Feuerwehrleute genießen in unserer Gesellschaft einen hohen Stellenwert. Auch im Landkreis Waldshut sind die Freiwilligen Feuerwehren ein unverzichtbarer Bestandteil der Gesellschaft. Frauen dürfen in Baden-Württemberg seit den 1970er Jahren eintreten, sie hatten es zu Beginn aber schwer, sich in dieser Männerdomäne zu integrieren und Respekt zu verschaffen, heißt es auf der Internetseite feuerwehrfrauen.de.
Die Zahl der Feuerwehrfrauen hat sich nach Angaben des Landes-Innenministeriums in den vergangenen 25 Jahren von 1951 auf 8798 mehr als vervierfacht.
In der Bürgerfragestunde der Gemeinde Eggingen stellte eine Zuhörerin den Antrag, dass künftig auch Frauen in der Freiwilligen Feuerwehr aufgenommen werden dürfen. Kreisbrandmeister Dominik Rotzinger macht auf Anfrage dieser Zeitung deutlich: „Das Feuerwehrgesetz unterscheidet keine Geschlechter. Es ist somit überall möglich, dass Frauen in die Feuerwehr eintreten. Mir ist keine Feuerwehrsatzung bekannt, die dies ausschließt.“
Markus Bächle, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Eggingen erklärt: „In der Satzung der gibt es keinen Passus, der Frauen als aktive Mitglieder ausschließt!“ Bislang gab es nach seinen Informationen „keine ernsthaften Anfragen von Frauen, die aktiv bei uns mitmachen wollten“.
Aktuell sehe er dennoch keine unlösbaren Hinderungsgründe, warum Frauen nicht aufgenommen werden könnten. Bächle betont, dass „wir nie aktiv für neue Mitglieder werben müssen, da sich praktisch jedes Jahr Interessenten melden“.
216 von 3303 Feuerwehrangehörigen sind weiblich
Einer spezifischen Vorbereitung bedürfe es neben einer geschlechtergerechten Umkleidesituation aus Sicht von Kreisbrandmeister Rotzinger nicht. „Das belegen auch die Zahlen. Von 3303 aktiven Feuerwehrangehörigen in den Einsatzabteilungen des Landkreises sind immerhin 216 weiblich. Man kann also absolut nicht von einer Besonderheit sprechen.“
Kim Trippold (22) wollte schon früh zur Feuerwehr
Eine dieser Frauen ist Kim Trippold. Der 22-Jährigen aus Bad Säckingen wurde das „Blaulicht-Gen“ quasi in die Wiege gelegt. Ihr Vater ist seit vielen Jahren bei der Freiwilligen Feuerwehr, schon als kleines Kind war sie deshalb bei vielen Anlässen dabei. „Aus diesem Grund stand für mich früh fest, dass ich zur Feuerwehr möchte.“
Hauptberuflich arbeitet sie beim DRK Kreisverband Säckingen und absolviert derzeit die Ausbildung zur Notfallsanitäterin. „Durch meine berufliche Erfahrung im Rettungsdienst bin ich stolz darauf, ein Teil des Erste-Hilfe-Ausbildungsteams in der Feuerwehr zu sein.“
Besondere Herausforderungen für Frauen gebe es bei der Feuerwehr aus ihrer Sicht nicht. „Außenstehende denken oft, dass Frauen das technische Verständnis oder ausreichend Muskelkraft fehlt“, das sei aber keinesfalls so. Mit den wachsenden Aufgaben der Feuerwehr nehme die Bedeutung zu, ein Team aus Frauen und Männern zu stellen. Frauen, die sich ernsthaft für eine aktive Mitarbeit in einer Freiwilligen Feuerwehr interessieren, rät sie: „Einfach machen! Man bekommt nicht nur ein wertvolles Ehrenamt dazu, sondern auch eine tolle Kameradschaft. Wir unterstützen uns gegenseitig und man kann sich jeweils auf den anderen verlassen.“ Dabei entstünden sogar „Freundschaften fürs Leben“.
Bürgermeisterin und Feuerwehrfrau
Auch Dettighofens Bürgermeisterin Marion Frei ist aktiv in der Feuerwehr. Eine Statistik, wie viele Bürgermeisterinnen aktiv in einer Freiwilligen Feuerwehr in diesem Bundesland sind, gibt es nach unseren Recherchen nicht. Marion Frei (46) ist 2018 in die Wehr ihrer Gemeinde eingetreten. „Im Jahr 2024 habe ich gemeinsam mit Kameraden der Feuerwehren aus Jestetten, Lottstetten, Klettgau und Dettighofen auf den Bronzewettkampf trainiert und im Juni erfolgreich teilgenommen. Feuerwehren funktionieren nur im Team!“
Was hat sie dazu bewogen, in den aktiven Dienst einzutreten?
Frei: „Ende 2017 spitzte sich die Personallage unserer Feuerwehr zu. Doch fragte ich mich, ob der Eintritt für mich als Frau mittleren Alters noch Sinn macht. Die Antwort wurde mir im Mai und nochmals im Juli 2018 bei zwei Großbränden in unserer Gemeinde mit Dutzenden Einsatzkräften aus der Raumschaft aufgezeigt. Durch die Hilfe der Nachbarfeuerwehren wurde deutlich, dass örtliche Kenntnisse Vorteile bringen. Seit September 2018 bin ich nun aktiv dabei.“
Welche Herausforderungen hat sie als Frau in der Feuerwehr erlebt?
Frei: „Die erste große Herausforderung war ich selbst, bei der Frage, ob ich als Frau dem Ehrenamt eines aktiven Feuerwehrmitglieds überhaupt gewachsen bin. Mit 40 Jahren habe ich gemeinsam mit Kameraden, die halb so alt waren, den Atemschutzgeräteträgerlehrgang im Waldshuter Kaitle absolviert. Hier wurde unabhängig vom Geschlecht geprüft, ob man dieser Herausforderung gewachsen ist.“
Was gefällt ihr am meisten bei der Feuerwehr?
Frei: „Mir imponiert die gute Teamarbeit, Vielseitigkeit der Aufgaben und die gelebte Kameradschaft. Jede und jeder wird mit seinen Eigenheiten und Fähigkeiten gebraucht und akzeptiert. Im Team setzen wir uns für das Wohl der Mitmenschen ein.“
Was machen Frauen anders als Männer in der Feuerwehr?
Frei: „Eines ist vielleicht bezeichnend, eine Kameradin, die zuerst das Einsatzfahrzeug besteigt, setzt sich meist nicht auf den Platz des Angriffstrupps, wenn sie sieht, dass männliche, stärkere Kameraden einsteigen werden. Darüber hinaus sind es öfter Frauen, die im Umgang mit Patienten oder Zeugen etwas einfühlsamer sind als ihre männlichen Kollegen.“
Wie geht sie mit den körperlichen und emotionalen Anforderungen um?
Frei: „Wir haben eine gute Kameradschaft und es bilden sich meist unausgesprochen gemischte Trupps. Hierdurch werden Empathie und körperliche Stärken sehr gut kombiniert. Mit emotionalen Anforderungen kann ich persönlich gut umgehen. Emotional herausfordernde Momente erlebe ich auch berufsbedingt als Bürgermeisterin im Alltag.“
Welche Ratschläge würden sie Frauen geben, die in die Freiwilligen eintreten wollen?
Frei: „Wer sich konkret mit dem Gedanken, aktiv in die Feuerwehr einzutreten beschäftigt, der ist dieser Aufgabe auch gewachsen. Man sollte anpacken können und wollen sowie ein Teamplayer sein. Am besten fragt man eine aktive Feuerwehrfrau, sie kann Informationen und Herausforderungen am besten vermitteln.“