Viele Skisportler fragen sich zur Zeit, wie dieser Corona-Winter wohl werden wird. Normalerweise beginnt bereits in den Wochen vor Weihnachten in den Skiregionen die Saison – auch bei uns. Das größte Skigebiet in Baden-Württemberg liegt direkt vor der Haustür: der Feldberg. Der „Höchste“, wie man ihn auch nennt, hat sich in den vergangenen Jahren zum Hotspot für Skifahrer und Tagesausflüger gemausert. Was die Verantwortlichen des Liftverbundes in diesem Winter aber ganz sicher nicht wollen: Zum Hotspot für Corona zu werden. Seit Monaten brüten sie deshalb an ihrem Hygiene-Konzept. Jetzt haben sie es vorgelegt. Es soll einen coronasicheren Skitag ermöglichen – falls der Betrieb im Dezember überhaupt erlaubt wird. Denn das steht noch in den Sternen.
„Nach jetzigem Stand dürften wird noch gar nichts“, stellt Adrian Probst klar. Probst ist Geschäftsführer der Skiliftgesellschaft Feldberg und gleichzeitig Bürgermeister von St. Blasien. Nach der aktuellen Verordnung sei der Betrieb von Sporteinrichtungen wie auch den Skiliften schlichtweg verboten. Dieser Teil-Lockdown gilt vorerst bis 30. November. Probst und mit ihm der ganze Liftverbund hoffen, dass er nicht verlängert wird.

„Als wir im März dieses Jahres unseren Betrieb coronabedingt frühzeitig schließen mussten, war uns schon klar, dass uns das Virus noch eine Weile beschäftigen wird“, erinnert sich Probst. Deshalb wurden bereits im April Überlegungen für einen Corona-Betrieb angestellt. Die mündeten jetzt in einem dicken Regelwerk. „Wir sind sicher, dass wir ein tragfähiges Konzept erstellt haben“, fügt Probst hinzu.
Wie sieht das Corona-Konzept aus und was bedeutet es für die Skifahrer?
Die Schwierigkeit: Es ist in der Tat nicht einfach, für eine Sportstätte, die keine vier Wände hat, ein coronagerechtes Betriebskonzept zu bauen. Das Nadelöhr, das war bald klar, werden die Lifte sein. Denn auf der Piste verteilt es sich, am Lift ist Stau. „An einem gut besuchten Sonntag sind bis zu 8000 Skifahrer auf dem Feldberg“, gibt Adrian Probst zu bedenken.
Jeder Skifahrer, der am Wochenende am Feldberg unterwegs ist, weiß: Da kommt es vor den Liften zu riesigen Pulks. Wie auflösen? Die Verantwortlichen haben einen solchen Pulk umgerechnet in eine Warteschlange mit Corona-Abstand. Das Ergebnis: Die Schlange wartender Skifahrer würde vom Lifteinstieg 1,5 Kilometer den Hang hinauf reichen. Probst: „Da könnten Sie oben aus dem Lift aussteigen und sich direkt wieder anstellen.“ Auch eine Warteschlange in Dreier-Reihen brächte nur eine Reduzierung auf 500 Meter. Immer noch zu viel.
Weniger Skifahrer – Liftbetrieb geht nur mit begrenzten Ticket-Kontingenten
Da das Skigebiet Feldberg im Corona-Betrieb also keine 8000 Skifahrer verträgt, gab es nur eine Möglichkeit: Die Begrenzung der Liftkarten. Der Verbund hat sich deshalb darauf verständigt, am gesamten Feldberg-Skigebiet täglich nur noch 4000 Tickets zu verkaufen – auch für die frequenzstarken Wochenend-Tage. Diese Zahl an Skifahrern könnte die Anlagen noch transportieren, schätzen die Liftverantwortlichen. Das muss am Lift aber entsprechend organisiert werden.
So soll der Warteraum an den Liftanlagen funktionieren
Vor den Liften sollen dann bis zu drei Gates eingerichtet werden, die mit Zäunen voneinander getrennt sind und in denen sich die Skifahrer mit Abstand aufreihen können. Länger als 250 Meter sollten die Schlangen nicht werden. Auch in diesem Bereich wird es mehrere Desinfektionsstationen geben.
Beförderung im Lift: Vollbelegung der Mehrsitzer?
Hier rechnet Probst bis jetzt mit den normalen Förderkapazitäten. „Wir gehen im Moment noch davon aus, dass wir die Sessel voll besetzen können“, schätzt er. Am Feldberg gibt es beispielsweise Vierer- und auch Sechser-Sessellifte, die man trotz Corona ausnutzen will. Probst hält eine Vollbelegung ohne Abstand aus drei Gründen für machbar: Freiluft, Fahrtwind, Mundschutz. Dennoch gibt es ein großes Fragezeichen: „Falls uns eine neue Verordnung eine Begrenzung vorschreiben würde, müssten wir das Ticket-Kontingent weiter senken“, befürchtet er.
So kommt man an Tickets
Vorausgesetzt die neue Verordnung im Dezember erlaubt einen Liftbetrieb unter Corona-Auflagen, gäbe es die Liftkarten ausschließlich online im Vorverkauf. In dem Fall wird auf der Homepage des Liftverbundes ein Ticketsystem eingerichtet. Hier soll dann jeder sehen können, wieviele Tickets für welchen Tag noch verfügbar sind.
Mit Angabe der persönlichen Daten lässt sich dann eine Tageskarte für einen bestimmten Tag kaufen. Die Daten dienen zudem für eine eventuelle Corona-Nachverfolgung. Die Bezahlung des Tagestickets erfolgt direkt online über Kreditkarte, Paypal oder ähnliches. Der Käufer erhält einen QR-Quode per Mail, mit dem er am Skitag auf dem Feldberg sein Ticket bekommt. Um auch hier Kontakte zu vermeiden, werden Ticketdrucker angeschafft.
Warum wird es nur Tageskarten geben?
„Wir haben wirklich alle Möglichkeiten durchgespielt“, sagt Probst. Saisonkarten, Mehrtageskarten, Vormittags-, Nachmittagskarten, Stundenkarten, Punktekarten – all das sei in einem gebremsten Coronabetrieb nicht unter einen Hut zu kriegen. Die Steuerung des Kontingentes sei nicht mehr oder nur mit einem riesigen Aufwand zu leisten.
Ohnehin sei die Vorbereitung des Liftbetriebes im Covid-Modus schwer genug und mit immensen Investitionen verbunden. Alleine eine halbe Millionen Euro für Liftkartendrucker, Ticketing-Software, Hygiene-Vernebelungsmaschinen zur automatischen Kabinen-Desinfektion und das zusätzliche Sicherheitspersonal, rechnet der Geschäftsführer vor. Deshalb sei auch eine Preiserhöhung für die Erwachsenen-Tageskarte von 39 Euro auf 43 unumgänglich. „Das Risiko liegt voll bei uns“, sagt er.
Hygiene-Sicherheit im Liftbetrieb
Die Gesellschafter des Liftverbundes sind die Gemeinden St. Blasien, Feldberg und Todtnau. Als Gesellschafter sind sie natürlich an einem Betrieb der Anlagen interessiert. Als Gemeinden sind sie jedoch gleichzeitig Ortspolizeibehörde und müssen die Einhaltung der Corona-Verordnungen kontrollieren. Gerade durch diese Doppelfunktion sei gesichert, dass bei der Sicherheit keine Abstriche gemacht würden.
Perspektive: Falls der Liftbetrieb erlaubt wird und ausreichend Schnee fällt, prognostiziert Probst einen starken Tagestourismus. „Denn es gibt zur Zeit wenig Alternativen an Freizeitaktivitäten“, so seine Begründung. Probst teilt die Besucher in zwei Gruppen: Die Skifahrer, deren Zahl man über das Ticketkontingent steuern könne, und die Tagesausflügler ohne Ski, Spaziergänger, Wanderer, Kiter, die man kaum in den Griff kriegen werde. Und auch diese Gruppe zählt laut Probst an einem sonnigen Wochenend-Tag 3000 bis 4000 Personen.