Überraschend hat Stadtwerke-Chef Martin Ritter seinen Weggang von dem kommunalen Energieversorger angekündigt. Zum Ende des Jahres werde Bad Säckingen verlassen, wie er in einem gemeinsamen Pressegespräch mit Bürgermeister Alexander Guhl erklärte. Guhl dazu: „Alle Beteiligten bedauern das sehr.“
Ausgerechnet am dritten Faißen hatte Ritter Guhl von seiner Kündigung unterrichtet. Schweren Herzens, wie Ritter sagt. Er habe schon mehrmals ein Unternehmen verlassen, aber so emotional wie in Bad Säckingen habe er es noch nie erlebt. „Die Zusammenarbeit war klasse und hätte nicht besser sein können“ sagt Ritter und Guhl sieht das genauso. „Er hat uns weitergebracht, fachlich und menschlich“, sagt der Bürgermeister.
Unstimmigkeiten seien nicht die Ursache für die Kündigung, betonen Guhl und Ritter. Vielmehr sind es familiäre Gründe, die Ritter zum Wegzug bewegen. Der 45-Jährige, der zwei Kinder hat, ist mit seiner Familie für die Arbeitsstelle damals extra aus dem Raum Freiburg nach Murg gezogen. Doch die Familie fühle sich in der Region einfach nicht wohl. Da sein Sohn im nächsten Jahr eine Ausbildung beginnen werde und die Tochter dann in die Schule, sei die Gelegenheit für einen Neuanfang günstig.
Diesen will die Familie 2021 im niederbayerischen Straubing starten. Ritter hat dort ab Januar eine Anstellung als Geschäftsführer der dortigen Stadtwerke. Doch er sagt auch: „Das ist der mutigste Schritt in meinem ganzen Leben. Ich kann nur hoffen, dass es annähernd so gut wird, wie es hier ist.“
Wieder zurück nach Freiburg zu ziehen und von dort aus für die Stadtwerke Bad Säckingen zu arbeiten, kam für Ritter nicht in Frage. Denn: „Ich bin der Meinung der Geschäftsführer der Stadtwerke sollte auch in der Region leben, er ist ja schließlich für die Infrastruktur vor Ort verantwortlich.“ Er habe aber auch nicht für einen Konkurrenten der Stadtwerke in der Region arbeiten wollen, so Ritter.
Trotz des Wegzugs ins 500 Kilometer entfernte Straubing, soll der Kontakt nicht abbrechen. Ritter und auch Guhl wünschen sich eine Zusammenarbeit der beiden Stadtwerke. Ritter habe viel voran gebracht und das Wachstum des Unternehmens sei dabei immer ein großes Thema gewesen. Und vieles steht noch an: Die Größe des Gasnetzes soll vervierfacht werden, das Stadtwerke-Gebäude werde noch dieses Jahr erweitert. Dafür sollen viele neue Mitarbeiter eingestellt werden. Und noch in diesem Monat soll die Anlage in Betrieb genommen werden, die eine Erweiterung des Nahwärmenetzes in der Altstadt ermögliche.
Bis zum Bilanzstichtag 31. Dezember wird Ritter noch die Verantwortung für die Stadtwerke Bad Säckingen tragen. Bis dahin soll ein Nachfolger gefunden sein. Guhl ist optimistisch: „Das Unternehmen ist einfach gut.“ Dennoch sei für ihn die Situation schwierig, räumt er ein: „Ich hätte nie damit gerechnet, dass Herr Ritter kündigt.“ Der Bürgermeister lobt den hohen technischen Sachverstand und kollegialen Führungsstil von Ritter. Und dieser wiederum wirbt für die Stelle: „Man kann sich freuen, das hier weiterzuführen, denn ich kann ein tolles Unternehmen übergeben.“