgericht hat nicht nur die Rückforderung abgeschmettert, sondern die DRV zusätzlich zur Zahlung von weiteren 900.000 Euro verdonnert. Mithin kam es zu dem positiven Jahresergebnis.

„Diese Zahlungen haben sich bilanziell sehr positiv ausgewirkt“, sagte Kaiser im Gemeinderat. Denn ohne diese hätte es auch 2023 einen operativen Jahresverlust von 492.000 Euro gegeben. Wobei dies immerhin eine Verbesserung von rund 140.000 zum Vorjahresdefizit von 2022 darstellt.

„Diese Zahlungen haben sich bilanziell sehr positiv ausgewirkt“ – Peter Kaiser Geschäftsführer Rehaklinik Bad Säckingen
„Diese Zahlungen haben sich bilanziell sehr positiv ausgewirkt“ – Peter Kaiser Geschäftsführer Rehaklinik Bad Säckingen | Bild: Obermeyer, Justus

Zahlung der Rentenversicherung stützt die Liquidität bis 2025

Die Wirtschaftsprüfer der Regio Treuhand Baden aus Freiburg attestierten, dass sich die Zahlungen der DRV sogar bis ins laufende Jahr 2025 positiv auf die Liquidität des Hauses ausgewirkt hätten. Dennoch ergibt ihr Bericht ein ernüchterndes Bild der Lage. Die Prüfer legen den Finger in die Wunde, sehen aber gleichsam Chancen, wie etwa die neue Indikation für Rheuma-Erkrankung sowie auch die Verschmelzung mit der Aqualon-Therme.

Das sind die Risiken für die Rehaklinik Bad Säckingen

Was die Fortführung der Klinik angeht, verweisen die Wirtschaftsprüfer in ihrem Bericht auf eine „wesentliche Unsicherheit“. Das sei auch auf ein neues Verteilverfahren der Rentenversicherer zurückzuführen, wodurch die Belegzahlen bereits 2023 deutlich zurückgegangen seien. Hinzu komme laut Prüfer der erhebliche Sanierungs- und Instandhaltungsstau der Klinik von mehreren Millionen Euro, Fachkräftemangel, Tariflohnsteigerungen, Preisexplosion. Diese alles berge für die Zukunft ein erhebliches Liquiditäts- und Ergebnisrisiko.

So sehen die Wirtschaftsprüfer die aktuelle Lage

Das vorläufige Ergebnis für 2024 bringt laut Prüfer wieder ein erhöhtes Defizit von 624.000 Euro, also wiederum 130.000 Euro mehr als 2023. Auch das für dieses aktuelle Jahr im Wirtschaftsplan knapp ausgeglichene Ergebnis berge Unsicherheit. Gerade bei der Belegungssystematik der Rentenversicherung gebe es politische Faktoren, die eine belastbare Planung kaum möglich machten.

Das sind die Chancen für die Rehaklinik Bad Säckingen

Dennoch sehen die Prüfer auch Chancen für die Entwicklung der Rehaklinik Bad Säckingen. Die Klinikleitung habe seit 2023 auf die veränderten Rahmenbedingungen reagiert und ein Bündel von Maßnahmen auf den Weg gebracht, loben die Wirtschaftsprüfer.

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Hierzu zählen sie die Einigung mit der federführenden DRV Rheinland-Pfalz, was zu Erlös-Steigerungen geführt habe. Besonders aber wird im Prüfbericht die Aufsplittung der Hauptabteilung Orthopädie/Rheumatologie in zwei getrennte Hauptabteilungen betont. Hintergrund: In Deutschland gibt es 900 Rehakliniken mit der Indikation Orthopädie, aber nur 35 mit Rheumatologie. Die Neugründung der eigenen Hauptabteilung Rheumatologie lässt nach Meinung der Wirtschaftsprüfer eine höhere Belegung erwarten. Denn auch laut DRV Rheinland-Pfalz bestehe bundesweit eine hohe Nachfrage nach rheumatologischer Reha. Des Weiteren werden im Bericht auch lobend die Zusatzangebote „Reha für pflegende Angehörige“ sowie „Reha mit Hund“ erwähnt.

Wirkt sich die Übernahme des Aqualons positiv auf die Rehaklinik aus?

Seit Juli dieses Jahres läuft die bisher eigenständige Aqualon-Therme unter dem Dach der Rehaklinik. Die mit der Klinik als Tochtergesellschaft verbundene Therme bietet die Chance, die Möglichkeiten des Aqualons besser als bisher zu nutzen, prognostizieren die Prüfer. Unter anderem hatte auch Klinikgeschäftsführer Peter Kaiser bereits bei der Übernahme angekündigt, Doppelstrukturen abzubauen.

Fazit der Wirtschaftsprüfer ist ein „Sowohl-als-auch“

Zusammenfassend sprechen die Prüfer von einer weiterhin wirtschaftlich kritischen Lage der Klinik. Aber: „Trotz der prekären Ausgangslagen sehen wir positiv in die Zukunft“, schreiben sie. Für 2025 und 2026 geht man von der Fortführung der Unternehmenstätigkeit aus, bei unvorhergesehenen Auswirkungen könne es dennoch zu Liquiditätsengpässen kommen. Die Prüfer fordern deshalb auch künftig ein strenges Risikomanagement und weitere Maßnahmen zur Sicherung der Wirtschaftlichkeit.

Zahlen zur Rehaklinik

Die Rehaklinik Bad Säckingen verfügt über 200 vollstationäre Planbetten, wovon im Berichtsjahr 180 zur Verfügung standen. Die Belegung lag durchschnittlich bei 128 Betten, im Jahr 2024 bei 125. Im Wirtschaftsplan des laufenden Jahres 2025 peilt Geschäftsführer Peter Kaiser für die Rehaklinik Steigerungen im Vergleich zum Vorjahr aus. So soll die Klinik durchgehend im Schnitt eine Belegung von 145 Betten aufweisen.