Für einen Festpreis von 350 Mark besorgte eine Werkstatt in Bad Säckingen ihren Kunden die TÜV-Abnahme ihres Autos. Kleiner Schönheitsfehler: Die Autos sahen nie einen TÜV-Prüfer, die Stempel waren gefälscht, die Plaketten geklaut. 50 Autofahrer fielen auf diesen Deal herein.

Im Januar 1994 flog das Werkstatt-Duo auf, zwei 32-jährige Türken. Ohne Gewerbeanmeldung betrieben die beiden Männer, Betriebsschlosser und Reifenmonteur von Beruf, im Hinterhof einer Bad Säckinger Firma ihre Kfz-Werkstatt, reparierten Autos und polierten billig eingekaufte alte Rostlauben auf. TÜV-Stempel (gefälscht) und Plakette (gestohlen) für ihre eigenen „Super-Angebote“ besorgte ihnen ein Mann aus Köln. Dabei blieb es nicht. Für einen Festpreis von 350 Mark boten sie schließlich auch TÜV-Abnahme inklusive notwendiger Reparaturen an. Das sprach sich schnell herum, das Geschäft begann 1993 allmählich zu florieren.

50 Autobesitzer nutzten den Service

So um die 50 Autobesitzer aus den Kreisen Waldshut und Lörrach nutzten die kleine Werkstatt und waren einverstanden, drei Tage warten zu müssen. Herumgeschraubt wurde allerdings nur, wenn etwa ein Scheinwerfer defekt war. Das wäre dem Kunden aufgefallen.

Echte Reparaturen schenkte sich das Duo. Es schickte den Fahrzeugschein an den Komplizen in Köln. Dieser drückte den gefälschten TÜV-Stempel ein und legte zwei echte, dem TÜV Rheinland gestohlene Plaketten in das Retour-Kuvert. Diese wurden in Bad Säckingen auf die Kennzeichen geklebt, der Kunde konnte sein „TÜV-geprüftes“ Auto für 350 Mark in Empfang nehmen. Möglicherweise stutzte der eine oder andere wegen des TÜV-Rheinland-Stempels, den meisten aber dürfte dies nicht aufgefallen sein.

Den betroffenen Autobesitzern wurde kein strafrechtliches Fehlverhalten vorgeworfen, sie wurden jedoch aufgefordert, umgehend beim echten TÜV vorzufahren. Gegen das Werkstatt-Duo wurde auch wegen Schwarzarbeit und Verstößen gegen die Gewerbeordnung ermittelt. Dem Deutschen in Köln war die dortige Kripo vor allem wegen der geklauten TÜV-Plaketten hinterher.

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