Kurz vor Beginn des neuen Schuljahres sind im Landkreis Waldshut noch besonders viele Lehrerstellen unbesetzt. Nach Zahlen, die das Regierungspräsidium Freiburg am Donnerstag veröffentlichte, gibt es in den Schulen Südbadens vier Tage vor Wiederaufnahme des Unterrichts noch 112 unbesetzte Pädagogenstellen. Davon entfallen ein Drittel, nämlich 35 auf die 69 allgemeinbildenden und acht beruflichen Schulen im Landkreis Waldshut. Im bevölkerungsreicheren Nachbarlandkreis Lörrach sind an den 74 allgemeinbildenden und acht beruflichen Schulen nur acht Stellen nicht besetzt. Noch bis Ende September können sich Lehrer auf Stellen bewerben.
Das Problem ist nicht neu: Junglehrer gehen nicht gerne in ländlich strukturierte Gebiete. Während entlang des Oberrheins in der Stadt Freiburg, in deren nördlichen Nachbarkreis Emmendingen oder im Landkreis Offenburg alle Lehrerstellen besetzt werden konnten, sind an den Schulen in den Landkreisen Konstanz und Rottweil im Augenblick noch jeweils 16 Stellen offen, im Landkreis Schwarzwald-Baar 20. Spitzenreiter ist mit weitem Abstand und 35 unbesetzten Lehrerstellen der Landkreis Waldshut.
„Dass im Landkreis Waldshut noch vergleichsweise viele Lehrerstellen offen sind, liegt daran, dass viele angehende Lehrkräfte nicht bereit sind, im ländlichen Raum zu arbeiten. Hinzu kommt im Landkreis Waldshut die Grenznähe: Viele Lehrkräfte gehen auch in die Schweiz" erläuterte Heike Spannagel, die Sprecherin des Regierungspräsidiums.
Von den 35 offenen Lehrerstellen im Landkreis Waldshut entfallen zwölf auf Grundschulen und 15 auf sogenannte Sekundar I-Schulen, also Hauptschulen, Werkrealschulen, Gemeinschaftsschulen und Realschulen. Im Kreis Lörrach sind fünf Stellen an Sekundar I-Schulen nicht besetzt, an den Grundschulen sind keine Planstellen offen.
Um das Defizit zu kompensieren, wurden im gesamten Bereich des Regierungspräsidiums bereits 31 befristete Verträge mit pensionierten Lehrkräften und 245 mit so genannten Nichterfüllern abgeschlossen. Nichterfüller sind Personen, die keinen Abschluss eines Lehramtsstudiums haben aber über eine passende Ausbildung verfügen – beispielsweise Diplom-Sportler oder der Diplom-Physiker. Darüber hinaus wurde laut Regierungspräsidium eine große Zahl an Anträgen von Lehrerinnen und Lehrern genehmigt, die ihr Teilzeitdeputat erhöhen wollen. Die Zahl der eingestellten Nichterfüller ist mit 71 im Landkreis Waldshut besonders hoch, in keinem anderen Kreis sind es so viele, hinzu kommen noch drei Pensionäre. An den Schulen des Landkreises Lörrach erhielten 55 Nichterfüller und ebenfalls drei Pensionäre einen Vertrag.
Noch bis Ende September können sich Lehrer auf Stellen bewerben. Bisher wurden dieses Jahr 1318 Lehrkräfte an den öffentlichen Schulen im Regierungsbezirk Freiburg neu eingestellt, was in etwa der Zahl vom Vorjahr entspricht. Davon entfielen 413 auf den Grundschulbereich, 355 auf die Sekundar I-Schulen, 129 auf die Gymnasien, 61 auf gymnasiale Stellen an Gemeinschaftsschulen, 213 auf Berufliche Schulen und 147 auf den sonderpädagogischen Bereich.
Weitgehend stabil sind die Schülerzahlen im Regierungsbezirk. An den 868 öffentlichen Schulen lernen ab Montag 278.160 Schüler, die von rund 21.763 Lehrkräften unterrichtet werden. In diesem Schuljahr werden 19.061 Erstklässler eingeschult. Beim Übergang in die weiterführenden Schulen in Klassenstufe fünf wurden 17.372 Schüler für öffentliche Schulen angemeldet. Davon 1583 an Haupt- und Werkrealschulen, 7574 an Realschulen, 6557 an Gymnasien und 2390 an Gemeinschaftsschulen.