Wenn es brennt, rufen die Menschen die Feuerwehr. Bei einem Verkehrsunfall rückt die Feuerwehr aus. Während und nach Unwettern ist die Feuerwehr im Einsatz. Immer mit dem gleichen Ziel: Menschen zu helfen und Leben zu retten.

„Und dann gibt es Anrufer, die meinen, wir könnten doch eine Übung gleich damit verbinden, ihren Pool zu füllen“, schmunzelt Sebastian Schilling, ehrenamtlicher Feuerwehrkommandant in Klettgau. Anliegen wie dieses lehnt der Klettgauer ohne zu zögern ab, ärgerlich ist aber: Die Zahl an Kleinst- und Bagatelleinsätzen stieg in den vergangenen Jahren stark.

Ein Leben für die Feuerwehr

Sebastian Schilling ist über seinen Vater bereits mit zwölf Jahren zur Feuerwehr gekommen. Als er fünf Jahre später zu den Aktiven dazustieß, dauerte es nicht lange, bis er Ausbilder und Jugendwart wurde. „Als Nächstes folgten dann fünf Jahre als Stellvertreter und heute bin ich im siebten Jahr ehrenamtlicher Feuerwehrkommandant“ – mit gerade einmal 38 Jahren.

Feuerwehren aus der ganzen Region sind im Einsatz. Hier ein Archivfoto aus dem Jahr 2022 vom Brand im Unternehmen MUT Tschamber in Wehr.
Feuerwehren aus der ganzen Region sind im Einsatz. Hier ein Archivfoto aus dem Jahr 2022 vom Brand im Unternehmen MUT Tschamber in Wehr. | Bild: Obermeyer, Justus

Die Aufgaben und Pflichten eines Feuerwehrkommandanten sind mittlerweile enorm und vielseitig, weiß der Klettgauer aus eigener Erfahrung. „Als oberste Aufgabe allerdings sehe ich es an, die Mitglieder der Wehr zu motivieren und bei der Stange zu halten.“ Nicht immer leicht in einem vollgepackten Jahr: Termine für Übungen koordinieren, Einsatzberichte schreiben, Material bestellen, den Haushaltsplan erstellen und Kameraden zu Lehrgängen anmelden, all das macht er gerne.

Auch versucht Schilling bei möglichst vielen Einsätzen selbst dabei zu sein. „Ich möchte als Vorbild vorangehen“, fasst er seine Motivation in Worte. Sollte etwas schiefgehen, fällt die Verantwortung auf ihn zurück. „Klar gibt es stressige Phasen oder Einsätze, nach denen man auch mal eine Nacht wach liegt und hinterfragt, was gewesen wäre, wenn... Aber genau das macht die Feuerwehr ja irgendwo auch aus.“

Familie und Arbeitgeber müssen dahinterstehen

All das geht nur mit Rückendeckung im Berufs- und Privatleben. „Solange die Arbeit gemacht ist, ist mein Arbeitgeber zum Glück super offen“, sagt Schilling. Nicht jedem gelingt der Spagat zwischen eigentlichem Berufsalltag und dem verantwortungsvollen Ehrenamt so reibungslos.

Im Rahmen der Recherche für diesen Text hat der SÜDKURIER mehrere Feuerwehrkommandanten im Landkreis Waldshut kontaktiert. Ein Gespräch kam aus Kapazitätsgründen lediglich mit zweien zustande.

Auch bei Unwettern ist die Feuerwehr im Einsatz. Hier ein Archivfoto (Ende Juni) aus Stühlingen.
Auch bei Unwettern ist die Feuerwehr im Einsatz. Hier ein Archivfoto (Ende Juni) aus Stühlingen. | Bild: Bauhof Stühlingen

Auch das Telefon von Nico Bibbo, hauptamtlicher Feuerwehrkommandant in Wehr, klingelt während des Gesprächs immer wieder. Der gelernte Gas-, Wasserinstallateur ist froh, sich seiner Aufgabe als Feuerwehrkommandant hauptberuflich widmen zu können: „Mein früherer Arbeitgeber hat viel mitgetragen. Dafür bin ich dankbar. Jetzt kann ich an Aufgaben, die erledigt werden müssen, aber dran bleiben und muss nicht mehr auf zwei Baustellen tanzen.“ Seit 2022 leitet er die Feuerwehr in Wehr hauptamtlich als Kommandant.

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Aus dem Ehrenamt in den Hauptberuf

Aus eigener Erfahrung weiß er, dass es schwierig ist, alles unter einen Hut zu bekommen. Fünf Jahre lang war er ehrenamtlicher Kommandant, bevor er seinen früheren Beruf aufgab, um sich voll und ganz der Feuerwehr zu widmen. Fest steht für ihn: ohne Freiwillige funktioniert es nicht.

Der größte Unterschied zwischen einem hauptamtlichen und einem ehrenamtlichen Kommandanten sei: „Ein ehrenamtlicher Kommandant wird aus der Mitte der Kameradschaft gewählt. Der hauptamtliche Kommandant kommt über die ausgeschriebene Stelle der Gemeinde zu seinem Beruf.“ Kennt die Mannschaft den hauptamtlichen Kommandanten zuvor nicht, könnte der Rückhalt bei einem ehrenamtlichen Kommandanten größer sein. „Beides hat seine Vor- und Nachteile.“

Der Großteil der Feuerwehrkommandanten im Landkreis Waldshut sei aktuell noch ehrenamtlich im Dienst. Das werde sich laut Bibbo aber in den nächsten Jahren ändern. Prüfvorschriften, die hohe Verantwortung, Dokumentationspflicht, Termine mit Behörden – all das ist zeitintensiv, „da kann ich nicht erwarten, dass das noch jemand abends nach der eigentlichen Arbeit macht.“