Nicht aufgeregt, aber vielleicht doch mit einem leicht mulmigen Gefühl im Bauch sitzt Jakob Schulze aus Jestetten in der Impfkabine im Mini-KIZ in Lauchringen. Der Piks ist halb so schlimm, kaum zu spüren und spätestens als ihm der pensionierte Arzt Elmar Vehr aus Weilheim eine kleine Tüte Gummibärchen überreicht, kann der Siebenjährige längst wieder lächeln.

Und nicht nur das. Jakob ist sichtlich auch ein wenig stolz, dass er seinen Beitrag geleistet hat, die Corona-Pandemie einzudämmen. Seine Mutter Mareike Schulze sagt noch im Warteraum in der Gemeindehalle in Unterlauchringen: „Jetzt bin ich sehr erleichtert.“

Zwei Tage vor dem Impftermin in Lauchringen hatte sich Jakobs Vater Dominik Schulze an die SÜDKURIER-Redaktion in Waldshut gewandt und angeboten, den Impftermin seines Sohnes zu begleiten. Er und seine Frau wollen so für das Impfen, auch für das Impfen von Kindern, werben. Auch weil viele Eltern verunsichert seien.

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Und dann gibt es noch einen weiteren Grund. Beide sind gleich zu Beginn der Pandemie an Corona erkrankt. Mareike Schulze ist längst über den Berg, aber Dominik Schulze leidet noch immer unter den Folgen, die das Virus bei ihm angerichtet hat – eineinhalb Jahre nach Ausbruch der Krankheit. Inzwischen ist das Paar drei Mal geimpft.

Die Freigabe des Impfstoff von Biontech für Kinder durch die Ständige Impfkommission (Stiko) war für Familie Schulze das Signal, auch ihren Sohn impfen zu lassen. Sofort, ohne Wenn und Aber. Zweifel hatten und haben Mareike und Dominik Schulze keine. Ganz im Gegenteil. So verweisen sie zum Beispiel auf die Situation in den USA. Dort gebe es inzwischen „genügend geimpfte Kinder“.

Deshalb sagt Mareike Schulze auch kurz und knapp: „Wir wollen den bestmöglichen Schutz für unseren Sohn.“ Denn die Ansteckungsgefahr in seiner Schule sei aktuell „

extrem hoch“, in Jestetten gebe sehr viele Fälle. Mareike Schulze: „Praktisch in jeder Klasse.“ Einen Grund dafür sieht sie in den eingeschränkten Quarantäneregeln. „Dadurch kann sich das Virus schnell verbreiten.“

Die hohe Ansteckungsgefahr in der Schule treibt auch den sieben Jahre alten Jakob um. Und für ihn gibt es auch noch einen ganz praktischen Grund, wie er kurz vor dem Piks erklärt: „Jetzt muss ich mich nicht mehr testen lassen.“ Noch wird er drei Mal pro Woche zuhause von seinen Eltern mittels Nasenabstrich getestet. Sollte ein Mitschüler

positiv getestet sein, erhöhe sich der Testzyklus auf fünf Abstriche pro Woche, so Mareike Schulze.

Jakob freut sich auf die Zeit ohne Corona. Denn wegen des Virus gibt es aktuell keinen Sportunterricht. Dieses Manko könne auch sein Lieblingsfach Deutsch nicht aufwiegen. Im Kindergarten, den die zweijährige Tochter der Schulzes besucht, werde überhaupt nicht getestet, beklagen die Eltern. Lolly-Tests für zuhause gebe es derzeit nur im Internet. In Apotheken würden diese nicht verkauft.

Impftermine für Kinder im Kreis Waldshut

Dominik Schulze, der gemeinsam mit seinem Bruder ein Autohaus mit Wohnmobilvermietung in Jestetten betreibt, erkrankte im April 2020 an Corona – und ist seither krank. Die Spätfolgen beeinträchtigen ihn noch immer, wie er sagt. Treppensteigen falle ihm schwer, was aber noch schwerer wiege, sei der Umstand, dass er nicht in der Lage sei, Arbeiten verlässlich zu erledigen.

Deshalb brach seine 39 Jahre alte Frau im vergangenen Jahr die Elternzeit ab, kümmerte sich um einen Ganztagesplatz für ihre kleine Tochter und stieg in Vollzeit in den Familienbetrieb ein. Andernfalls hätte ihr Mann wohl zwangsverrentet werden müssen oder er hätte sich arbeitslos melden müssen. Sie hätten zwar keine finanziellen Nöte, aber die hohe Belastung bleibe.

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Anfangs, so erinnert sich Dominik Schulze, habe sich bei ihm nur ein leichter Verlauf gezeigt. „Ich bekam eine Lungenentzündung, musste aber nicht ins Krankenhaus.“ Sein Hausarzt habe anfangs gar nicht erst an eine Erkrankung durch das Coronavirus glauben wollen. Röntgenaufnahmen hätten dann den Beweis gebracht, ebenso ein PCR-Test. Mareike Schulze hat von ihrer Erkrankung erst im Nachhinein durch einen Antikörpertest erfahren.

„Ob wieder ich ganz fit werde, weiß ich nicht“, stellt der 40-jährige Familienvater ernüchternd fest. Er schiebt hinterher: „Die Ärzte waren freundlich, hilfsbereit, sind aber ratlos.“ Auch deshalb wollten er und seine Frau ihren Sohn impfen lassen.

Und wie geht es Jakob nach der Impfung? Die Tüte Gummibärchen in der Hand, die Aussicht auf ein leckeres Eis vor Augen marschiert er mit seinen Eltern nach nicht einmal einer halben Stunde wieder aus dem kleinen Impfzentrum in der Gemeindehalle Unterlauchringen. In dem Wissen, etwas Gutes getan zu haben, sagt er: „Es hat gar nicht wehgetan.“

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