Eine Wurst auf der Müllhalde? Ein Schwätzchen zwischen Abfallbergen? Klingt kurios – stimmt aber nicht ganz. Denn: „Müll ist es nicht, der hier landet“, erklärt Peter Zimmermann, Betreiber des Recyclinghofs in Bad Säckingen. Zum 50. Geburtstag des Landkreises Waldshut ging die 2018 von Landrat Martin Kistler gestartete ‚Nacht der Recyclinghöfe‘ in die zweite Runde.

Die Tore des Wertstoffhofs im Trottäcker in Bad Säckingen blieben am Mittwochabend bis 21.30 Uhr geöffnet. Außerdem waren die Einrichtungen in Wutöschingen/Degernau, Jestetten, Stühlingen, Küssaberg und Bonndorf geöffnet. Interessierte hatten die Möglichkeit, Pappe, Grünschnitt oder Metall zu entsorgen, zu plaudern, sich zu informieren und eine Wurst gab es auch noch.

Wenn es kein Abfall ist, der hier landet, was ist es dann? „Es sind Wertstoffe“, erzählt Zimmermann. Alles was in die Container, Behälter und Wannen auf dem Hof geworfen wird, wird wiederverwendet. Doch nicht ganz alle abgegebenen Stoffe werden recycelt. In einigen seltenen Fällen wechseln die Güter auch einfach ihren Besitzer: Wenn jemand kommt und sich in den Gartenzwerg aus dem Container verliebt und nett fragt, dann drücke Peter Zimmerman schon mal ein Auge zu und sagt „Dann hol ihn halt use“.

Mülltrennung als Familiengeschäft: Die Betreiber des Wertstoffhofs Benedikt Zimmermann und Rainer Zimmermann zusammen mit einem ...
Mülltrennung als Familiengeschäft: Die Betreiber des Wertstoffhofs Benedikt Zimmermann und Rainer Zimmermann zusammen mit einem Mitarbeiter (von links). | Bild: Anna-Lena Lauber

Mausert sich der Wertstoffhof mit Veranstaltungen wie diesen etwa zum neuen Treffpunkt? „Einen Schwatz gibt‘s schon mal, wenn man die Leute kennt“, erzählt Rainer Schmidt aus Bad Säckingen. Zusammen mit seiner Frau stattet er dem Recyclinghof regelmäßig einen Besuch ab, denn das Thema liegt ihnen am Herzen: „Wir trennen unseren Müll sehr strikt“, so Schmidt.

Informieren und noch Schwätzchen halten: Rainer Schmidt aus Bad Säckingen informierte sich bei Maria Sigg, Mitarbeiterin der ...
Informieren und noch Schwätzchen halten: Rainer Schmidt aus Bad Säckingen informierte sich bei Maria Sigg, Mitarbeiterin der Abfallwirtschaft des Landratsamts, über die korrekte Trennung von Müll. | Bild: Anna-Lena Lauber

Und wie gut sie darin sind, lässt sich sogar bemessen: Das Ehepaar kommt auf nur fünf bis sechs Leerungen der Mülltonnen im Jahr, erzählt es stolz. Dass die beiden sich diese Veranstaltung nicht entgehen ließen, liegt da auf der Hand.

Auch Marvin Gerspacher aus Hasel ist beim Mülltrennen tatkräftig mit dabei. Zusammen mit seiner Mutter aß er eine Wurst, entsorgte die mitgebrachte Kartonage und verweilte dann noch in gemütlicher Runde auf den aufgestellten Bierbänken. „Mülltrennung ist wichtig“, findet der Schüler. Er könne sich in Zukunft durchaus vorstellen, eine Ausbildung auf dem Recyclinghof zu machen.

Auch Marvin Gerspacher aus Hasel nutzte die Gelegenheit, um zusammen mit seiner Mutter Wertstoffe auf dem Hof zu entsorgen.
Auch Marvin Gerspacher aus Hasel nutzte die Gelegenheit, um zusammen mit seiner Mutter Wertstoffe auf dem Hof zu entsorgen. | Bild: Anna-Lena Lauber

Die Besucher sind sich einig: Die „Nacht der Recyclinghöfe“ könne gerne öfter stattfinden. Gerade für Berufstätige, die den üblichen Ansturm am Samstag umgehen wollen oder am Wochenende schlichtweg keine Zeit haben, böten sich gelegentlich verlängerte Öffnungszeiten an.

Auf dem Recyclinghof in Küssaberg wurde die Möglichkeit, abends die Wertstoffe zu entsorgen, nur spärlich angenommen. Gegen 21 Uhr war Landrat Martin Kistler vor Ort, zuvor stattete er den Recyclinghöfen in Bonndorf und Stühlingen einen Besuch ab.

Auf dem Recyclinghof in Küssaberg (von links): Die Mitarbeiter des Recyclinghofs, Regierungsdirektorin Corinna Schweizer und Landrat ...
Auf dem Recyclinghof in Küssaberg (von links): Die Mitarbeiter des Recyclinghofs, Regierungsdirektorin Corinna Schweizer und Landrat Martin Kistler. | Bild: Yvonne Eggersmeier

Die Bewirtung der Gäste haben die örtlichen Vereine übernommen. In Küssaberg waren die Klettgau Cleaners mit einem Infostand vertreten. Hier präsentierte die Gruppe, die regelmäßig unter dem Motto „Wir befreien die Natur von Müll“ Müll sammelt, ihre Wand der Kuriositäten mit Fundstücken. Eine Tasche, die mit einem Raubüberfall in Verbindung gebracht werden konnte, ist nur eines ihrer ungewöhnlichen Fundstücke der Müllsammlung.

Die Klettgau Cleaners informierten in Küssaberg über ihr Engagement: (von links): Achim Meyer, Sandra Hiesel, Verena Sparakowski und ...
Die Klettgau Cleaners informierten in Küssaberg über ihr Engagement: (von links): Achim Meyer, Sandra Hiesel, Verena Sparakowski und Gründer Radovan Rábl. | Bild: Yvonne Möckli

Und sie erklärten, wie einfach es ist, die Umwelt sauber zu halten. Die Möglichkeit an den Clean Ups teilzunehmen, um so für eine gesunde und müllfreie Zukunft zu sorgen, haben die Anwohner jederzeit und unverbindlich. Seit ihrer Grünung vor vier Jahre haben die Cleaners bereits mehr als sieben Tonnen Müll gesammelt und so das Ortsbild verschönern können.

Cornelia Umlauf vom Landratsamt informierte die Bürger über Mülltrennung, eine nachhaltigere Zukunft durch die Biotonne und dessen Beitrag zur Energiewende. Sie erklärte den Bürgern, wie aus dem Inhalt der Biotonne Strom, Wärme und Kompost entsteht. Daher sei es so wichtig auf die Trennung von Müll zu achten und kompostierbare Plastiktüten zu meiden, weil diese sich nicht wie der restliche Inhalt schnell genug zersetzen könne, so Umlauf.

Cornelia Umlauf vom Landratsamt informiert in Küssaberg über die Biotonne.
Cornelia Umlauf vom Landratsamt informiert in Küssaberg über die Biotonne. | Bild: Yvonne Eggersmeier

Landrat Martin Kistler, Cornelia Umlauf und auch die anderen vor Ort hätten sich in Küssaberg mehr Andrang gewünscht, aber dennoch war die Stimmung positiv. An den anderen Recyclinghöfen, vor allem mit musikalischen Rahmenprogramm, sei deutlich mehr losgewesen.

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