Die Räume der Stadtwerke Straubing sind am Dienstag in einem Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Waldshut-Tiengen untersucht worden. Dies bestätigt Staatsanwältin Rahel Diers-Müller auf Anfrage des SÜDKURIER schriftlich. Untersucht wurden konkret die Büroräume sowie Privaträumlichkeiten von Martin Ritter, dem Geschäftsführer der Stadtwerke Straubing, der zuvor Geschäftsführer der Stadtwerke Bad Säckingen war. Das Ermittlungsverfahren wegen Verdachts von Untreue-Straftaten nach § 266 StGB bezieht sich auf seine vorherige Tätigkeit in Bad Säckingen. Wegen des Tatorts ist die Staatsanwaltschaft Waldshut-Tiengen für die Ermittlungen zuständig.
Der SÜDKURIER hat sich bewusst dazu entschieden, mit der Berichterstattung über das Verfahren zu warten, um Martin Ritter selbst die Chance zu geben, zu den Vorwürfen Stellung zu beziehen. Dazu hat die Redaktion auf verschiedenen Wegen versucht, mit ihm Kontakt aufzunehmen. Ritter selbst möchte sich nicht zu dem Vorfall äußern, da es sich um ein laufendes Verfahren handelt. Er sei aber davon überzeugt, dass die Sache gut für ihn ausgehe. Dies ließ er über eine Mitarbeiterin der Straubinger Stadtwerke an den SÜDKURIER ausrichten.
Der Erste Staatsanwalt Michael Blozik informiert auf Anfrage: „Die Stadtwerke Bad Säckingen wurden nicht durchsucht, die Ermittlungen wurden aufgrund einer Anzeige eingeleitet.“ Der Tatverdacht habe nichts mit Straubing oder den Stadtwerken Straubing zu tun, schreibt die Staatsanwaltschaft. Zu weiteren Einzelheiten des Ermittlungsverfahrens werde sie derzeit keine Auskünfte geben.
Bad Säckingens Bürgermeister Alexander Guhl verweist im Gespräch mit dem SÜDKURIER ebenfalls auf das laufende Ermittlungsverfahren und äußert sich nicht dazu. So bleibt noch unklar, welche genauen Vorwürfe gegen den früheren Stadtwerke-Geschäftsführer bestehen und, ob diese sogar der Grund für den Weggang aus Bad Säckingen waren. Wer die Anzeige erstattet hat, bleibt ebenfalls noch unklar. Bisher war nichts bekannt geworden von Unstimmigkeiten in der Zusammenarbeit zwischen Stadt und Ritter. Dieser begann 2016 als Technischer Leiter bei den Stadtwerken Bad Säckingen. Im August 2018 wurde er Geschäftsführer, nach eineinhalb Jahren an der Spitze verließ er zum 31. Dezember 2020 die Stadt. Gegenüber der Öffentlichkeit äußerte Ritter im März 2020 persönliche Gründe für den Wechsel nach Straubing. Wie Recherchen in Straubing ergeben haben, sei dieser Wechsel für die bayrische Stadt mit 48.000 Einwohnern sehr markant gewesen. Denn Ritters Vorgänger hätte den Posten über Jahrzehnte innegehabt und sei dann in den Ruhestand gewechselt. Die Suche nach einem Nachfolger sei langwierig gewesen. Doch schon in kurzer Zeit habe Ritter einiges bewegt.
Aufgrund der laufenden Ermittlungen übt Ritter seinen Dienst in Straubing bis auf Weiteres nicht aus. Dies bestätigt auf Nachfrage des SÜDKURIER ein dortiger Stadtwerke-Mitarbeiter.
Bis das Ermittlungsverfahren abgeschlossen ist, gilt die Unschuldsvermutung.