Alltagsstress, ständiger E-Mail-Verkehr und oft viel zu wenig Zeit für die Lieben – darüber klagen laut AOK-Familienstudie rund 40 Prozent der Deutschen. Neben einer besseren Work-Life-Balance wollen wir uns körperlich und geistig fit halten – und zwar am liebsten im Miteinander mit anderen Menschen und im Einklang mit der Natur.
Deshalb haben wir fünf Tipps in der Region zusammengestellt, die Naturerlebnisse im Grünen garantieren. Diplom-Psychologin Sylke Aust aus Bad Säckingen erklärt, warum die Erlebnisse so gut tun.
Ruhe auf der Orchideenwanderung in Küssaberg
Die Orchideenwiese bei Küßnachist ein anerkanntest Naturschutzgebiet. Und auf Gemeindegemarkung finden sich zahlreiche Wiesen, auf denen wilde Orchideen in den buntesten Farben wachsen, wie etwa die Hummel, Spinnen- und Fliegen-Ragwurz.

Hier können aufmerksame Spaziergänger bunte Vielfalt entdecken. Die Naturschutzgruppe Küssaberg bietet auch geführte Wanderungen an.
Das sagt die Expertin
„Das Auge will ruhen, ohne sich fixieren zu müssen. Es will umherwandern nach Lust und Laune – das ist in der Natur garantiert. Hinzu kommen als Suchorgane die anderen Sinne, die wir beim Wandern als Orientierung nutzen. Wir fühlen die Sonne auf unserer Haut, riechen Blumen, hören Vögel zwitschern.
Das ist im Gegensatz zu der Einseitigkeit im Berufsleben Genusserleben pur! Genussfähigkeit ist existentiell wichtig für das psychische Wohlbefinden. Sie weckt positive Emotionen, hält uns gesund, widerstandsfähig und beweglich in Körper und Geist.“
Alle Sinne spüren auf dem Schlühüwanapfad in Grafenhausen
Der 2,6 Kilometer lange Rundweg zwischen der Brauerei Rothaus und dem mit Seerosen bewachsenen Schlüchtsee bietet Erholung und Spaß für Groß und Klein. Und der Naturpfad, der auch mit Kinderwagen begehbar ist, bietet Unterhaltung für alle Sinne:

Aus dem Sturmholz, das Orkantief Lothar 1999 hinterlassen hat, kreierte Holzbildhauer Simon Stiegeler bunte Fantasiefiguren. Auf einem Waldxylophon kann munter getrommelt, an Kletterseilen geschwungen, mit Fuchs (vier Meter) und Hase (zwei Meter) und die Wette gesprungen oder auf Balken balanciert werden.
Wilde Brombeeren verlocken zum Naschen und Höhepunkt für alle Sinne ist ein Barfußpfad.
Das sagt die Expertin
„Der Psychologe Rainer Lutz hat zum Genusserleben geforscht und die kleine Schule des Genießens konzipiert. Dabei geht es um das Kennenlernen jedes einzelnen Sinnes. Die wichtigste Regel: Genuss braucht Zeit! Neben dem Spüren von Rinde, Steinen, Zapfen und Moos schärfen wir nicht nur unseren Spürsinn, sondern auch unsere Körperwahrnehmung im Raum.
Wir balancieren und trainieren unseren Körper im Kontakt mit den Materialien und spüren in uns rein: wie fühlt sich das an? Woran erinnert mich das? Es geht um ein ganzheitliches Ich-Erleben. Die wichtigste Botschaft: Bewusstes Genießen ist immer und überall möglich.“
Action auf der Blackforestline in Todtnau

Ganz schwindelfrei ist der Weg über die Brücke keinesfalls, aber man kann einen atemberaubenden Blick auf die Todtnauer Wasserfälle von Oben genießen – und anschließend hinab ins Tal wandern und sich am kühlen Wasser entspannen. Weitere Informationen gibt es unter https://blackforestline.de.
Das sagt die Expertin
„Action ist Wettkampf, körperliche und geistige Herausforderung gleichermaßen. Ich will mich messen, mir etwas beweisen, mich meinen Ängsten stellen. Action kann auch zum Abbau negativer körperlicher und psychischer Anspannung beitragen.
Es wird zwischen positivem (Eustress) und negativem (Distress) unterschieden. Stelle ich mich bestimmten Herausforderungen und gewinne, dann erlebe ich ein Hochgefühl, das mir Energie schenkt. Der Körper produziert Endorphine.
Positiver Stress fordert uns, überfordert aber nicht. Wenn wir Action als Familie oder Team gemeinsam erleben, stärkt das den Zusammenhalt immens..“
Den Körper in Schwung bringen in Kneipp-Becken
Wassertretbecken gibt es vor allem in den Südschwarzwaldgemeinden einige. Auf Wikipedia findet man die „Liste öffentlicher Kneipp-Anlagen im Landkreis Waldshut„. Darauf stehen aktuell 16 Becken, die öffentlich zugänglich sind und zu einer gemütlichen Tretrunde im eiskalten Wasser einladen.

Das sagt die Expertin
„Ein gesunder Geist ist in einem gesunden Körper – das wussten schon die Römer. Priester Sebastian Kneipp erkannte dieses Prinzip früh, liebte und schätzte die Natur und wusste um die Heilkraft des Wassers, der Pflanzen und der Bewegung für einen gesunden Menschen.
Wie ein Hahn durch das kalte Wasserbecken zu stolzieren bewirkt eine ganze Menge: Durch die verbesserte Blutzirkulation wird der ganze Körper bis zum Kopf belebter, Schwellungen gehen zurück, Darmträgheit und Kopfschmerzen verschwinden. Mein Tipp: Sich nach dem Kneipen Zeit nehmen, um in Ruhe dem Körper nachzuspüren – das schult die Achtsamkeit.“
Entdecken auf dem Zwei-Burgen-Weg bei Wehr
Die Burg Werrach und die Ruine Bärenfels auf einer rund dreistündigen Wanderung entdecken kann man auf dem Zwei-Burgen-Weg bei Wehr.

Auf der rund 8,5 Kilometer und 400 Höhenmeter umfassenden Rundwanderung werden große und kleine Entdecker gefordert und mit historischen Fakten belohnt. Einen Flyer mit Wegbeschreibung gibt es im Internet unter www.wehr.de.
Das sagt die Expertin
„Die Neugier auf das Leben hält uns jung und dynamisch. Spielerisches Entdecken fördert die Neugier und setzt uns in Bewegung. Wohin uns die Reise letztendlich führt, wissen wir zuerst nicht. Wir lassen uns überraschen und lernen aus den Begegnungen. Schöne Erlebnisse führen zu positiven Lerneffekten.“